Tore nach Thulien 3 : Ferner Donner (German Edition)
Wanderpredigerin plötzlich wissen, nachdem Tristan seinen Gedanken nachgehangen war und sich abermals ein Mantel des Schweigens über das Lager gelegt hatte.
Linwens Frage brachte Tristan wieder ins Hier und Jetzt zurück, und nach einem unterdrückten Husten begann er, der Wanderpredigerin von den Geschehnissen in Leuenburg zu erzählen. Er sprach von den Ermittlungen zum Mordfall in Sieben Schänken und ließ auch den Kampf im Lagerhaus in Fuhrheim nicht aus. Auch dass der Meister der Schwarzen Skorpione noch am Leben war, verschwieg er ihr nicht. Als er mit seiner Geschichte schließlich zum Ende kam, hatte sich die Stimmung sichtlich eingetrübt. Linwen schwieg und sah betreten zu Boden.
Wieder konnte Tristan ihre Unsicherheit förmlich greifen. >> Shachin wird uns nicht verraten. Macht Euch darüber keine Sorgen. Wenn sie das wirklich wollte, hätte sie schon weit bessere Gelegenheiten dazu gehabt. << Er zweifelte nicht an der Loyalität der Schattenkriegerin, und für ihn hatte sich die Frage um ihre Treue längst erledigt.
>> Ich hoffe, Ihr irrt Euch nicht in ihr, und Berenghor liegt mit seiner Vermutung falsch. << Große Zweifel lagen in der Stimme der Priesterin. Rasch schlug sie mit der Hand ein Schutzzeichen der Herrin.
>> Lasst Euch von… << , Tristan hielt inne. Die Geste Linwens hatte ihn irritiert, doch noch ehe er wusste warum, und bevor Linwen auf die Pause reagieren konnte, vervollständigte er seinen Satz. >> Lasst Euch von Berenghors gesalzenen Reden nicht einschüchtern. Er ist ein Söldner, er muss so denken. Misstrauen und Argwohn gehören bei ihm zum Geschäft. << Obwohl er langsam gesprochen, und seine Worte bewusst gewählt hatte, war er in Gedanken schon längst woanders. Er musterte Linwen genau, und plötzlich wusste er auch, warum deren beiläufige Geste des Glaubens ihn derart ihn ihren Bann gezogen hatte. Es war ihm schon beinahe entfallen, doch jetzt kam es ihm wieder in den Sinn.
>> Wo habt Ihr gelernt, das Wort der Herrin zu predigen? << , wollte er wissen und lenkte das Gespräch damit in eine andere Richtung. Er tat es nicht, um Linwen auf andere Gedanken zu bringen, sondern weil er sich wieder an den Moment im Wagen erinnerte. Er dachte an das seltsame Gefühl in seinem Bauch, als er Linwen bei ihrer Liturgie einen Augenblick lang beobachtet hatte, und er wollte herausfinden, was es damit auf sich hatte.
>> In meinem Dorf, weit im Süden des Reichs. << , bekam er zur Antwort und sofort hatte Tristan das Gefühl, dass Linwen das neue Thema nicht sonderlich behagte. Ihre Antwort kam zu rasch und klang irgendwie abgehakt. Sie sprach offenbar nur ungern darüber.
>> Ich selbst war noch nie soweit weg von der Heimat und habe auch nicht viel über das Leben dort gehört. Es kommen nur selten Menschen aus dem Süden nach Leuenburg, und die Wenigen, die es dennoch tun, haben meist dringliche Angelegenheiten und Geschäftstermine, und kein Interesse an einem Plausch mit einem Leutnant der Stadtwache. Die Unterschiede müssen aber groß sein, wenn selbst die Zeremonien der Glaubensdiener derart voneinander abweichen. << Tristans Interesse in dieser Hinsicht war ehrlich und ernst gemeint. Er hatte seine Kindheit fast ausnahmslos bei den Fraternern im Kloster der Herrin verbracht und wusste genau um die verschiedenen Liturgien. Linwens Zeremonie der Heilung gehörte definitiv nicht dazu.
Als er die Unterschiede der religiösen Riten ansprach, bemerkte er, wie Linwen kurz zusammenzuckte und sich nervös durchs lange Haar fuhr. Sie war augenscheinlich versucht, sich ihr Unbehagen nicht anmerken zu lassen. Es ganz zu verbergen gelang ihr jedoch nicht. Tristan konnte sich auf dieses Verhalten keinen Reim machen.
>> Unzählige Menschen leben im Reich der Herrin und ihre Bräuche und Gepflogenheiten sind sehr unterschiedlich. Ähnlich verhält es sich wohl auch mit dem Zeremoniell des Glaubens. << , antwortete Linwen in beiläufigem Tonfall, und Tristan hatte jetzt erst recht das Gefühl, dass sie nicht darüber sprechen wollte. Er wusste nicht warum, beschloss aber, nicht weiter nachzubohren. Im Prinzip war es ja auch egal, und genau genommen war er froh, dass sie bei ihrer Reise geistigen Beistand hatten. Und ob dieser nun aus dem Süden oder Norden, Westen oder Osten kam, spielte keine Rolle. Vor der Herrin waren alle gleich und ihm als Gläubigen stand es nicht zu, die Praktiken
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