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Tore in der Wüste

Tore in der Wüste

Titel: Tore in der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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neun Uhr abends störte das Klingen des Telefons die Idylle. Meine Vorhersehungsgabe wies mich auf daraus resultierendes Unheil hin, aber wie immer in einem solchen Fall konnte ich nichts dagegen tun. Ich stand auf und nahm den Hörerin die Hand, seufzte einmal tief und hauchte dann ein „ Ja? “
    „ Fred? “
    „ Am Apparat. “
    „ Hier ist Ted Nadler. Wir haben ein Problem. “
    „ Was für eines? “
    „ Zeemeister und Buckler sind entkommen. “
    „ Von wo? Wie? “
    „ Sie waren noch am selben Tag in ein Gefängnishospital überführt worden. Von dort sind sie vor einigen Stunden geflohen. Keiner weiß, wie das im einzelnen vonstatten ging. Zurück blieben neun bewußtlose Angestellte – vom medizinischen wie auch vom militärischen Stab. Die Ärzte glauben an den Einsatz eines neurotropischen Gases – die Opfer sprechen alle auf Atropin an. Aber als der Direktor mich anrief, konnte noch keiner eine ausreichende Aussage machen. “
    „ Zu dumm. Aber ich glaubte, vor denen werden wir erst einmal eine Weile Ruhe haben. “
    „ Was meinen Sie damit? “
    „ Was habe ich gerade gesagt? Wahrscheinlich sind sie b e reits unterwegs, um das Land zu verlassen. Anklage wegen Entführung, Anklage wegen Mordversuchs, eine hübsche Reihe, die sich fortsetzen ließe. “
    „ Darauf können wir nicht bauen. “
    „ Was meinen Sie damit? “
    „ Vielleicht kommen sie auch schnurstracks zu Ihnen. Schicken Sie also besser Ihre Freundin nach Hause und packen Sie Ihre Koffer. Ich werde Sie in einer halben Stunde abholen. “
    „ Das können Sie nicht machen! “
    „ Doch. Tut mir leid, aber das kann ich. Das ist ein Befehl. Ihr Job verlangt jetzt eben nach einer Dienstreise, Ihre G e sundheit ebenfalls. “
    „ Schon gut. Wohin? “
    „ New York “ , sagte er.
    Danach: Klick. Das war sie, die Vertreibung aus dem Ga r ten Eden. Ich wandte mich an Ginny.
    „ Wer war das? “ fragte sie.
    „ Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht. “
    „ Zuerst die gute. “
    „ Wir haben immer noch eine halbe Stunde. “
    Tatsächlich benötigte Nadler aber doch fast eine Stunde, bis er bei mir war, was mir Zeit gab, eine Entscheidung zu treffen, wie ich sie kaltblütiger und besonnener noch nie z u vor getroffen hatte.
    Merimee nahm beim sechsten Klingeln den Hörer ab. Er erkannte meine Stimme sofort.
    „ Ja “ , sagte ich. „ Erinnern Sie sich noch an das Angebot, das Sie mir damals gemacht haben? “
    „ Ja. Sehr gut. “
    „ Ich nehme Sie beim Wort “ , sagte ich.
    „ Wer? “
    „ Zwei. Sie heißen Zeemeister und Buckler …“
    „ Oh. Morty und Jamie. Klar. “
    „ Sie kennen sie? “
    „ Ja. Morty arbeitete gelegentlich für Ihren Onkel. Wenn das Geschäft gut lief und wir eine Auftragsschwemme ha t ten, dann mußten wir hin und wieder eine kleine Aushilfe anheuern. Er war ein fetter kleiner Bursche, der darauf brannte, mehr über das Geschäft zu erfahren. Ich mochte ihn nie leiden, aber er verfügte über Enthusiasmus und eine r a sche Auffassungsgabe. Nachdem Al ihn gefeuert hatte, ba u te er sich sein eigenes Geschäft auf. Ein paar Jahre später stellte er Jamie ein, der sich mit der Konkurrenz befaßte und Reklam a tionen bearbeitet. Jamie war eigentlich Boxer, Mittelschwe r gewicht, zudem verfügte er über große militärische Erfa h rung. Er war von drei verschiedenen Armeen desertiert …“
    „ Warum hat Onkel Al Zeemeister gefeuert? “
    „ Oh, der Mann war unehrlich. Und wer arbeitet schon gerne mit einem Schwindler zusammen? “
    „ Stimmt. Nun, die beiden wollten mich schon zweimal t ö ten, fast wäre es ihnen auch gelungen, und wie ich nun e r fahren habe, sind sie wieder auf freiem Fuß. “
    „ Ich nehme an, Sie kennen ihren gegenwärtigen Aufen t haltsort nicht? “
    „ Das stimmt leider, unglücklicherweise. “
    „ Hmm. Das erschwert die Dinge wesentlich. Aber gehen wir die Angelegenheit einmal von der anderen Seite an. Wo werden Sie sich in den nächsten Tagen aufhalten? “
    „ Ich breche in den nächsten paar Minuten nach New York auf. “
    „ Exzellent. Wo werden Sie anzutreffen sein? “
    „ Das weiß ich noch nicht. “
    „ Sie können gerne wieder hierherkommen. Es wäre vie l leicht sogar von Vorteil …“
    „ Sie verstehen nicht “ , sagte ich. „ Ich bin graduiert wo r den. Tatsächlich habe ich sogar schon meinen Doktor in der Tasche. Und ich habe einen Job. Mein Chef bringt mich noch heute nacht nach New York. Ich habe keine Ahnung, wo genau er mich

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