Tore nach Thulien 2 : Dämmerung (German Edition)
deutete Asenfried nach vorne. Das schwarze Ende der Gasse war nicht mehr gänzlich schwarz. In der Mitte zeichneten sich zwei helle Schemen ab, die langsam hinter der Ecke hervortraten. Asenfried blieb vollkommen ruhig stehen und musterte die beiden Gestalten. Seine Hand lag inzwischen auf dem Heft des Schwertes, dazu bereit, es jeden Moment zu ziehen. Die Hellen hielten inne und starrten stumm zu Asenfried und Eirik. Der Medikus wagte nicht zu atmen und Asenfried taxierte die Hellen aufmerksam.
>> Gut, dass du der Medikus von Leuenburg bist und nicht irgendein dahergelaufener Bettler. Sollte es schlecht für mich ausgehen, kannst du dich gleich um mich kümmern. << , witzelte Asenfried leise in Eiriks Richtung. Er versuchte wohl die Situation ein wenig herunterzuspielen, doch viel Erfolg hatte er damit nicht.
Eiriks Herz machte einen Satz. Die Worte Asenfrieds sollten eigentlich aufmunternd klingen, doch das genaue Gegenteil war der Fall. Dem Schmied war offenbar auch klar geworden, dass sie es hier nicht mit normalen Strauchdiebe oder Gossenläufer zutun hatten.
>> Euer Plan wird nicht aufgehen. Wenn Ihr fallt, ist es auch um mich geschehen << , antwortete Eirik leise und sichtlich besorgt. Die Angst schnürte ihm beinahe die Kehle zu und es kostete ihn einiges an Überwindung überhaupt zu sprechen.
>> Dann dürfen wir es nicht so weit kommen lassen << , schlussfolgerte Asenfried, ohne dabei auch nur einmal den Blick von den Widergängern zu nehmen. Noch während er sprach, zog er sein Schwert, und die Klinge glitt mit einem leisen Sirren aus der Scheide. Die Worte des Schmieds klangen gelassen, doch ihre Bedeutung war folgenschwer. Sie unterstrichen die Bereitschaft, wenn nicht sogar die Absicht, zu Töten, und dass es im Falle eines Angriffs darauf hinauslief, dessen war sich Eirik sicher. Innerlich unglaublich aufgewühlt, nach außen hin jedoch ohne Regung, verbarg er sich hinter Asenfried und wartete ab. Eine gefühlte Ewigkeit standen sich der Schmied und die beiden Hellen gegenüber, auch wenn es in Wirklichkeit nur wenige Augenblicke waren. Die Tatsache, dass es jeden Moment zum Kampf kommen konnte machte es nicht leichter, und obwohl er nicht in vorderster Front stand, waren Eiriks Nerven zum Zerreißen angespannt. Irgendwann entschloss sich Asenfried dazu, einen Schritt nach vorne zu machen und erst sah es so aus, als zeige auch diese Drohgebärde keine Wirkung. Dann jedoch, und sehr zu Eiriks Erleichterung, bewegten sich die Widergänger langsam, Schritt für Schritt, zurück, und es dauerte nicht lange und das Dunkel der Gasse hatte sie wieder verschluckt. Beinahe so, als hätte es sie nie gegeben. Befreit und deutlich beruhigter atmete Eirik auf.
>> Was in aller Welt waren das für Dinger? << , rief Asenfried etwas angespannt, als er sich davon überzeugt hatte, dass die Hellen auch wirklich verschwunden waren.
Eirik zögerte kurz. Was konnte er ihm sagen? Das es sich bei diesen Ausgeburten nicht um einfache Räuber handelte, war offensichtlich, und bei irgendeiner fadenscheinigen Geschichte würde Asenfried den Braten sofort riechen, da war sich Eirik sicher. Schließlich entschied er sich für die Wahrheit, zumindest für eine spezielle Variante davon. >> Das weiß ich selbst noch nicht genau, doch ich werde es herausfinden! Wenn Ihr mich zur Garnison bringt, kann ich Euch aber etwas darüber erzählen. Das bin ich Euch zumindest schuldig! << Eirik machte eine zugleich einladende und auffordernde Geste.
>> Geht klar! Alleine würdest du wahrscheinlich keine hundert Schritte weit kommen. << , antwortete Asenfried ohne zu zögern. Vermutlich war ihm jetzt, in Gesellschaft einer weiteren Person, ebenfalls wohler zumute, auch wenn er das wahrscheinlich niemals zugeben würde. Eirik nickte jedenfalls dankbar, und ohne ein weiteres Wort brachen sie auf.
Der Weg zur Garnison schien in dieser Nacht kein Ende nehmen zu wollen. Vermutlich waren daran die Aufregung und die ständigen Fragen Asenfrieds Schuld. Der Medikus erzählte ihm freilich nicht alles, und eigentlich begann die Geschichte für Asenfried erst am heutigen Abend im Hospital. Wie die beiden Widergänger überhaupt erst in die Stadt gekommen waren, und dass deren Erscheinen vielleicht sogar hätte verhindert werden können, verschwieg der Medikus. Eirik wollte von vornherein vermeiden, dass wilde Gerüchte und Geschichten die Runde machten. Auf den
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