Tore in der Wüste
Marko für diese Situation heranzi e hen, ein entgegengesetztes Paar von Zerrspiegeln, mit mir in der Mitte, dem Wombat auf der Spur.
Ich folgte ihm murrend, das Adrenalin brannte in meinen Adern. Ich verlor jegliches Zeitgefühl, nur hin und wieder spie ich den Staub aus, den er aufwirbelte.
Der Hügel, an dem wir uns entlangbewegten, wurde fl a cher und verschwand schließlich ganz. Wir bewegten uns einwärts, aufwärts, dann wieder abwärts, durch Felsenkorr i dore immer tiefer in die Dunkelheit hinein, über einen Weg, der mittlerweile nur noch aus Felsen und Geröll bestand. Ich rutschte einmal aus, und sofort stand er neben mir.
„ Alles in Ordnung? “ fragte er.
Ich wollte lachen, bekam mich aber wieder unter Kontro l le.
„ Sicher, mir geht es blendend. “
Er war sorgsam darauf bedacht, nicht in meine Reichwe i te zu gelangen.
„ Es ist nicht mehr weit “ , sagte er entschuldigend. „ Bald können Sie sich ausruhen. Ich werde Sie dann auch mit Na h rungsmitteln versorgen. “
„ Tut mir leid “ , sagte ich, bemüht aufzustehen, aber ich scheiterte. „ Das war ’ s. Wenn ich dort ausruhen kann, dann kann ich ebensogut hier ausruhen. Die Luft ist raus. “
„ Der Weg ist steinig “ , sagte er, „ daher werden sie Ihnen wohl kaum folgen können. Aber ich würde mich wohler fühlen, wenn Sie mir nur noch ein paar Schritte weit folgen würden. Es gibt auf dieser Seite eine Nische, und die Cha n cen sind sehr groß, daß sie dort vorübergehen, ohne etwas zu merken, wenn sie zufällig doch auf unsere Fährte stoßen sollten. Was meinen Sie, wäre das nicht gut? “
„ Hört sich nicht schlecht an, aber ich glaube kaum, daß ich es noch schaffen kann. “
„ Versuchen Sie es. Nur noch ein einziges Mal. “
„ Also gut. “
Ich stieß mich hoch, wackelte, schleppte mich aber dessen ungeachtet vorwärts. Aber sollte ich noch einmal hinfallen, dann war alles gelaufen, entschied ich. Mein Kopf fühlte sich so leicht an wie mein Körper schwer.
Aber ich wollte es schaffen. Nur noch etwa dreißig M e ter …
Er führte mich in eine verborgene Wölbung hinter der Krümmung einer Sackgasse. Dort brach ich völlig erschöpft zusammen.
„ Ich gehe jetzt “ , dachte ich, ihn sagen zu hören. „ Bleiben Sie hier. “
„ Was denn sonst? “ schien ich zu antworten.
Wieder Schwärze. Absolut und undurchdringlich. Ein sti c kiger, enger Platz/Ort von unbekannten Dimensi o nen/Abmessungen. Ich war darin und – vice versa – gle i chermaßen verteilt und vollkommen konzentriert von/in di e sem alptraumhaften System mit dem Bewußtsein von C -n und HitzeKälteDurstHitzeKälteDurst in einer endlosen D e zimalreihe, die immer/überall auf der schützenden Plane verlief, die mich umgab …
Lichtblitze und Vorstellungsbilder … „ Kannst du mich hören, Fred? Kannst du mich hören, Fred? “ Wasser, das meine Kehle hinuntertröpfelt. Wieder Schwärze, Lichtblitz. Wasser auf meinem Gesicht, in meinem Mund. Bewegung. Schatten. Ein Seufzer …
Seufzen. Schatten. Weniger dichte Schwärze. Lichtblitz. Blitze. Ein gedämpftes, kaum wahrnehmbares Licht. Der Boden unter mir, hart. Das Seufzen, mein eigenes.
„ Kannst du mich hören, Fred? “
„ Ja “ , sagte ich. „ Ja …“
Die Bewegung erstarb. Ich hörte einen Wortwechsel in einer Sprache, die ich nicht verstand.
„ Sind Sie wach? Können Sie mich hören? “
„ Ja, ja. Ich habe doch schon mehrmals ja ’ gesagt. Wie oft soll ich denn noch …?“
„ Ja, er scheint bei Bewußtsein zu sein “ – ein mehr als nur überflüssiger Kommentar einer Stimme, die ich als die me i nes Freundes, des Wombats, identifizieren konnte.
Ich hatte mehr als eine Stimme unterscheiden können, konnte die Sprecher aber nicht sehen, was an dem Winkel lag, in dem ich saß. Und den Kopf zu drehen war zuviel Aufwand. Ich öffnete die Augen und sah, daß das Terrain flach war und von den ersten Flammen des Morgenrotes überflutet wurde.
Alle Geschehnisse des vergangenen Tages tauchten wi e der aus der Versenkung auf, wo alle Erinnerungen sich b e finden, wenn man gerade keine Verwendung für sie hat. Das, in Verbindung mit der Lehre, die ich aus ihnen gezogen hatte, war dafür verantwortlich, daß ich den Kopf erst gar nicht wenden wollte, um die Sprecher anzusehen.
Zudem war es nicht schlecht, einfach nur so dazuliegen. Wenn ich lange genug so liegenblieb, dann konnte ich vie l leicht entkommen und an einem ganz anderen Ort wieder aufwachen.
„
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