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Tore nach Thulien 3 : Ferner Donner (German Edition)

Tore nach Thulien 3 : Ferner Donner (German Edition)

Titel: Tore nach Thulien 3 : Ferner Donner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Kohlmeyer
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fest. Ihr Meister allerdings war den Patrouillen des Herzogs entkommen und hielt sich fortan verborgen. Als Reaktion auf die Angriffe wurden danach alle Hebel in Bewegung gesetzt, um den Zeitpunkt der Abreise so geheim wie möglich zu halten. Das Fuhrwerk verließ deshalb recht früh und, entgegen dem ursprünglichen Plan, von Ochsen gezogen die Herzogstadt. Gut verpackt und als Warenlieferung getarnt, machten sich damit zwei Soldaten in Zivil und in Begleitung von Berenghor auf den Weg in Richtung Süden. Die anfängliche Route war dabei bewusst so gewählt worden, dass sie vom Wilderland weg und in Richtung Herz des Reiches führte. Niemand sollte schon zu Beginn der Reise erkennen, worin das eigentliche Ziel der vermeintlichen Handelsgüter lag.
          Tristan, Linwen und Shachin waren dem Wagen dann erst drei Tage später gefolgt. Sie hatten Leuenburg zu Pferd und durch das Markentor, dem nördlichen Einlass der Stadt, verlassen. Ihr Weg führte sie in einiger Entfernung an der Leue entlang, immer weiter Richtung Nordosten und brachte sie am nächsten Morgen schließlich mit Berenghor, den Gardisten und dem Wagen zusammen. Der Plan war gut durchdacht gewesen und Tristan war sich sicher, dass er aufgegangen war. Niemand hatte Verdacht geschöpft oder gar Kenntnis von den Geschehnissen dahinter bekommen. Im Prinzip war alles fehlerfrei verlaufen, abgesehen von der Tatsache, dass der Herzog sein Vorhaben im ganzen Herzogtum von Ausrufern hatte kundtun lassen. Aber warum in aller Herrin Namen hätte er auch damit rechnen sollen, dass die Expedition ins Wilderland in gewissen Kreisen ein derartiges Aufsehen erregen könnte. Denn das sie es hatte, war unumstritten, zeugten doch die Sabotageakte der Schwarzen Skorpione davon. Fraglich blieb allerdings, warum überhaupt jemand - und das schloss Herzog Grodwig diesmal mit ein - ein Interesse am Wilderland haben, oder die Bemühungen eines anderen dahingehend zumindest als Bedrohung ansehen konnte. Natürlich hatte sich auch Tristan mehr als einmal die Frage gestellt, ob hinter der reinen Besiedlung dieses verwilderten Landstrichs nicht doch mehr steckte, als es auf den ersten Blick den Anschein machte. Das Wilderland war zwar durchaus fruchtbar, hatte aber alles in allem nicht wirklich viel Erstrebenswertes zu bieten. Raue Gebirge, tiefe Wälder und zahllose wilde Kreaturen teilten sich dort die Herrschaft, und der Mensch war lediglich ein Spielball zwischen den Urgewalten des Nordens. Nein, die wahren Absichten des Herzogs waren ihm bis heute verborgen geblieben, und am Ende hatte er sich immer mit dessen offizieller Erklärung zufrieden gegeben. Und schließlich war er nur ein Leutnant der Stadtwache, ein kleines Rädchen im großen Getriebe des Reichs und es stand ihm nicht zu, die Meinungen oder Entscheidungen seines Herzogs in Frage zu stellen. Selbst hier, direkt an der Schwelle zum Wilderland und bereits mittendrin im Ränkespiel der Großen, wollte sich Tristan der wahre Hintergrund der Reise nicht erschließen. Er hatte ein Gefühl, eine unbewusste Ahnung, doch zu mehr reichte es nicht, auch wenn er noch so oft darüber nachzudenken versuchte. Und auch diesmal landete er am Ende wieder da, wo er begonnen hatte, und seine Gedanken begannen erneut um die ganz in schwarze gekleidete Frau mit kastanienbraunem Haar zu kreisen: Shachin.
          Zumindest was sie anging, glaubte er richtig zu liegen. Linwens Worte schienen ihn darin zu bestätigen, und genau genommen hatte er sich schon so was in der Art gedacht. Nach allem was er in Leuenburg gesehen und erlebt hatte, war er sich sicher, dass Shachin, im Gegensatz zu ihnen, ganz genau wusste, mit wem sie es zu tun hatten. Einen Angriff allein und unüberlegt, beinahe im Affekt, würde sie nicht wagen, eher im Gegenteil, sie würde ihn vermeiden. Tristan selbst wusste zwar genauso wenig über sie wie über die anderen, aber dennoch fühlte sich die Erklärung irgendwie richtig an. Natürlich gehörte Shachin der verschworenen und aus dem Verborgenen heraus agierenden Gemeinschaft der Schattenkrieger an, und Berenghor mochte prinzipiell Recht haben, wenn er sagte, sie wäre von derselben Art wie die Skorpione, aber dennoch, Shachin war anders. Heute Nacht, da war sich Tristan sicher, lag sie irgendwo in der Nähe des Lagers versteckt auf der Lauer. Diesmal jedoch war sie weder Jäger noch Gejagte, diesmal war sie ein Wächter.
          >> Wovon hat Shachin vorhin gesprochen, Tristan? << , wollte die

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