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Tore nach Thulien 1 : Dunkle Gassen (German Edition)

Tore nach Thulien 1 : Dunkle Gassen (German Edition)

Titel: Tore nach Thulien 1 : Dunkle Gassen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Kohlmeyer
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Einbrecher irgendwie zusammengehörten. Wenn dem so war, dann hatten sie nun einen Gegenspieler und der Einbrecher von heute morgen musste auf der Hut sein. Nach dieser Erkenntnis wollte Tristan Hauptmann Taris nochmal einen Besuch abstatten. Er musste ihn auf dem Laufenden halten, und mit ein wenig Glück gab es sogar schon Neuigkeiten von den Männern auf den Gassen.
          Tristan hatte aber Pech, Hauptmann Taris war nicht da. Er fand ihn weder in seinem Büro, noch auf dem Gelände der Garnison. Vermutlich erstattete er gerade beim Herzog Bericht. Für Tristan gab es im Hinblick auf den Mord jetzt weniger zu tun. Die Männer trieben sich noch immer auf den Gassen herum und bisher gab es keine positiven Rückmeldungen. Tristan wollte die Zeit nutzen, und stattete den Handwerkern im Zeughof einen Besuch ab. Die Arbeiten am Wagen gingen gut voran. Die Vorderachse samt Deichsel war bereits montiert und die Räder lehnten auch nicht mehr an den Seiten, sondern lagen auf den dafür vorgesehenen Radaufhängungen. Sämtliche Eisenbeschläge hatten die Handwerker rundum erneuert. Mit dem neuen Aufbau würde der Wagen etwas größer werden, als es sonst bei Gefährten dieser Art üblich war. Tristan hatte vor einiger Zeit eine Zeichnung des Radmachermeisters gesehen, und auch wenn er nicht viel vom Handwerk verstand, war er doch sofort begeistert gewesen. Der Wagen sollte eine Mischung aus rollender Festung und Transportmittel werden. Es war vorgesehen, die Seitenwände in regelmäßigen Abständen mit Eisenbeschlägen zu verstärken und bis auf Deckenhöhe hochzuziehen. Eine Plane würde es nicht mehr geben, und auch das Dach sollte aus Holz konstruiert und durchgehend sein. Über eine Einstiegsöffnung am hinteren, nach oben abgeschrägten Ende sollte die Besatzung in das Wageninnere gelangen können. Eine weitere Öffnung am anderen Ende des Wagens fungierte als Durchgang zum Kutschbock. Durch den vermehrten Einsatz von Holz und Eisen würde der Wagen ein deutlich höheres Eigengewicht bekommen. In Verbindung mit Besatzung und Ladung sogar so viel, dass eigens vier Pferde als Zugtiere zum Einsatz kommen mussten. In den langen Seiten des Wagens wurden zur Rundum-Verteidigung kleine Öffnungen vorgesehen, die in ihrer Form und Ausprägung an Schießscharten erinnerten. Das Prunkstück hingegen bildete ein Mantikor auf dem Dach des Wagens. Der Mantikor wurde im Verlauf des letzten Krieges von den Waffeninspekteuren des Reiches zur Bekämpfung weit entfernter Ziele entwickelt. Im Prinzip war der Mantikor eine vergrößerte Abart der bekannten Armbrust. Mithilfe einer handbetriebenen Spannvorrichtung wurde er vorgespannt, und konnte beim Einsatz in kürzester Zeit voll gespannt und mit  einem daumendicken Bolzen geladen werden. Seine Reichweite betrug ungefähr dreihundert Meter und hatte bei einem Treffer meistens nicht nur eine verheerende, sondern auch eine demoralisierende Wirkung auf den Feind. Obwohl er selbst den Einsatz des Mantikors im Krieg nicht miterlebt hatte, hatte sich Tristan mit der Waffe vertraut gemacht. Noch vor einigen Wochen trainierten seine Soldaten und er regelmäßig damit; Spannen, Trimmen und Zielen. Immer und immer wieder dieselbe Abfolge, solange, bis jeder Handgriff saß und die Männer selbst in der einsetzenden Dämmerung einen Hasen auf einhundert Schritt Entfernung durchbohren konnten.
          Alles in allem war Tristan mit den Arbeiten am Wagen sehr zufrieden. Er sah den Schmieden bei ihrer Arbeit noch etwas über die Schulter und machte sich anschließend auf den Weg zur Vorratskammer. Beruhigt stellte er fest, dass dort noch immer eine Wache aushielt. Hier war scheinbar alles in bester Ordnung, und das erste Mal an diesem Tag hatte er das Gefühl, wieder alles im Griff zu haben. Bis heute Morgen war ja auch alles nach Plan verlaufen. Einem Uhrwerk gleich hatten alle Rädchen wie vorgesehen ineinander gegriffen und ihre Arbeit gemacht. Doch wie so oft bei Uhrwerken hatte eine kleine Störung ausgereicht und das ganze System ins Trudeln gebracht. Die Lage war jetzt zwar wieder im Griff, doch hatten sie Zeit verloren. Auch typisch für ein fehlerhaftes Uhrwerk. Tristan musste nun zusehen, dass bis zum Aufbruch wieder genug Nahrungsvorräte, vor allem Hartgebäck und Pökelfleisch, vorhanden waren. Ein kurzer Abstecher in die Küche der Garnison und Tristan brachte in Erfahrung, dass die Bestände schon morgen aufgefüllt werden sollten. Eine gute Nachricht mit Potenzial , dachte

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