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Tore nach Thulien 2 : Dämmerung (German Edition)

Tore nach Thulien 2 : Dämmerung (German Edition)

Titel: Tore nach Thulien 2 : Dämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Kohlmeyer
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übrigen Männer hasteten den Pfad hinauf. Ab und an sahen sie ängstlich über die Schultern, doch von den Hellen war keine Spur zu sehen. So sehr Liam es sich wünschte, er glaubte nicht an ein einfaches Entkommen. Er konnte sich gut vorstellen, dass diese Wesen nicht nur hervorragende Kämpfer, sondern auch geschickte Jäger waren, und wenn dem so war, dann mussten sie sich etwas einfallen lassen.
    Die Frauen riefen erleichtert auf, als sie die Männer hinter sich den Pfad herauf kommen sahen. Liam erkannte sofort Ilsa und Nalia, die neben dem letzten Wagen herliefen und auch Juhle, Krells Frau, war bei ihnen. Doch nicht überall wurden die Hoffnungen auf ein Wiedersehen erfüllt. Nur acht Männer hatten den Kampf überlebt, und Liam registrierte erst jetzt, dass Krell nicht unter ihnen war. Suchend ging Juhles Blick durch die Reihen der Männer, nur um am Ende leer und ausdruckslos auf Liam liegen zu bleiben. Auch Ilsa bemerkte was geschehen war und löste sich langsam aus Liams Umarmung.
          >> Wo ist mein Mann? Wo ist Krell? << , flüsterte Juhle und schien dabei durch Liam hindurch zu sehen.
          Liam brachte kein Wort heraus, zu tief saß der Schmerz über den Verlust des Freundes und zu nah war der Schrecken des Erlebten. Er schüttelte nur den Kopf und sah zu Boden. Ilsa ging auf Juhle zu und schloss sie in die Arme. Etwas zerbrach in diesem Moment in der jungen Frau und Liam konnte ihren Verlust nahezu körperlich spüren. In diesem Augenblick wurde Liam klar, dass ihr bisheriges Leben vorbei war. Nichts würde mehr so sein wie früher. Sie alle hatten etwas verloren und jeder musste fortan mit diesem Schmerz  leben. Beinahe schämte er sich, dass er zurückgekehrt war und den Kampf überlebt hatte. Er musste schließlich nur mit dem Verlust der Heimat klarkommen, Juhle hingegen sah sich gerade einem tiefen, schwarzen Abgrund gegenüber. Liam schluckte. Ein Blick auf Ilsa und Nalia ließ ihn den Gedanken aber sofort wieder verwerfen. Er hatte Glück gehabt und war mit dem Leben davongekommen, und nun galt es, das Beste daraus zu machen.
          Liam trat einen Schritt zurück und sah sich um. Insgesamt hatten sich drei Wagen, voll mit Alten, Kranken und Kindern auf den Weg gemacht. Es mussten an die dreißig Seelen sein und jede war in aller Hast und Eile aufgebrochen. Alle trugen sie kleine Bündel und Säcke auf den Rücken, und hier und da lag ein verängstigtes Kind auf dem Arm. Eine handvoll Männer hatte die Frauen zum Schutz begleitet, und auch sie waren über die willkommene Verstärkung sichtlich froh. Zwar hatten alle mit mehr Überlebenden gerechnet, aber dennoch dankten sie der Herrin für jeden weiteren Kämpfer.
          Einer der Männer jedoch, ein groß gewachsener, grobschlächtiger Kerl namens Balkor, kam auf Liam zu. Unsicherheit, aber auch Zorn und hilflose Wut lagen in seinem Blick. >> Was ist passiert? Was ist mit dem Dorf und wo ist Tjelden? << , rief er lauter als notwendig.
          Liam fragte sich, warum dieser Kerl ausgerechnet ihn darauf ansprach. Unentschlossen und etwas verlegen sah er seine Mitstreiter an. Schnell bemerkte er, dass Balkor wirklich ihn meinte. >> Wir konnten nicht viel ausrichten. Das Dorf ist verloren und … << Liam unterbrach sich kurz, >> … Tjelden ist gefallen. << Er hatte plötzlich einen Kloß im Hals und das Sprechen fiel ihm schwer. War etwa ausgerechnet jetzt der Zeitpunkt gekommen, da ihn der heldenhafte Tod des Ältesten bewegte und zu schaffen machte?
          Balkor jedenfalls gefiel die Antwort überhaupt nicht. Er packte seinen langen Speer fester, bis sich das Weiß der Knöchel unter der Haut abzeichnete. >> Bei der Herrin! << , rief er. >> Tjelden ist gefallen, sagst du? Wie konnte das passieren? Er war trotz seines hohen Alters der beste Kämpfer des Dorfes! << Balkor schüttelte ungläubig den Kopf und Liam hatte sofort das unbestimmte Gefühl, dass Balkor versuchte ihm die Schuld an Tjeldens Tod zu geben. >> Warum bist du noch am Leben? Hast du ihn im Stich gelassen? << , fragte der Hüne dann zweifelnd und lauernd. Er spukte aus und konnte kaum an sich halten. Wie ein verwundetes Tier begann er, auf und ab zu laufen. Jetzt drehten sich auch die anderen zu ihnen um und ehe Liam sich versah, waren er und der Große der Mittelpunkt der Gruppe.
          Liam wusste nicht, was er von alledem halten sollte. Was wollte dieser Kerl von ihm? Er war kein großer Krieger wie Wanhold oder gar ein Anführer wie

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