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Tore nach Thulien 1 : Dunkle Gassen (German Edition)

Tore nach Thulien 1 : Dunkle Gassen (German Edition)

Titel: Tore nach Thulien 1 : Dunkle Gassen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Kohlmeyer
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Erkenntnis traf sie plötzlich wie ein Schlag ins Gesicht und sofort ging ihre Hand unter das Cape zum Dolch. Hinter ihr, er war hinter hier! Shachin wirbelte herum.
     

Schattenkrieger
     
     
    Einen eifrigen jungen Leutnant hatte die Stadtwache geschickt. Noch etwas grün hinter den Ohren, aber zugegebenermaßen sympathisch. Zunächst hatte Berenghor damit gerechnet, sich für die kleine Auseinandersetzung von gestern Abend rechtfertigen zu müssen. Ein bewusstlos Geschlagener und viel Bares im Goldenen Erker sprachen sich selbst in Sieben Schänken schnell herum. Der Söldner hatte einen gehörigen Kater zu verzeichnen gehabt und war mit dem falschen Fuß aufgestanden. Die Hochstimmung von gestern hatte sich verflüchtigt. Heute war es regnerisch. Ein grauer Schleier lag über der Stadt, und so trist und trübe, wie sich das Wetter verhielt, so schlecht war auch die Stimmung des Hünen. Er wollte heute eigentlich seine Ruhe haben und ausgerechnet dann musste dieser Leutnant Tristan auftauchen. Das einzig Positive daran, wenn er sich schon zu ihm an den Tisch setzen musste, war, dass es nicht um den kleinen Klaps auf den Hinterkopf ging. Ein Toter war hinter dem Goldenen Erker gefunden worden und damit hatte Berenghor nun wirklich nichts zu tun gehabt. Prinzipiell konnte man das bei ihm zwar nicht ausschließen, aber in diesem Fall definitiv. Seine Stimmung hob sich daraufhin sogar ein Quäntchen, und Berenghor machte an die Sache mit den Zockern einen Haken.
          Der Leutnant war überaus freundlich gewesen und hatte sogar Humor an den Tag gelegt. Sicherlich war das die übliche Masche, um an ein paar Informationen heranzukommen, doch irgendwie hatte er Eindruck auf Berenghor gemacht. Vermutlich lag es daran, dass er offen mit ihm gewesen war. Eigentlich kannte er das Von oben herab der Wachen und Gardisten einer jeden Stadt oder Burg zur Genüge, und umso mehr überrascht war er von der Art des Leutnants gewesen. Diesem jungen Soldaten, noch unverdorben und nicht von der Politik und den Machtspielen seiner Umgebung korrumpiert, konnte man seine Ideale förmlich ansehen, und in einer Welt, in der gebrochene Versprechen und Halbwahrheiten hoch im Kurs standen, waren Ideale nicht das Schlechteste. Bisher hatte sich der Söldner aus fremden Angelegenheiten, vor allem wenn sie tödlich zu verlaufen drohten, herausgehalten. Es sei denn natürlich, man hatte ihn dafür bezahlt. Heute Morgen hingegen hatte er bewusst das erste Mal mit diesem Prinzip gebrochen. Er war nach Leuenburg gekommen, um mit seinem alten Leben abzuschließen und auf diese Art konnte er einen ersten Schritt in die richtige Richtung machen. Berenghor hatte dem Leutnant seinen Namen verraten und ihm, wenn auch etwas salopp und indirekt, erzählt, was er gesehen hatte. Zu seinen wilden Zeiten hätte er sicher kein Problem damit gehabt, selbst zu einem Kapitalverbrechen zu schweigen, doch heute lagen die Dinge anders. Die Reise in den Norden sollte für ihn ein Neuanfang werden, und Berenghor hatte nicht vor, diesen Neuanfang mit Lügen oder Halbwahrheiten zu beginnen.
          Nun, da der Kater halbwegs abgeklungen und seine Laune einigermaßen wiederhergestellt war, machte Berenghor sich auf den Weg. Der Schmied, Asenfried, sollte heute soweit sein. Wenn es auch nur ein Tag gewesen war, so vermisste Berenghor seinen Zweihänder doch sehr. Ihm fehlte das Gewicht im Rücken und dieses sonderbare Gefühl der Sicherheit, das eineinhalb Kilo gefalteter Stahl verbreitete. Außerdem wollte er Asenfried noch eine Skizze von dem Ding zeigen, das gestern so unerwartet und knapp neben seinem Kopf in die Wand eingeschlagen war. Er hatte Derartiges noch nie gesehen und, wer weiß, vielleicht würde er ja noch auf eigene Faust losziehen und ein paar Recherchen anstellen. Die Reise in den Norden wurde vom Herzog und seiner Stadtwache organisiert, und vielleicht konnte ihm die eine oder andere Information in dieser Sache bei der Heuer noch behilflich sein.
    Der Schmied stand hinter der Esse und bearbeitete ein Stück Eisen mit kräftigen, regelmäßigen Schlägen. Er sah aus, als hätte er die Schmiede die ganze Nacht hinweg überhaupt nicht verlassen. Rußbeschmiert und schwitzend nickte er Berenghor zu, als er den Hünen an die Auslade treten sah.
          >> Mal schauen, wie lang ich brauch, um deine Bruchbude auseinander zu nehmen << , brüllte der Söldner über den Schmiedelärm hinweg.
    >> …oder bist du mit meinem Liebling etwa klargekommen?

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