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Tore der Zeit: Roman (German Edition)

Tore der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Tore der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Nicolai
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Zuschauer stimmten nicht wie üblich in die Hymne der Show ein.
    Sie rufen meinen Namen, dachte Ravenna verwirrt. Wieso rufen sie meinen Namen?
    Dann gingen die Lichter aus. In der Dunkelheit stolperte sie beinah von der letzten Stufe.
    Yvonne stöhnte auf. Dann wurde das Gewicht auf ihrer Schulter leichter. Oriana fasste auf der anderen Seite mit an. Gemeinsam schaffen sie Yvonne zum Lift. So viel Vernunft hätte Ravenna der kleinen Satanistin gar nicht zugetraut.
    »Schneller«, keuchte sie. »Ich will als Erste an diesem Aufzug sein.«
    Oriana nickte. Das Medium bahnte ihnen den Weg durch die Menschenmenge. Mit eisernem Griff umklammerte Ravenna Yvonnes Hüfte und schob sie vorwärts. Niemand dachte daran, die Dachterrasse zu verlassen. Die Leute standen in Gruppen zusammen und diskutierten erregt. Fotografen hielten ihre Apparate in die Höhe und schossen Bilder von der Versammlung.
    »Weiter«, keuchte Ravenna. »Immer schön geradeaus gehen.« Sie hielt Yvonnes Handgelenk fest und zerrte sie zum Lift. »Alles wird wieder gut, hörst du? Alles wird wieder gut. Du darfst dich nur nicht aufgeben.«
    Yvonne zitterte unkontrolliert. Haltlos rollte ihr Kopf in den Nacken. Ravenna rempelte die Umstehenden zur Seite, wurde geschubst und gestoßen und in dem Tumult auch noch fotografiert. Einmal stolperte sie über eine Tasche, die jemand auf dem Boden stehen gelassen hatte. Der Lift war nur noch wenige Schritte entfernt.
    Sobald sie den Aufzug erreicht hatten, schob sie Yvonne und Oriana hinein und hämmerte auf die Knopfleiste.
    »Du fliegst mit ihr«, wies sie die Fürstin an. »Du wirst meine Schwester nicht aus den Augen lassen. Niemand darf in ihre Nähe. Velasco auf gar keinen Fall. Ich komme nach, so schnell ich kann. Wenn du meiner Schwester hilfst, dann helfe ich auch dir. Du musst Beliars Zirkel nicht angehören, wenn du nicht willst. Hast du das verstanden?«
    Oriana nickte. Die Reporter drängten sich jetzt durch die Menge. Immer wieder flammten Blitzlichter auf. Das Medium schimpfte wie ein Rohrspatz, aber niemand achtete auf die Kleine. Ein besonders vorwitziger Bursche wollte unter Ravennas Arm hindurchschlüpfen und sich in die Kabine zwängen.
    Sie hielt ihn auf. Stemmte beide Hände gegen den Türrahmen des Lifts. Niemand würde Yvonne an diesem Abend befragen. Ein Interview mit ihrer Schwester war mehr als genug.
    »Es geht mir gut«, log sie in die Mikrofone, die ihr entgegengestreckt wurden. »Ganz ausgezeichnet.« Hinter sich hörte sie, wie sich die Türen schlossen. Der Aufzug setzte sich mit einem Rumpeln in Bewegung.
    »Es war eine ziemlich knappe Entscheidung. Aber ich weiß, dass ich das Richtige getan habe.«
    Die Reporter murmelten in ihre Diktiergeräte oder machten sich Notizen. Ein junger Mann knipste noch ein Foto.
    Auf dem Dach sprang der Rotor des Helikopters an. Ravenna blickte auf. Auch die Journalisten hoben die Köpfe. Als der Helikopter auftauchte, ließen die Medienleute endlich von ihr ab und liefen zur Dachkante. Mit Getöse hob der Hubschrauber ab und flog eine Schleife über die Stadt. Aufgeregt kommentierten die Reporter den Rettungsflug.
    Ravenna ließ die Schultern gegen die Stahltür des Lifts sinken. Sie wickelte sich fester in ihre Strickjacke. Der Wind frischte auf, und ein kalter Nieselregen setzte ein.
    Das Duell der Zauberer war vorbei. Bald würde auch das Interesse an ihrer Person nachlassen. Niemand erinnerte sich mehr an die Sieger aus den letzten Staffeln. Sie waren Randnotizen in der Geschichte des WizzQuizz. Es würde neue Kandidaten geben, dachte sie, neue Herausforderungen und neue Siege.
    Bis eines Tages vielleicht wirklich jemand eine Million Euro gewann.
     

 
    Aethera magyca
    Pyrenäen, Februar 1254
    Lucian hockte auf einem flachen Felsen, die Ellenbogen auf die Knie gestützt. Er hatte die Rüstung ausgezogen, sich den Mantel lose um die Schultern geschlungen. Nach den vergangenen Tagen war es eine Erleichterung, das drückende Gewicht der Kettenringe und der Ledertunika los zu sein.
    Der Gipfel des Montmago lag vor ihm. Nichts schillerte mehr zwischen den ausgewaschenen Felsformationen. Nichts quoll aus dem Boden. Das Tor war verschwunden. Gras, Geröll und Felsen – vor ihm erstreckte sich nichts weiter als eine einsame, abgelegene Berglandschaft.
    Regungslos blieb er sitzen. Ghost graste ein Stück weiter unten am Hang. Das gelegentliche Schnauben war der einzige Laut, der die Stille durchbrach.
    Lucian sah zu, wie die Sonne sank, bis sie von

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