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Tore in der Wüste

Tore in der Wüste

Titel: Tore in der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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von hier“, erklärte Charv. „Zudem hat Ragma recht. Es wäre besser, wenn wir diesen Ort so schnell wie möglich verlassen würden.“
    „Ich muß Ihnen ja wohl vorbehaltlos glauben“, sagte ich. „Aber Sie haben nach mir gesucht – und nur nach mir – nicht wahr? Sie scheinen etwas über mich zu wissen …“
    „Damit haben Sie Ihre eigene Frage gleich selbst beantwortet“, entgegnete Ragma. „Wir hatten Grund zu der Annahme, daß Sie in Gefahr sind, und wir behielten recht.“
    „Woher? Woher wußten Sie das?“
    Sie sahen einander an.
    „Tut mir leid“, sagte Ragma. „Das ist unerheblich.“
    „Wieso unerheblich?“
    „Wir sind nicht befugt, darüber Auskunft zu geben.“
    „Wer erteilt Ihnen denn Ihre ganzen Verbote?“
    „Unerheblich.“
    Ich seufzte. „Na schön. Ich glaube, ich kann mittlerweile wieder gehen. Wenn nicht, dann werden wir es ja bald wissen.“
    „Ausgezeichnet“, sagte Charv, als ich mich erhob.
    Dieses Mal fühlte ich mich sicherer, und das schienen sie auch zu sehen. Er nickte, wandte sich um und ging dann mit einem sehr unkänguruhhaften Schritt davon. Ich folgte ihm, Ragma blieb an meiner Seite. Er ging dieses Mal auf zwei Beinen.
    Das Terrain war ziemlich eben, daher bereitete das Gehen keine besonderen Schwierigkeiten. Nach ein paar Minuten des Laufens konnte ich sogar ein wenig Enthusiasmus bei dem Gedanken an ein Erdnußbutterbrot aufbringen. Aber noch ehe ich meinem Wunsch Ausdruck verleihen konnte, rief Ragma etwas Außerirdisches.
    Charv antwortete, dann beschleunigte er seinen Schritt; nun hoppelte er wirklich fast wie ein Känguruh.
    Ragma wandte sich an mich. „Er geht schon voraus, um die Aggregate anzuwärmen“, sagte er. „Damit wir einen flotten Start hinlegen können. Wenn Sie sich schneller bewegen können, dann tun Sie es bitte.“
    Ich bemühte mich nach besten Kräften. „Wozu die Eile?“ fragte ich noch.
    „Mein Gehör ist ausgesprochen sensitiv“, sagte er. „Wie ich soeben erfahren habe, sind Zeemeister und Buckler gestartet. Die Wahrscheinlichkeit einer Suche nach Ihnen ist sehr groß. Und es ist immer am besten, mit dem Schlimmsten zu rechnen.“
    „Wie ich vermute, handelt es sich bei den beiden um meine ungebetenen Gäste, und Ihr habt die Erlaubnis, mir ihre Namen mitzuteilen. Was stellen sie denn dar?“
    „Sie sind Balkengöggel.“
    „Balkengöggel?“
    „Asoziale Individuen, vorsätzliche Verletzer aller Statuten.“
    „Ach so, Galgenvögel. Ja, dasselbe hatte ich auch schon vermutet. Was können Sie mir von Ihnen erzählen?“
    „Morton Zeemeister“, sagte er, „ist in viele dunkle Geschäfte verstrickt. Er ist der Helle mit dem bleichen Fell. Normalerweise begibt er sich nie an einen Tatort, dafür hat er seine bezahlten Vasallen. Zu ihnen gehört der andere, Jamie Buckler. Er hat Zeemeister lange Jahre treue Dienste geleistet, dafür hat er ihn belohnt, indem er ihn zu seinem Leibwächter gemacht hat.“
    Mein eigener Körper prostestierte in diesem Augenblick gerade gegen die zusätzliche Belastung durch das raschere Gehen, daher war ich nicht sicher, ob das Summen in meinen Ohren von meinen Äderchen, in denen das Blut pulsierte, hervorgerufen wurde, oder ob es das Geräusch des todbringenden Vogels der beiden war. Ragma räumte jeglichen Zweifel aus.
    „Sie kommen in diese Richtung“, sagte er. „Nun aber rasch. Können Sie laufen?“
    „Ich werde es versuchen“, sagte ich.
    Der Boden fiel ab, stieg wieder an. Schließlich konnte ich weiter vorn etwas erkennen, von dem ich vermutete, daß es sich um ihr Raumschiff handelte. Ein glockenförmiges Ding aus Metall, durchsetzt mit dunkleren Flecken, wahrscheinlich den Luken, die sich unregelmäßig über die Oberfläche verteilten, eine offene Schleuse … Meine Lungen arbeiteten wie eine Ziehharmonika bei einer polnischen Hochzeit, ich spürte die ersten Wogen der Dunkelheit in meinem Kopf. Ich wußte, ich würde wieder zusammenbrechen.
    Dann folgte das bekannte Flimmern, als wäre ich einen Schritt aus der Realität herausgetreten. Ich wußte, mein Blut sackte ab, und ich verfluchte die Hydraulik, die dafür verantwortlich war. Zwischen dem zunehmend lauteren Summen hörte ich Pistolenschüsse, alles klang wie die Geräuschkulisse einer weit entfernten Show, noch nicht einmal das konnte mich wieder zurückreißen.
    Wenn einem das eigene Adrenalin schon im Stich läßt, wem soll man dann noch vertrauen?
    Dabei wollte ich es mit aller Gewalt zu der Schleuse und

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