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Tore nach Thulien 2 : Dämmerung (German Edition)

Tore nach Thulien 2 : Dämmerung (German Edition)

Titel: Tore nach Thulien 2 : Dämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Kohlmeyer
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Berge sah. Bisher war jedoch alles gut gegangen, und er hatte es jedes Mal fertig gebracht, den Wagen wieder unter Kontrolle zu bringen.
          Liam hoffte, dass sein Plan aufgehen würde. Wanhold jedenfalls hatte sofort zugestimmt, und wenn er nicht gerade samt Wagen in die Tiefe stürzte, konnte eigentlich nicht viel schief gehen. Der Plan sah vor, dass die Wagen weiterhin dem Pfad folgen, die Flüchtlinge sich jedoch abseits der Wege direkt bis zur großen Sichel durchschlagen sollten. Den Feind auf eine falsche Fährte locken und sich selbst mehr Zeit damit verschaffen, das war Liams eigentliches Ziel. Er wusste nicht, ob die Hellen auf diese Täuschung hereinfallen würden, doch einen Versuch war es allemal wert.
    Der Pfad führte alles andere als auf dem direkten Weg zur großen Sichel. Er schlängelte sich in vielen Wendungen und Kehren langsam den Berg hinauf und verlief sich dann irgendwann in den zerklüfteten Ausläufern des Bergmassivs bis hin zur großen Sichel. Es gab jedoch eine Stelle, da betrug die Entfernung des Pfades zur großen Sichel, dem unscheinbaren und von unten kaum einsehbaren Eingang zum Pass, auf dem direkten Weg nur eine Stunde. Genau dort würden Liam und die beiden anderen Fahrer die Pferde abkoppeln, die Wagen in die Tiefe stürzen und sich beritten zur großen Sichel aufmachen. Wenn sein Plan aufging, dann würde sich der Vorsprung der Flüchtlinge um ein Vielfaches vergrößern, und mit ein wenig Glück konnte es sogar sein, dass die Hellen die Verfolgung ganz aufgaben. Liam spielte sogar schon mit dem Gedanken, einen Unfall der Wagen zu fingieren, um die Chancen dahingehend noch zu erhöhen. Wie er das anstellen sollte, wusste er jedoch noch nicht.
     
          Liam verengte die Augen zu schmalen Schlitzen und sah angestrengt nach vorne. Bald mussten sie die Stelle erreicht haben, es konnte nicht mehr weit sein! Er kannte sich hier oben gut aus. Schon als Kind war er oft mit seinem Vater in den Bergen jagen gewesen und auch später noch hatte er viel Zeit mit der Jagd hier verbracht. Liam mochte die Berge, allen voran die Ruhe und Stille in den Tälern und Schluchten zwischen den schroffen, steilen Gipfeln. Der Sensenkamm, wie der Gebirgszug im Nordwesten genannt wurde, zählte nicht zu den höchsten des Reiches, doch war er wegen seines nur schwer passierbaren und unübersichtlichen Charakters weithin berühmt und berüchtigt. Nur wenige Pässe führten über den Kamm in das Leuenburger Becken und die, die es taten, waren nicht minder gefährlich. Die Einheimischen kannten den Sensenkamm und wussten um seine Tücken, Fremde hingegen unterschätzen ihn immer wieder und wurden oftmals nie mehr gesehen. Händler oder Reisegruppen nahmen deshalb meistens den etwas längeren Weg in Kauf und umgingen den Sensenkamm. Ihr Weg führte sie dann am Fuß des Gebirges entlang in die Nordmarken und von dort schließlich weiter in Richtung Süden bis ins Leuenburger Becken.
    Ein schwerer Schlag ließ den Wagen plötzlich erbeben. Blitzartig legte er sich gefährlich auf die Seite und knarrte verdächtig. Liam drosselte augenblicklich das Tempo und die Pferde reagierten sofort. Noch einmal schwankte der Wagen bedenklich, doch dann fing er sich, nicht zuletzt dank Liams raschen Eingreifens, wieder. Erleichtert atmete er auf und blickte über die Schulter. Die anderen beiden Wagen folgten dicht auf. Fernlug, der Tischler, lenkte den zweiten und auf dem dritten Kutschbock saß Gerling, ein Töpfer und Nachbar Liams. Liam hatte die Truppe selbst zusammengestellt und sich dazu entschlossen, nur Bekannte oder Freunde mitzunehmen. Ihnen vertraute er und, was noch viel wichtiger war, er konnte sich auf sie verlassen. Am Ende des Pfades, hinter einer kleinen Kuppe, tauchte plötzlich das Gerippe eines alten Baumes auf. Seine Äste waren blattlos und der gewaltige Stamm von Tieren und der Witterung kahl geschält. Liam lächelte. Sie hatten ihr Ziel erreicht. Noch einmal trieb er die Pferde an und der Wagen beschleunigte wieder. Der verdorrte Baum kam immer näher und im nächsten Augenblick erreichte der Wagen das obere Ende der Kuppe. In dem Moment passierte es. Knapp hinter dem Scheitelpunkt lag ein Baumstamm, dick wie der Oberschenkel eines ausgewachsenen Mannes, quer über den Pfad. Liam hatte keine Zeit mehr zu reagieren. Er sah noch, wie die Pferde über den Stamm hinwegsetzten und die Deichsel an der Aufhängung riss. Dann hatte er plötzlich das Gefühl, von einer riesigen Hand angehoben

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