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Tore nach Thulien 3 : Ferner Donner (German Edition)

Tore nach Thulien 3 : Ferner Donner (German Edition)

Titel: Tore nach Thulien 3 : Ferner Donner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Kohlmeyer
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fremder Diener der Herrin in Frage zu stellen. Schließlich zählte vor ihrem Antlitz weder Hautfarbe noch Herkunft, sondern einzig und allein der aufrichtige Glaube an ihre Lehre.
          >> Ja, so wird es sein. Das Reich ist groß und die Zahl der Söhne und Töchter der Herrin unüberschaubar. << Tristan wählte seine Worte sorgsam und hoffte, die Angelegenheit damit zu einem Abschluss bringen zu können. Linwen behagte dieses Thema jedenfalls nicht und er wollte nicht, dass sie sich noch unwohler fühlte, als sie es eh schon tat.           Offenkundig war es dafür aber schon zu spät. Die Wanderpredigerin stand auf und griff nach einer Decke, die direkt neben der Feuerstelle lag. >> Der Tag war anstrengend und die Versorgung des Mädchens hat mich Kraft gekostet. Wenn Ihr erlaubt, dann werde ich mich noch ein paar Stunden in den Wagen legen. <<
          Tristan, vom abrupten Ende der Unterhaltung überrascht, ärgerte sich, unbewusst das falsche Thema angesprochen zu haben. Und jetzt schien auch plötzlich alles klar zu sein. Linwen stammte nicht von hier und schon allein deshalb musste es schwer für sie sein. Zwar befanden sie sich noch immer im Reich der Herrin, doch waren Linwen die Menschen des Nordens vermutlich genauso unbekannt wie ihm selbst jene im Süden. Fremde Menschen, fremde Bräuche und eben auch fremde Riten. Für Linwen war das offenbar alles neu und Tristan würde sich in Zukunft zweimal fragen, wann sie wohl soweit war, über ihre Vergangenheit zu sprechen. Immerhin kannten sie sich erst seit knapp zwei Wochen, und auch wenn es schon einige gute Ansätze gab, so waren sie doch noch weit davon entfernt, eine richtige Gemeinschaft zu bilden. Plötzlich wurde Tristan klar, dass es aber genau darauf ankam. Das Wilderland machte keinen Unterschied zwischen Süd- und Nordländer und war für alle Menschen gleichermaßen gefährlich. Das Ziel der Reise lag in einem Landstrich, fernab von der bekannten Welt, und nur gemeinsam, als wirkliche Gemeinschaft, konnte es ihnen gelingen, hier oben zu überleben. Und die Erkenntnis, dass ausgerechnet er es war, der für die Bildung dieser Gemeinschaft zu sorgen hatte, jagte ihm einen kalten Schauer über den Rücken. Sicher, er hatte sich bereits in Leuenburg mit diesem Gedanken auseinandergesetzt, doch erst jetzt, hier draußen an der Grenze zur Wildnis, wurde er sich dessen wirklich und wahrhaftig bewusst. Hier draußen war es kein Planspiel mehr, keine gut durchdachte Überlegung, sondern bitterer und tödlicher Ernst. Der Tod war hier präsenter als irgendwo sonst im Reich und er würde keine Fehler verzeihen. Allen voran nicht die Duldung eines zerstrittenen und zusammenhanglosen Haufens.
          >> Nein, nein, bitte! Geht und ruht Euch aus. Der Tag war lang und der morgige wird dem heutigen in Nichts nachstehen. << Rasch erhob sich Tristan und neigte zum Abschied sachte den Kopf.
          Linwen sagte nichts mehr. Sie wickelte sich die Decke um die Taille und kroch über die hintere Luke in das Innere des Wagens.
          Tristan sah ihr nach und fühlte sich schuldig. Er hatte sie mit seiner Frage keinesfalls vor den Kopf stoßen, geschweige denn, sich ihrer Gesellschaft entledigen wollen. Er hatte lediglich gedacht, dass es sich beim Glauben und der Religion um das richtige Thema für eine Unterhaltung mit einer Wanderpredigerin handelte. Jetzt aber war er eines Besseren belehrt, zumindest was diese Dienerin der Herrin anging.         Mit einem unterdrückten Seufzen erhob er sich und beschloss, heute nicht weiter darüber nachzudenken. Auch für ihn war der Tag alles andere als eine Erholung gewesen und er wollte nun versuchen, den Kopf frei zu bekommen. Schlaf würde ihm gut tun. Die Wachen hatte er bereits vor Sonnenuntergang eingeteilt und seine Schicht begann erst in ein paar Stunden. Zeit genug also, um sich ein wenig hinzulegen. Ob ihn die Anwesenheit der Schwarzen Skorpione überhaupt schlafen ließ, würde sich noch zeigen, einen Versuch aber war es allemal wert. Der Raum unter dem Wagen war noch frei und er bot genug Platz für mindestens drei Männer. Außerdem lag man dort trocken und wider Erwarten gut vor den Launen des Wetters geschützt. Langsam und sich nach einer Decke umsehend, stapfte Tristan müde in Richtung des Gefährts.
          >> Rufen die müden Knochen etwa schon? << , erklang plötzlich eine Stimme aus dem Dunkel neben dem Wagen und Tristan fuhr erschrocken zusammen. Er wusste

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