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Tore nach Thulien 3 : Ferner Donner (German Edition)

Tore nach Thulien 3 : Ferner Donner (German Edition)

Titel: Tore nach Thulien 3 : Ferner Donner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Kohlmeyer
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sich zwei kräftige Arme von hinten um seinen Oberkörper und Ellart stach zu. Alles geschah im Bruchteil einer Sekunde, doch die vergleichsweise schwache Klinge rutschte an einem schweren Kettenhemd ab. Noch einmal hieb er auf den Unbekannten ein, doch wieder traf er nur dessen Rüstung. Diesmal jedoch bekam er eine Antwort. Ein jäher Schlag auf den Kopf ließ ihn erzittern und grässlichen Schmerz hinter seiner Stirn explodieren. Augenblicklich sackte er in sich zusammen und Dunkelheit umfing ihn.
     

Eulenjagd
     
     
    Lautlos glitt Shachin in die Tiefe. Den ersten Meter war sie über den Rest einer Säule nach unten gestiegen, die letzten drei hingegen hangelte sie sich einfach an unregelmäßigen Vorsprüngen hinab bis zum Boden. Von den Skorpionen sah sie nichts mehr, hörte jedoch noch ihre dumpf von den Wänden hallenden Stimmen. Die seltsamen Fremden waren verschwunden und die Gefangenen schliefen unruhig in ihrem Gatter. Sie hatte sich dazu entschlossen, nicht direkt in das große Gewölbe einzudringen, sondern es über das unübersichtliche Ganggewirr davor zu versuchen. Vorsichtig setzte sie einen Fuß auf den Boden und lauschte. Nichts war zu hören. Soweit so gut. Die erste Etappe war erreicht und jetzt galt es, ungesehen möglichst nahe an den Eingang des Kellers zu gelangen. Ihr war klar, dass selbst ein Angriff aus dem Hinterhalt äußerst gefährlich war. Sollten die Skorpione alle zusammensitzen, dann käme er gar einem Selbstmord gleich. Sie musste sie also unbemerkt voneinander trennen, einzeln zu fassen bekommen und jeden für sich beseitigen. Mit ein wenig Glück würde sich ihre Vermutung bestätigen und sie hätte es nur mit unausgereiften Schülern zutun. Die nächste Stunde würde es zeigen.
          In aller Stille schlich Shachin in Richtung Gewölbe. Ab hier wurden die verfallenen Gänge in regelmäßigen Abständen von Fackeln beleuchtet und sie arbeitete sich von Schatten zu Schatten voran. Immer wieder verschmolz sie mit den schwarzen, undurchdringlichen Flecken, nur um einen Moment später an anderer Stelle wieder zu erscheinen. Rechts von ihr musste der Platz liegen, an dem die Skorpione ihre Notdurft verrichteten. Fürchterlicher Gestank stieg ihr in die Nase. Es roch streng nach Ausscheidungen, aber auch der süßliche, unverkennbare Geschmack von Blut lag in der Luft. Vorsichtig schob sie sich hinter einen halb verfallenen Mauervorsprung und beobachtete den Durchgang zum Gewölbe. Die Wahrscheinlichkeit war hoch, dass sich in dieser Nacht noch mehr Skorpione auf den Weg zum Abort machten, und sie wollte warten. Einen Versuch war es allemal wert.
          Lange dauerte es nicht. Sichtlich müde und augenscheinlich schlecht gelaunt, passierte kurz darauf einer der schwarzen Krieger ihre Position. Shachin rührte sich zunächst nicht, dann jedoch ging alles ganz schnell. In einer einzigen, fließenden Bewegung sprang sie vor und trieb dem Ahnungslosen den Dolch seitlich in die Schläfe. Es knackte als der schwache Schädelknochen brach und der Tod auf der Stelle eintrat. Diesmal wollte sie auf Nummer sicher gehen und ihr Opfer nicht wissen lassen, wer für seinen Tod verantwortlich war. Außerdem konnte es gut sein, dass der hier von ihr und der Sache in Hohenstein gar nichts wusste. Vorsichtig ließ sie den schlaffen Körper zu Boden sinken. Ein perfekter Köder um die anderen Skorpione aus ihrem Loch zu locken. Rasch griff sie ihm unter die Schultern und zog ihn mit sich. Die Zeit war knapp und es musste schnell gehen. Es kostete sie einiges an Kraft, der Kerl war ungemein schwer. Endlich erreichte sie den fast vollständig erhaltenen Türbogen mit der kleinen Sackgasse dahinter und legte den toten Skorpion ab. Sie hatte die Stelle vorhin schon entdeckt und jetzt auch eine Verwendung dafür gefunden. Der Gang dahinter war eingestürzt und lag komplett im Dunkeln. Dort wollte sie sich auf die Lauer legen und abwarten.
          Diesmal dauerte es länger. Die Zeit verrann nur langsam, Shachin jedoch harrte geduldig in absoluter Stille aus. Sie wusste, dass einer erfolgreichen Jagd meistens eine Phase der Untätigkeit voranging. Lauern und pirschen, und am Ende warten auf den einen, den goldenen Moment. Und der war es allemal wert. Für den echten Jäger gab es nichts Größeres. Die Beute im Visier, die Waffe im Anschlag und diese absolute Ruhe vor dem Moment des Zuschlagens. Viele brüsteten sich später mit Trophäen oder sprachen in abenteuerlichen Geschichten

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