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Tore in der Wüste

Tore in der Wüste

Titel: Tore in der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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ein wenig darauf konzentrie r te.
    Dieses Phänomen läßt sich nur sehr schwer mit einfachen Worten erklären, aber ich will es trotzdem einmal vers u chen: Wenn ich ihren Worten aufmerksam lauschte, dann schwammen sie buchstäblich von mir weg wie individuelle Fische in einem nach Tausenden zählenden Schwärm. Wenn ich nun einfach nur die Wasseroberfläche im Auge behielt, dann konnte ich den sich verändernden Linien folgen, die Strudel ausmachen und die Spritzer erkennen. Und genauso konnte ich verstehen, was sie sagten. Aber warum das so war, davon hatte ich keine Ahnung.
    Nach einer Weile interessierte es mich auch nicht mehr, denn ihre Dialoge kreisten immer um dieselben Themen. Da war es schon wesentlich lohnender, die verkürzte Zykloide, die der Mount Chimborasso verursachte, zu betrachten, wenn man sich irgendwo über dem Südpol befand und di e sen Teil der Oberfläche überschauen konnte, der sich, g e mäß dem Orbit des eigenen Körpers, unter einem wegb e wegte.
    Plötzlich machte ich mir Sorgen wegen meiner Geda n kengänge. Wo hatte denn beispielsweise der letzte seinen Ursprung genommen? Ich fühlte mich herrlich, aber ging dieses Gefühl wirklich von mir aus? Hatte irgendein Ventil den Zugang zu meinem Unterbewußtsein geöffnet und so den Fluß der Libido entfesselt, der nun gewaltige Sandbänke verschiedenster Gefühle von den Ufern meiner Erinnerung losriß, um sie zu den saftigen Wiesen meines Geistes zu transportieren, wo sich normalerweise mein ganzes bewu ß tes Denken abspielt? Oder konnte es sich um ein telepath i sches Phänomen handeln ich selbst in einer psychisch schutzlosen Position und zwei völlig fremde Bewußtseinsi n halte als einzige Kommunikationspartner im Umkreis von Tausenden von Meilen? War einer von ihnen ein Logoph i ler, der mich mit Absicht seine Worte verstehen ließ?
    Aber es schien nicht so zu sein. Ich war mir sicher, da ß b eispielsweise mein Verständnis der Sprache kein telepath i sches Phänomen war. Ihre Sprache kam langsam in einen immer besseren Fokus – mittlerweile verstand ich einzelne Worte und Phrasen, nicht mehr nur Abstraktionen ihres Si n nes. Auf irgendeine Weise beherrschte ich ihre Sprache, d a bei war kein Gedankenlesen im Spiel.
    Was dann?
    Mit keinem geringen Schuldgefühl packte ich mein ge i stiges Wohlbefinden, transportierte es auf Armeslänge von meinem Körper weg, und dann stieß ich mit aller Kraft zu. „ Denke, verdammt noch mal! “ befahl ich meinem Kortex. „ Genug gefaulenzt. Keine Zeit mehr für geistige Ferien. Bewegung! “
    Zurückkehren, zurückkehren, zu … dem Durst, der Kälte, den Schmerzen, dem Morgen … Ja. Australien. Dort war ich … Der Wombat hatte das Känguruh – dessen Name, wie ich später erfuhr, Charv lautete – davon überzeugt, daß mir Wasser im Augenblick mehr helfen würde als ein Erdnu ß butterbrot. Charv anerkannte das überlegene Wissen des Wombats in Fragen der menschlichen Physiologie und holte eine Flasche aus seinem Beutel. Der Wombat – dessen N a me, wie ich ebenfalls bald herausfand, Ragma lautete – zog seine Pfoten ab – oder besser, seine pfotenähnlichen Han d schuhe –, wobei er winzige, sechsgliedrige Händchen mit entgegengesetzten Daumen enthüllte, und danach flößte er mir die Flüssigkeit in kleinen Dosen ein. Während sie das taten, schnappte ich auf, daß sie außerirdische Detektive w a ren, die sich als einheimische Fauna getarnt hatten. Der Grund dafür wurde mir nicht ganz klar.
    „ Sie sind in einer glücklichen Lage …“ sagte Ragma.
    Ich verschluckte mich und hustete. Als ich wieder zum Reden imstande war, sagte ich: „ So langsam beginne ich den Ausdruck außerirdischer Standpunkt ’ zu verstehen. Ich nehme an, Sie beide sind Angehörige einer Rasse von M a sochisten. “
    „ Manche Wesen danken denen, die ihnen das Leben g e rettet haben “ , entgegnete er. „ Und, um meinen Satz zu b e enden, Sie sind in einer glücklichen Lage, aber nur, weil wir zufällig hier vorbeikamen. “
    „ Beim ersteren kann ich Ihnen zustimmen “ , sagte ich. „ Vielen Dank also. Aber die Koinzidenz ist wie ein Gumm i band, überdehnt man sie zu sehr, dann schnalzt sie. Seien Sie mir nicht böse, wenn ich die Zufälligkeit unseres Z u sammentreffens etwas in Frage stelle. “
    „ Ich bin untröstlich, daß Sie uns gegenüber Argwohn empfinden “ , sagte er. „ Wo wir Ihnen doch lediglich Be i stand geleistet haben. Ihr Zynismus-Index könnte mögl i cherweise noch

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