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Tore in der Wüste

Tore in der Wüste

Titel: Tore in der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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gut?“
    „Hört sich nicht schlecht an, aber ich glaube kaum, daß ich es noch schaffen kann.“
    „Versuchen Sie es. Nur noch ein einziges Mal.“
    „Also gut.“
    Ich stieß mich hoch, wackelte, schleppte mich aber dessen ungeachtet vorwärts. Aber sollte ich noch einmal hinfallen, dann war alles gelaufen, entschied ich. Mein Kopf fühlte sich so leicht an wie mein Körper schwer.
    Aber ich wollte es schaffen. Nur noch etwa dreißig Meter …
    Er führte mich in eine verborgene Wölbung hinter der Krümmung einer Sackgasse. Dort brach ich völlig erschöpft zusammen.
    „Ich gehe jetzt“, dachte ich, ihn sagen zu hören. „Bleiben Sie hier.“
    „Was denn sonst?“ schien ich zu antworten.
     
    Wieder Schwärze. Absolut und undurchdringlich. Ein stickiger, enger Platz/Ort von unbekannten Dimensionen/Abmessungen. Ich war darin und – vice versa – gleichermaßen verteilt und vollkommen konzentriert von/in diesem alptraumhaften System mit dem Bewußtsein von C -n und HitzeKälteDurstHitzeKälteDurst in einer endlosen Dezimalreihe, die immer/überall auf der schützenden Plane verlief, die mich umgab …
    Lichtblitze und Vorstellungsbilder … „Kannst du mich hören, Fred? Kannst du mich hören, Fred?“ Wasser, das meine Kehle hinuntertröpfelt. Wieder Schwärze, Lichtblitz. Wasser auf meinem Gesicht, in meinem Mund. Bewegung. Schatten. Ein Seufzer …
    Seufzen. Schatten. Weniger dichte Schwärze. Lichtblitz. Blitze. Ein gedämpftes, kaum wahrnehmbares Licht. Der Boden unter mir, hart. Das Seufzen, mein eigenes.
    „Kannst du mich hören, Fred?“
    „Ja“, sagte ich. „Ja …“
    Die Bewegung erstarb. Ich hörte einen Wortwechsel in einer Sprache, die ich nicht verstand.
    „Sind Sie wach? Können Sie mich hören?“
    „Ja, ja. Ich habe doch schon mehrmals ja’ gesagt. Wie oft soll ich denn noch …?“
    „Ja, er scheint bei Bewußtsein zu sein“ – ein mehr als nur überflüssiger Kommentar einer Stimme, die ich als die meines Freundes, des Wombats, identifizieren konnte.
    Ich hatte mehr als eine Stimme unterscheiden können, konnte die Sprecher aber nicht sehen, was an dem Winkel lag, in dem ich saß. Und den Kopf zu drehen war zuviel Aufwand. Ich öffnete die Augen und sah, daß das Terrain flach war und von den ersten Flammen des Morgenrotes überflutet wurde.
    Alle Geschehnisse des vergangenen Tages tauchten wieder aus der Versenkung auf, wo alle Erinnerungen sich befinden, wenn man gerade keine Verwendung für sie hat. Das, in Verbindung mit der Lehre, die ich aus ihnen gezogen hatte, war dafür verantwortlich, daß ich den Kopf erst gar nicht wenden wollte, um die Sprecher anzusehen.
    Zudem war es nicht schlecht, einfach nur so dazuliegen. Wenn ich lange genug so liegenblieb, dann konnte ich vielleicht entkommen und an einem ganz anderen Ort wieder aufwachen.
    „Hören Sie“, sagte eine fremde Stimme. „Möchten Sie gerne ein Brot mit Erdnußbutter?“
    Bruchstücke meiner Illusionen brachen um mich herum zusammen. Stöhnend gewann ich wieder eine neue Perspektive des Bodens sowie der langen Schatten, die auf ihm lagen.
    Wegen des seltsamen Schattens, den ich wahrgenommen hatte, war ich nicht besonders überrascht, als ich aufblickte und ein ungefähr einmeterachtzig großes Känguruh sah, das neben dem Wombat stand. Es betrachtete mich durch eine dunkle Sonnenbrille, während es mit einer Pfote in einen Beutel mit Broten griff.
    „Erdnußbutter ist reich an Proteinen“, sagte es.

 
4
     
    So dahängend, etwa zwanzig- oder dreißigtausend Meilen darüber, war ich in perfekter Position, um das Schauspiel genießen zu können, wenn Kalifornien vom Kontinent losbrechen und über den Pazifik davontrudeln würde, um jenseits des Horizontes zu verschwinden. Unglücklicherweise geschah dies aber nicht. Statt dessen kippte die ganze Welt unter mir weg, als das Raumschiff beschleunigte.
    Wie auch immer, bei dem Tempo, mit dem die Ereignisse abliefen, schien es wahrscheinlich, daß der San-Andreas-Graben wesentlich bessere Möglichkeiten bot, das gewünschte Spektakel mitzuerleben und gleichzeitig einen Donelly der fernen Zukunft mit Material für ein Buch über die Besonderheiten dieser vorsintflutlichen Welt zu versorgen. Wenn man nichts Besseres zu tun hat, kann man immer noch hoffen.
    Als ich, durch die Luke, neben der ich lag, endlich ausruhend und nur halb den Stimmen von Charv und Ragma lauschend, die einen hitzigen Wortwechsel ausfochten, hinausblickte, sah ich die Erde und dann das

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