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Tore in der Wüste

Tore in der Wüste

Titel: Tore in der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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    „Gott schütze sie!“
    Danach setzten sie sich wieder und verstummten. Ich blieb noch etwa eine Viertelstunde stehen, doch keiner sagte mehr etwas.
    Daher tastete ich mich in die Ecke, nahm das letzte verbliebene Geld aus dem Stiefel, steckte es in die Tasche und tastete mich zum Fenster zurück.
    Ich verschloß es so sorgfältig, wie ich es geöffnet hatte, kletterte wieder auf das Dach, wobei ich an einer schwarzen Katze vorbeiging, die einen Buckel machte und fauchte – zum Glück bin ich nicht abergläubisch –, und entfernte mich rasch.
    Nachdem ich Hals Haus nach Beobachtern abgesucht hatte – ich fand keinen außer mir selbst –, rief ich von der Telefonzelle an der Ecke bei ihm an. Es überraschte mich etwas, daß er schon nach wenigen Sekunden abnahm.
    „Ja?“
    „Hal?“
    „Ja. Wer spricht?“
    „Dein alter Kumpel Klettermaxe.“
    „Heyho, Junge! In was für Schwierigkeiten steckst du denn nun schon wieder?“
    „Wenn ich das wüßte, hätte ich viel weniger Kopfschmerzen. Kannst du mir etwas Neues berichten?“
    „Wahrscheinlich nichts von Bedeutung. Aber ich habe einige Kleinigkeiten herausgefunden, die vielleicht …“
    „Hör zu, kann ich raufkommen?“
    „Sicher, warum nicht?“
    „Jetzt gleich, meine ich. Ich falle dir nicht gerne zur Last, aber ich …“
    „Keine Sorge. Komm rauf.“
    „Geht es dir gut?“
    „Eigentlich nicht. Mary und ich hatten eine kleine Meinungsverschiedenheit, sie verbringt das Wochenende bei ihrer Mutter. Ich bin halb besoffen, also auch noch halb nüchtern. Das wird genügen. Du kannst mir von deinen Schwierigkeiten erzählen und ich dir von meinen.“
    „Das ist ein Angebot. Ich bin in einer halben Minute da.“
    „Großartig. Bis gleich.“
    Also legte ich auf, ging hinüber, klingelte, wurde eingelassen, und wenige Sekunden später klopfte ich bei ihm an der Wohnungstür.
    „Prompt, sehr prompt“, empfing er mich, riß die Tür auf und trat beiseite. „Tritt ein und bete.“
    „Wozu?“
    „Oh, segne dieses Haus zuallererst. Es kann ein wenig Gnade vertragen.“
    „Sei gesegnet“, sagte ich eintretend. „Tut mir leid, daß du Ärger hast.“
    „Wird schon wieder vorbeigehen. Es begann mit einem angebrannten Essen und dem Zuspätkommen beim Theaterbesuch, das ist alles. Zu dumm. Ich dachte, sie sei es, als das Telefon klingelte. Schätze, ich werde meine Entschuldigung auf morgen verschieben müssen. Wenn ich dann einen ordentlichen Kater habe, werde ich schon zerknirscht genug aussehen. Was möchtest du trinken?“
    „Ich weiß wirklich nicht … Ach, zum Teufel! Was du trinkst.“
    „Ein Tropfen Soda in einem Ozean aus Scotch.“
    „Lieber umgekehrt“, sagte ich, wonach ich mich im Wohnzimmer in einen riesigen, weichen und bequemen Sessel setzte.
    Wenige Augenblicke später kam Hal auch herüber und reichte mir ein Glas, aus dem ich einen ordentlichen Schluck nahm, während er sich mir gegenüber setzte, selbst trank und dann sagte: „Hast du denn in letzter Zeit irgendwelche monströsen Taten begangen?“
    Ich schüttelte den Kopf.
    „Immer das Opfer, nie der Sieger. Was hast du gehört?“
    „Nichts, wirklich nichts. Alles nur haltlose Vermutungen. Viele Leute haben nach dir gefragt, aber nur die wenigsten haben etwas gesagt.“
    „Was für Leute?“
    „Nun, dein Berater, Dennis Wexroth, er war einer von denen …“
    „Was wollte er denn?“
    „Mehr Informationen über dein Projekt in Australien.“
    „Welche zum Beispiel?“
    „Nun, den Standort zum Beispiel. Er wollte genau wissen, wo du gräbst.“
    „Was hast du ihm gesagt?“
    „Daß ich das nicht wüßte, was auch der Wahrheit entsprach. Dieses Gespräch führte er telefonisch mit mir. Später kam er persönlich vorbei, zusammen mit einem anderen Mann, einem Mister Nadler. Der Bursche hatte eine ID-Karte, die ihn als Angestellten des Innenministeriums auswies. Sie benahmen sich, als fürchteten sie, du könntest dort drüben Kunstgegenstände mitgehen lassen, was dann politische Verwicklungen ergeben könnte.“
    Ich sagte etwas Vulgäres.
    „Ja, dasselbe habe ich mir auch gedacht“, sagte er. „Er zwang mich, mich an alle Einzelheiten zu erinnern, die etwas mit deiner Arbeit zu tun haben konnten. Dunkel erinnerte ich mich noch an Tasmanien. Aber ich hatte Angst. Wußte nicht, was sie dir antun wollten. Daher habe ich darauf bestanden, nichts von deinen Plänen zu wissen.“
    „Gut. Wann war das?“
    „Oh, da warst du schon über eine Woche weg. Ich hatte

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