Tore nach Thulien 2 : Dämmerung (German Edition)
verließ, fiel der Helle in das taufeuchte Gras, das sich sofort dunkelrot färbte. Wie in Trance drehte sich Liam einmal um die eigene Achse und sah sich um. Sofort erkannte er, dass auch die anderen große Schwierigkeiten mit den Angreifern hatten. Einige seiner Mitstreiter lagen bereits reglos am Boden und nur wenige der Hellen lagen dazwischen. Von Krell war nichts zu sehen. Plötzlich riss ihn jemand an der Schulter herum. Es war Tjelden und Liam ließ den mittlerweile schon ganz automatisch angehobenen Speer wieder sinken. Ein seltsamer Blick lag in den Augen des Alten und Liam wusste nicht, was sich dahinter verbarg. Tjelden atmete schwer und musste husten. Blutiger Auswurf lief ihm dabei über das Kinn und erst jetzt erkannte Liam, dass der alte Krieger verwundet war. Er hielt sich die Seite und der linke Arm hing nutzlos herunter. An seinem Kriegshammer klebte Blut.
>> Liam, der Kampf ist verloren. << Ein starker Hustenanfall schüttelte Tjelden. Er beugte sich leicht vornüber und spukte aus.
>> Tjelden, was sind das für … << Der alte Krieger hob die gesunde Hand und Liam verstummte sofort.
>> Keine Zeit … habe diese Ausgeburten noch nie gesehen << Wieder musste er husten und Liam sah ihn besorgt an. Diesmal wollte der Husten nicht mehr aufhören.
>> …sind zu stark für uns… << , hörte Liam heraus, als sich Tjelden eine Hand vor den Mund hielt. Der alte Krieger focht einen Kampf mit sich selber aus. Der Tod, dass wusste Liam nun, hatte bereits seine Hand nach ihm ausgestreckt und viel Zeit würde dem Ältesten vermutlich nicht mehr bleiben.
Nachdem der Husten halbwegs abgeklungen war, richtete sich Tjelden wieder auf. Sein Blick hatte sich verändert und er straffte sich. Mit der noch intakten Hand wischte er sich das Blut von den Lippen und legte sie dann in einer beinahe väterlichen Geste auf Liams Schulter. Hastig sprach er: >> Du musst gehen Liam. Führe die Männer zurück und suche die Frauen. Sie sind auf dem Weg in die Berge. Ich werde diese Kreaturen noch etwas beschäftigen und euch die nötige Zeit verschaffen. <<
>> Nein! Ich werde dich nicht alleine lassen << Liam schüttelte energisch den Kopf.
>> Tu was ich dir sage! Mir kann niemand mehr helfen, aber die Frauen und Kinder benötigen Schutz! Geh! <<
Liam zögerte.
>> Du sollst gehen! << , brüllte Tjelden zornig und diesmal gehorchte Liam. Mit einem letzten Blick auf den alten Krieger wandte er sich um und rief zum Rückzug. Viele konnten seinem Befehl nicht mehr Folge leisten, und die Wenigen, die es taten, rannten um ihr Leben. Auch Liam nahm die Füße in die Hand, doch sorgte eine seltsame, plötzlich aufkommende Ruhe dafür, dass aus dem überhasteten Rückzug keine kopflose Flucht wurde. An Tjelden und seinen beispiellosen Einsatz verschwendete er dabei unerklärlicher Weise keinen Gedanken mehr. Vermutlich würde das aber noch kommen. Später, wenn der Rückzug gelungen und wieder so etwas wie Ruhe eingekehrt war.
Es dauerte nicht lange, und sie erreichten wie durch ein Wunder vollkommen unbehelligt die Hütten oben am Hang. Die Schützen hatten aufgehört zu feuern und standen ängstlich und unsicher Rücken an Rücken. Sie atmeten erleichtert auf, als sie Liam und die anderen kommen sahen. Ohne ein weiteres Wort schlossen sie sich der Gruppe an und Liam führte die Männer ostwärts bis zum Ende des Dorfes. Die Berge waren nicht weit und die Frauen konnten noch nicht lange unterwegs sein. Das Gefecht hatte nicht länger als ein halbes Stundenglas gedauert und der Vorsprung war sicherlich nicht groß. Und dennoch mussten sie sich beeilen. Liam rannte weiter und die anderen folgten ihm. Sie verließen das Dorf in nordöstlicher Richtung und folgten dem Pfad, von dem Liam vermutete, dass die Frauen ihn genommen hatten. Frische Radspuren im Morast zeigten ihm, dass er damit richtig lag. Kurz dachte er noch darüber nach, die Spuren zu verwischen, verwarf den Gedanken dann jedoch rasch. Die Zeit war zu knapp und er wusste nicht, wie schnell ihnen der Feind folgen würde. Überhaupt wussten sie wenig bis gar nichts über die Angreifer. Warum waren sie hier? Was wollten sie in diesem Teil des Reiches und warum, in aller Herrin Namen, griffen sie sofort an? Einen Moment lang fröstelte es Liam und diesmal war nicht die frühe Stunde der Grund dafür.
Langsam stieg die Sonne über den Bergen auf und Liam und die
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