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Tore nach Thulien 1 : Dunkle Gassen (German Edition)

Tore nach Thulien 1 : Dunkle Gassen (German Edition)

Titel: Tore nach Thulien 1 : Dunkle Gassen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Kohlmeyer
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prinzipiell zwei Möglichkeiten, ein hohes Alter zu erreichen. Entweder zeichneten sie sich in jungen Jahren durch große Feigheit oder hervorragende Kampfeigenschaften und Mut aus. Bei Asenfried tippte er auf Letzteres. Der kleine Mann vor ihm wirkte auf einmal gar nicht mehr so klein. Neben dem Respekt vor seinem meisterlichen Handwerk war da plötzlich noch etwas anderes. Berenghor empfand eine Art Verbundenheit mit dem Schmied. Eine Verbundenheit, wie Männer sie spürten, die gemeinsam Schwerter zogen. Sicherlich, Asenfried und Berenghor waren niemals Seite an Seite gestanden und würden das mit allergrößter Wahrscheinlichkeit auch nicht mehr tun, aber dennoch. In diesem Schmied steckte ein Gefährte der ersten Stunde, ein Kamerad, ein Waffenbruder.
    Für einen kurzen Moment fühlte Berenghor so etwas wie Scham in sich aufkeimen. Selbstverständlich wollte er es gar nicht so weit kommen lassen, und sofort konzentrierte er sich wieder angestrengt auf die Kohlezeichnung. Er hoffte inständig, der Schmied habe seinen kurzen Gefühlsausbruch gar nicht bemerkt. >> Schattenkrieger… <<, wiederholte er den Ausdruck, den Asenfried eben benutzt hatte und warf dabei die Stirn in Falten. Er hatte dieses Wort schon mal gehört und ahnte, was sich dahinter verbarg.
          >> Ich weiß nicht, was dieser Abschaum hier zu suchen hat. Wenn’s nach mir ging, würden die am nächsten Galgen baumeln. << Asenfried schüttelte aufgebracht den Kopf.
          >> Städte ziehen Abschaum an wie der Unrat die Ratten. << philosophierte Berenghor.
          >> Dieser Abschaum kommt nicht einfach so hierher. Die haben eine Aufgabe, einen Auftrag. Nichts Gutes, wenn du mich fragst << , erwiderte Asenfried.
          Berenghor beschloss in diesem Moment, auf eigene Faust der Sache nachzugehen. Dem Schmied sagte er nichts davon, auch nicht von dem Toten in der Dunklen Gasse. Er wusste nun, wonach er Ausschau halten musste, und bis zur Abreise war noch Zeit. Morgen würde die Anheuerung sein und bis dahin wollte er sich etwas umsehen und Augen und Ohren offenhalten. Er verabschiedete sich von Asenfried und machte sich auf den Weg. Heute sollte Markt sein und der Tag war noch jung. Es konnte nicht schaden, den Händlern und Marktschreiern einen Besuch abzustatten, und wenn man sich schon selbst eine Aufgabe auferlegte, durfte sie auch gerne mit dem angenehmeren Teil beginnen.
     

Berichte und Pläne
     
     
    Sein Herz schlug schnell und der Atem ging stoßweise. Er war den Weg von der Vorratskammer bis runter in die Leichenhalle gerannt. Eigentlich wollte er dieses abscheuliche Loch nicht mehr so schnell betreten, doch hier und jetzt musste es sein. Es roch noch schlimmer als vorhin, doch diesmal war Tristan froh, dass die Leiche noch auf dem Tisch lag. Bald würde man den toten Körper den Flammen übergeben. Eine Maßnahme, die während des letzten Krieges aufgrund der Seuchengefahr ergriffen und bis heute beibehalten wurde.
          Aufmerksam hielt er den Anhänger aus der Vorratskammer an die Tätowierung der rechten Hand des Toten. Sie glichen sich wie ein Ei dem anderen. Tristan musste schlucken. Es gab also einen Zusammenhang zwischen dem Toten und dem Einbruch in die Vorratskammer. Die Erkenntnis ließ alles augenblicklich in einem anderen Licht erscheinen, denn Tristan war sofort klar: Es musste sich mindestens um zwei Täter handeln. Der Mord hinter dem Goldenen Erker war in der Nacht von gestern auf heute geschehen, der Einbruch jedoch erst am Morgen danach. Bisher war es bei dem Mord nur um die Frage des Täters gegangen, nun jedoch wurde auch das Warum interessant. In den meisten Fällen war das Motiv der ausschlaggebende Punkt, der die Täter über kurz oder lang an den Galgen brachte. In Sieben Schänken hingegen waren Motive nicht unbedingt notwendig, und wenn doch, dann ging es immer um das Selbe: Frauen und Geld. Das Motiv hatte Tristan bisher als pauschalen Ärger in Sieben Schänken abgetan, doch jetzt war die Situation eine andere. Sicherlich bestand auch die Möglichkeit, dass der Einbrecher in der Nacht zuvor den Mord hinter dem Goldenen Erker begangen und seinem Opfer die Kette entwendet hatte, doch war dies eher unwahrscheinlich. Ein Mörder würde nach seiner Tat nicht noch einen Einbruch durchführen und riskieren, dabei geschnappt zu werden. Er würde vermutlich erst Gras über die Sache wachsen lassen und dann erneut zuschlagen. Tristan war sich sicher, dass der Tote in der Gasse und der

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