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Tore in der Wüste

Tore in der Wüste

Titel: Tore in der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Möglichkeit finden, die nötigen Resultate auch ohne Ihre Mithilfe zu bekommen.“
    „Was meinen Sie damit?“ fragte ich.
    „Wenn Sie Glück haben“, sagte er, „dann leben Sie lange genug, um Ihren Entschluß zu bedauern.“

 
5
     
    So dahängend, abwechselnd meine Muskeln an- und entspannend, um dem Pendeleffekt der langen, geknoteten Schnur entgegenzuwirken, untersuchte ich einen Penny, auf dem Lincolns Profil nach links blickte. Er sah genauso aus, wie ein Penny auszusehen hatte, den man im Spiegel betrachtet, Spiegelschrift und alles. Das Dumme war nur, ich hielt ihn direkt in meiner Handfläche.
    Neben/unter mir, wo ich nur wenige Meter über dem Fußboden baumelte, summte die Rhenniusmaschine: drei rabenschwarze Gehäuse, die in einer Reihe auf einer kreisförmigen Plattform angebracht waren, die sich langsam gegen den Uhrzeigersinn drehte. Von den Enden der Einheit ging jeweils ein Schaft aus – einer vertikal, einer horizontal –, und diese Schäfte passierten etwas, was an einen Möbiusstreifen erinnerte, ein Gürtel von fast einem Meter Weite, wobei ein Strang fast in einen Tunnel in der gekrümmten Zentraleinheit, aus dem eine gekrümmte Hand herausragte, mündete.
    Mit den Knien pumpend, die Füße gegen das Terminal gestemmt, brachte ich mich selbst in schwingende Bewegung, die mich, Augenblicke später, wieder über die einwärts gerichtete Spur der mittleren Komponente brachten. Ich ließ mich hinunter, streckte den Arm aus, ließ den Penny auf den Gürtel fallen, erreichte den oberen Totpunkt meiner Schwingbewegung, begann wieder zurückzuschwingen. Noch immer festgeklammert, schnappte ich mir den Penny, als er wieder auftauchte.
    Nicht das, was ich erwartet hatte. Aber nicht im geringsten.
    Die erste Reise durch die Innereien dieses Dings hatte den Umkehrprozeß eingeleitet. Ich hatte vermutet, wenn ich ihn ein weiteres Mal durchlaufen ließ, würde er wieder die ursprüngliche Form annehmen. Statt dessen hielt ich nun eine Metallscheibe in der Hand, auf der die Gravierung vertieft war, keinesfalls aber umgekehrt. Das war auf beiden Seiten der Fall, der Rand dagegen war eingekerbt wie ein Zahnrad.
    Ich wurde immer neugieriger. Aber ich mußte ihn ja einfach noch einmal durch die Maschine laufen lassen, um herauszufinden, was als nächstes geschah. Ich richtete mich auf, umklammerte das Seil mit den Knien, begann wieder, langsam zu schwingen.
    Einen Augenblick sah ich hoch, wo meine neun Meter lange Marionettenschnur im Halbschatten befestigt war. An einem T-Träger, ganz oben an der Decke, hatte ich sie befestigt. Ich trug einen dunklen Pulli und ebensolche Hosen, dazu hatte ich dünne, geschmeidige Turnschuhe an. Ich hatte das Seil zusammengeschlungen über der linken Schulter getragen, bis ich den Punkt erreichte, der am günstigsten über dem Apparat lag.
    Ich war durch ein Dachfenster eingestiegen, nachdem ich einige Drähte und Absperrungen zerschnitten sowie drei Alarmsysteme außer Funktion gesetzt hatte. Meine erworbenen Kenntnisse in Elektrotechnik hatten mir dabei ausgezeichnete Dienste geleistet. In der Halle selbst war es dunkel, die einzigen Lichtquellen befanden sich nahe am Boden, um das Gerät herum, das sie von unten her anstrahlten. Eine Kordel umgab die Maschine vollkommen, in ihr waren elektrische Sensoren verborgen, Sensorplatten im Fußboden und in der Plattform verrieten sofort jeden noch so leichten Schritt. Auch eine Fernsehkamera befand sich über dem Gerät. Ich hatte sie ein wenig verschoben. Sie war nun zwar noch immer auf die Maschine gerichtet, aber etwas weiter südlich, da ich mich ihr von Norden nähern wollte, wo der Gürtel sich verflachte, bevor er die Zentraleinheit erreichte – ein Kunststückchen, das ich im Verlauf des Kurses in Programmgestaltung gelernt hatte. Natürlich patrouillierten auch Wachen, aber einer der Wächter war eben erst hiergewesen, und ich hatte die Absicht, schnell zu sein. Aber alle Pläne haben ihre Grenzen und Schwächen – sonst könnten die Versicherungsgesellschaften nicht reich werden.
    Die Nacht war bewölkt, es wehte ein sehr kalter Wind. Mein Atem kondensierte zu geisterhaften, verwehenden Wölkchen. Der einzige Zeuge meiner Fingerübungen an dem Dachfenster war eine müde aussehende Katze, die in der Nähe zusammengekauert lag. Schon als ich in der Stadt angekommen war, war es so kalt gewesen, gestern nacht. Es war eine Reise, die auf eine Entscheidung zurückging, die ich tags zuvor auf Hals Sofa getroffen

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