Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tore nach Thulien 2 : Dämmerung (German Edition)

Tore nach Thulien 2 : Dämmerung (German Edition)

Titel: Tore nach Thulien 2 : Dämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Kohlmeyer
Vom Netzwerk:
Straßen wurde viel getratscht, und auch wenn er Asenfried neben seiner etwas respektlosen und grobschlächtigen Art für aufrichtig hielt, wollte er dennoch vorsichtig sein.
          Endlich erreichten sie das verschlossene Tor und Eirik bedankte sich bei seinem Begleiter. Er war fest davon überzeugt, diesem Schmied sein Leben zu verdanken, und gerne hätte er ihn dafür fürstlich entlohnt, doch jetzt sofort und in seinem momentanen Zustand war das nicht möglich. Es war Eile geboten und das, was gleich innerhalb der Garnison besprochen werden würde, war nur für ausgewählte Ohren bestimmt.
          >> Gebt auf Euch Acht, Asenfried aus Sieben Schänken. Ich werde Eure Tat von heute Abend nicht vergessen. <<
          >> Bring diese Ausgeburten einfach wieder dorthin, wo sie hergekommen sind, Medikus! Mehr verlange ich gar nicht. Leuenburg ist ein Sündenpfuhl, aber es ist mein Sündenpfuhl und so etwas hat es nicht verdient. << Asenfried hatte seinen Humor scheinbar wiedergefunden und grinste Eirik frech an.
          Der lächelte gütig und schlug dann mit dem schweren Eisenring ans Tor der Garnison.
     

      Hauptmann Taris war sichtlich überrascht und auch etwas verstört, den Medikus so schnell und in solch schlechtem Zustand wieder zu sehen. Als er jedoch hörte, was Eirik ihm zu erzählen hatte, rang er sichtlich um Fassung. Im ersten Moment wollte er nicht glauben, was er hörte, doch nachdem ihn sein Herz bereits am Nachmittag versucht hatte zu warnen, wusste er, dass der Medikus keine Schauergeschichten erzählte. Das ungute Gefühl, als er den Wagen durch die Tore der Herzogstadt hatte fahren sehen, war also doch kein Hirngespinst gewesen!
          >> Widergänger… << , hauchte er, als der Medikus mit seinen Ausführungen zum Ende kam. Er stand neben Eirik, der  müde und zusammengesunken auf einem Stuhl am Kamin in den Privatgemächern des Hauptmanns saß. Das Haar hing dem Medikus noch immer in wirren, feuchten Strähnen ins Gesicht und seine Hände zitterten. Ob nur vor Kälte, oder auch wegen der wieder sehr lebendig gewordenen Erinnerung, konnte Taris nicht sagen.
          Eirik nickte und unterstrich damit die Feststellung des Hauptmanns. Sein Gesicht sah eingefallen aus und irgendwie wirkte er noch älter, als es eh schon der Fall war. >> Aber noch können wir handeln, Taris. Eure Wachen werden diese Kreaturen finden und dann werden wir wissen, womit wir es wirklich zu tun haben. << Hoffnungsvoll und doch ein wenig verzweifelt suchte der Medikus den Blick des Hauptmanns.
          Der hingegen hatte sofort das Gefühl, als wolle Eirik seinen ersten Fehler wiedergutmachen und gleichzeitig einen neuen begehen. >> Sagt nicht, dass Ihr die Widergänger lebendig fangen wollt! << , empörte sich Taris, obwohl er im gleichen Moment die Antwort bereits in Eiriks Augen lesen konnte. Sie gefiel ihm nicht. >> Niemals! Ich hätte sie gar nicht erst in die Stadt kommen lassen dürfen, und Ihr wollt jetzt, da wir wissen, worum es sich handelt, erneut mit Untersuchungen beginnen? Das kann nicht Euer Ernst sein, Eirik! Seht Ihr nicht die Gefahr, die von diesen Ungeheuern ausgeht? <<
          >> Keine Gefahr ist schlimmer als die Unbekannte, Taris! Das waren Eure Worte! << , hielt der Medikus dagegen.
          >> Ich weiß, was ich gesagt habe und dazu stehe ich auch jetzt noch. Doch die Gefahr ist nun keine unbekannte mehr, im Gegenteil. Wir haben Widergänger in der Stadt, Eirik, und das allein reicht. Was müssen wir mehr wissen? <<
          >> Vielleicht, wie man sie besiegen kann? Womöglich auch, woher sie stammen und wie sie zu Widergängern geworden sind? Es wäre auch nicht verkehrt, ihre Schwachstellen zu kennen. <<
          Taris seufzte und schüttelte den Kopf. Wissenschaft war nützlich und half den Menschen in vielen Lebenslagen, doch sie hatte Grenzen. Wenn man versuchte, jene Grenzen mit Hilfe der Wissenschaft zu überschreiten, betrat man gefährliches Terrain. Es gab auf dieser Welt Dinge, die den menschlichen Verstand an unsagbare Abgründe führten und nicht mit ihm zu erklären waren. Mit jedem Versuch es doch zu tun, kam man dem Abgrund einen Schritt näher. Nur der Glaube konnte in diesen Fällen Sicherheit und Wegweiser zugleich sein, und den Verirrten und Fehlgeleiteten nach Hause bringen. Die Widergänger erneut nur mit den Augen der Wissenschaft zu sehen, würde den Blick auf das Wesentliche verbergen, und verschleiern, was sie wirklich waren:

Weitere Kostenlose Bücher