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Tore in der Wüste

Tore in der Wüste

Titel: Tore in der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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z te keinen roten Heller auf mein Leben, denn meine Peiniger waren übermächtig – eine andere Art au sz udrücken, daß ich selbst schwach und verweichlicht war, daran war nicht zu rütteln.
    Es gibt da eine rhythmische Atemtechnik, bei der es mir im Yoga-Kurs immer warm geworden war. Ich probierte sie aus, doch der Atem rasselte lediglich kalt in meinen Lungen. Ich mußte husten und keuchen.
    Der Wombat fuhr herum und sprang auf meine Brust. Ich schrie auf, um sofort mit meiner linken Hand nach seinem Nacken zu greifen, und erst da fiel mir wieder ein, daß sie ja gefesselt gewesen war. Der Wombat fingerte mit seiner Pf o te nach meinem Mund, kratzte mich.
    Das Tier klammerte sich mit seinen drei anderen Klauen an mir fest, brachte mich mit der vierten zum Schweigen und flüsterte heiser: „ Sie komplizieren die Lage gefährlich, Mister Cassidy. Lassen Sie sofort meinen Nacken los und beruhigen Sie sich. “
    Ganz offensichtlich war ich schon im Delirium. Aber ein gewisser Komfort innerhalb des Rahmens meines Deliriums schien mir wünschenswert, daher ließ ich seinen Nacken los und nickte. Er zog seine Pfote zurück.
    „ Ausgezeichnet “ , sagte er. „ Ihre Füße sind bereits frei, ich muß nur noch Ihre rechte Hand befreien, dann können wir gehen. “
    „ Gehen? “
    „ Psssst! “ sagte er und bewegte sich wieder nach rechts.
    Also psssstete ich, während er sich an meinen Fesseln zu schaffen machte. Es war die interessanteste Halluzination, die ich jemals gehabt hatte. Ich suchte unter meinen diversen Neurosen nach dem Grund, warum sie ausgerechnet diese Form annahm. Nichts bot sich auf die Schnelle an. Aber schließlich sind Neurosen auch durchtriebene kleine Teufel, wenn man Dr. Marko Glauben schenken will; wenn sie au f treten, dann muß man ihnen schon ihren Willen lassen.
    „ So “ , flüsterte er wenige Minuten später. „ Sie sind frei. Folgen Sie mir. “
    Er bewegte sich von mir weg.
    „ Halt! “
    Er blieb stehen, kam zurück.
    „ Was ist denn los? “ fragte er.
    „ Ich kann mich noch nicht bewegen. Geben Sie meinem Kreislauf eine Chance, ja? Meine Hände und Füße sind wie abgestorben. “
    Er schnaubte und kam her zu mir.
    „ Dann ist Bewegung die beste Therapie “ , dozierte er, griff nach meinem Arm und zerrte mich in eine sitzende P o sition nach vorn.
    Für eine Halluzination war er bemerkenswert kräftig, und er hörte nicht auf zu zerren, bis ich auf alle viere kippte. Ich zitterte zwar, doch es gelang mir, mich in dieser Stellung zu halten.
    „ Gut “ , sagte er und klopfte mir auf die Schulter. „ Nun kommen Sie schon. “
    „ Warten Sie! Ich sterbe vor Durst. “
    „ Tut mir leid. Ich muß weiter. Aber wenn Sie mir folgen, dann kann ich Ihnen etwas zu trinken in Aussicht stellen. “
    „ Wann? “
    „ Überhaupt nicht “ , schnarrte er, „ wenn Sie nur hier sitzen bleiben. Ich glaube, ich höre sogar schon Geräusche im L a ger. Kommen Sie doch endlich! “
    Ich begann, auf ihn zuzukriechen. „ Bleiben Sie geduckt “ , sagte er zu mir, was unnötig war, da ich sowieso nicht au f stehen konnte. Dann bewegte er sich von dem Lager weg, in östlicher Richtung, grob parallel zu dem Graben, den ich aufgeworfen hatte. Ich kam nur langsam voran, daher blieb er gelegentlich stehen, damit ich mit ihm Schritt halten konnte.
    Ich folgte ihm einige Minuten lang, dann begannen meine Extremitäten zu kribbeln, hin und wieder konnte ich sogar etwas fühlen. Das ließ mich zusammenbrechen, und noch im Fallen krächzte ich einige Obszönitäten. Sofort watschelte er auf mich zu, also schwieg ich, bevor er mir wieder die Pfote in den Mund stecken konnte.
    „ Sie sind wirklich außergewöhnlich schwer zu retten “ , sagte er. „ Abgesehen von Ihrem Kreislauf scheinen auch Ihre Urteilskraft und Ihre Selbstkontrolle nur sehr mäßig zu sein. “
    Mir fiel noch eine Obszönität ein, aber die flüsterte ich nur.
    „ Was Sie auch unaufhörlich demonstrieren “ , fügte er hi n zu. „ Sie müssen doch nur zwei Dinge tun: mir folgen und still sein.
    Bei beiden sind Sie nicht besonders gut. Es verwundert einen doch …“
    „ Bewegen Sie sich! “ fuhr ich ihn an. „ Ich komme ja schon. “
    „ Und Ihre Emotionen …“
    Ich langte nach ihm, aber er wich zurück und trottete we i ter.
    Ich folgte ihm, wobei ich jeden Wunsch vergaß, außer dem, das kleine Biest zu erwürgen. Es spielte keine Rolle, daß die Situation vollkommen absurd war. Ich konnte s o wohl Merimee als auch

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