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Tore der Zeit: Roman (German Edition)

Tore der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Tore der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Nicolai
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unterlassen. Denn für euch gibt es nur einen einzigen Weg aus diesem Verlies: wenn ich den Wächtern den Befehl zum Öffnen gebe.« Beliar zeigte auf die spitz zulaufende Tür. Sie hatte, wie Lucian gesagt hatte, auf der Innenseite weder Schloss noch Riegel.
    »Was willst du von uns?«, herrschte Ravenna Beliar an. »Schließlich hast du alles erreicht, was du erreichen wolltest: Vadym hat den linken Arm verloren und dafür gebüßt, dass er beim Baccara gemogelt hat. Und wir sitzen hier fest, weit entfernt von jeder Hilfe. Wahrscheinlich wird man uns nicht einmal vermissen. Wir werden genauso spurlos verschwinden wie jener Schlüsselmeister, den das Tor in den Katakomben verschluckte. Oder irre ich mich etwa?«
    »Aber Ravenna, wo denkst du hin?«, tadelte Beliar sie sanft. »Ihr beide seid viel zu wertvoll, als dass man einfach das Skript ändern und euch aus der Show werfen würde. Ravenna und ihr Ritter. Habt ihr überhaupt eine Vorstellung davon, was euch in der nächsten Runde erwartet? Nur ein vollkommen Wahnsinniger würde das WizzQuizz zu diesem Zeitpunkt abbrechen. Ich will, dass ihr weiterspielt. Ich bestehe sogar darauf! Denk bloß an die Wette, von der ich dir erzählt habe.«
    »Scheiß auf die Wette«, knurrte Ravenna. »Ich spiele dein Spiel nicht länger mit.«
    Beliar zuckte mit den Achseln. »Glaubst du wirklich, du hast eine Wahl?«
    Er trat zu zwei kleinen Kisten, die auf dem Blutstein standen. Sie sahen wie mittelalterliche Schatztruhen aus. Beliar ließ das Schloss der ersten Kiste aufschnappen. Dann richtete er die Kamera auf den Inhalt und schließlich auf Ravennas fassungsloses Gesicht.
    »Zweihundertfünfzigtausend Euro, in sauber gebündelten Scheinen«, erklärte er. »Sag ja, und dieses Geld gehört dir. Ein Fingerschnipsen und du befindest dich wieder in der Schädelgruft von Paris. Man wird deine Rückkehr aus den Katakomben feiern, mit dir lachen und weinen, denn dein charmanter Ritter fiel auf dem Weg zum Sieg bedauerlicherweise einem Unglück zum Opfer. Verstehst du? Du hättest endlich Ruhe vor mir. Für den Rest deines Lebens könntest du durch Talkshows tingeln und das süße Leben einer Berühmtheit genießen. Ich bin ziemlich sicher, dass man dir bald irgendwelche Werbeverträge anbietet. Oder du bekommst deine eigene Talkrunde, die Vanessas Gequatsche zweifellos in den Schatten stellen wird. Der einzige Wermutstropfen: Lucian bleibt hier. Das habe ich seinem Vater versprochen. Aber auf diese Weise wäre schließlich jeder wieder da, wo er hingehört.«
    »Vergiss es«, fauchte Ravenna. »Die Sache war bereits entschieden, ehe du überhaupt den Mund aufgemacht hast.« Tatsächlich war ihr zum Heulen zumute. Sie spürte, wie Lucian neben ihr erstarrte.
    Beliar legte den Kopf schräg und betrachtete Ravenna. »Nimm dir einen Augenblick Zeit, bevor du dich entscheidest«, riet er ihr. »Noch weißt du nicht, was sich in der zweiten Kiste befindet. Und du hast keine Ahnung, was vor dieser Tür auf euch wartet. Vielleicht werdet ihr schon gleich vor dem Kerker niedergemetzelt. Dann wäre all deine Tapferkeit umsonst.«
    »Du solltest das Angebot annehmen«, hörte sie Lucian hinter sich sagen. Seine Stimme klang belegt. »Dann wärst du wenigstens in Sicherheit. Und um es so auszudrücken: Das würde ich sehr begrüßen.«
    Sie drehte sich zu ihrem Ritter um. Sein Gesicht war weiß wie Kerzenwachs, bis auf den verschorften Schnitt in seiner Wange. Die dunklen Augen flackerten – ob aus Angst, aus Zorn, oder weil er es kaum erwarten konnte, Velasco den Hals umzudrehen, konnte sie nicht feststellen.
    »Ich fürchte, du verstehst nicht ganz«, sagte sie zu ihm. »Ich liebe dich, Lucian. Und an Beltaine habe ich geschworen, dass ich für immer deine Gefährtin sein werde. Fakt ist: Ohne dich würde ich sterben. Ich würde eingehen wie eine Pflanze, die man in den Keller stellt. Wenn ich nie mehr erleben könnte, wie du lachst, wie du dich morgens mit diesem verschlafenen Blick zu mir umdrehst, wenn ich dir nie, niemals wieder nah sein könnte, dann bliebe auch ich nicht am Leben. Deshalb steht meine Entscheidung fest. Ich bleibe hier.«
    Tränen liefen ihr über die Wangen. Es war das emotionalste Geständnis, das sie je gemacht hatte. Und es war die reine Wahrheit.
    Lucian schluckte. Dann hob er das verhüllte Schwert und schlug Beliar die Kamera aus der Hand. »Schalt endlich das verdammte Ding aus!«, knurrte er. »Schließlich sind wir keine Kuriositäten, die man auf dem

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