Tore nach Thulien 4 : Grüfte und Katakomben (German Edition)
Kopf. >> Nein, nein! Das kann nicht sein! << . Er war den Tränen nahe und langsam machte er einen Schritt auf seinen Sohn zu.
>> Haltet ihn auf Taris! << , rief Eirik entsetzt.
Der Hauptmann reagierte sofort und zog Asenfried zurück. Der begann sich zu wehren und versuchte seinem Griff zu entgehen.
>> Macht keine Dummheiten Asenfried! Eure Familie hat es schon hart genug getroffen. Erspart Hellings Mutter noch mehr Leid als sie es in wenigen Stunden sowieso schon erfahren wird. Helling ist tot, Ihr aber lebt! Sorgt dafür, dass es so bleibt! <<
Die Worte drangen wie durch einen Schleier an Asenfrieds Ohr. Er verstand genau was Taris sagte, konnte jedoch nicht darauf reagieren. Genau genommen wollte er nicht darauf reagieren. Das Verlangen und die Sehnsucht, seinen Sohn in die Arme zu schließen und mitzunehmen waren einfach zu groß.
Plötzlich ruckte der Kopf von Helling herum, und alles ging auf einmal furchtbar schnell. Taris’ Griff lockerte sich und Asenfried machte sich bereit. Er riskierte einen flüchtigen Blick über die Schulter, bemerkte im Augenwinkel wie sich Helling abwandte und erkannte, dass Eirik wieder nach einem seiner Säckchen griff. Mit einem Ruck riss er sich los und warf sich dem Medikus in den Arm. Leider zu spät. Das hochentzündliche Säckchen flog durch die Luft und verfolgte Helling auf einer flachen Bahn. Asenfried schrie auf und rannte los. Im nächsten Moment schoss eine noch gewaltigere Stichflamme empor und tauchte die Katakomben in ein grelles Licht. Wärme schlug ihm entgegen und er hielt sich schützend beide Arme vors Gesicht. Mit einem mächtigen Satz sprang er ab, spürte, wie sich unbeschreibliche Hitze in jede Pore seines Körpers fraß und betete es möge schnell gehen. Dann aber fühlte er wieder Kälte um sich herum und das Grelle vor den Augenliedern verschwand. Er hatte es geschafft und das unbarmherzige Feuer hinter sich gebracht. Jetzt fasste er neuen Mut und rannte seinem Sohn hinterher.
Flamme und Stein
Von Gellerts Ruh hatten Grodwig und die verbliebenen Männer kaum mehr als die Lichter im Dunkeln gesehen. Zu kurz war die Distanz zum Ort des Hinterhalts gewesen, und zu unsicher die dortige Lage. Mit nur drei Gefolgsleuten konnte der Hof nicht ausreichend geschützt werden, und das Risiko eines erneuten Überfalls war einfach zu groß. Obwohl Grodwig durch die Verwundung deutlich geschwächt war, hatte er sich nicht geschont und befohlen, die Nacht des Überfalls langsam, aber permanent durchzureiten. Sehr zu seiner Erleichterung verschwand der blutige Auswurf beim Husten wieder, und sogar das Reiten fiel ihm mit jeder vergangenen Stunde leichter. Die Schmerzen hatten irgendwann ein erträgliches Maß erreicht, und als sie schließlich am Morgen des nächsten Tages eine Rast weit abseits der Straße einlegten, fand Grodwig auch endlich den so lange verdrängten Schlaf. Am Abend brach die Gruppe dann wieder auf. Die Pferde waren ausgeruht und scharrten bereits mit den Hufen, als die Männer aufsattelten. Die treuen Tiere spürten die Eile, mit der Grodwig und die Soldaten immer weiter gen Nordwesten ritten und wollten ihren Teil zum Gelingen beitragen. Abermals führte sie der Ritt durch die Nacht, und diesmal wies ihnen das Licht des vollen Mondes den Weg. Die Landschaft veränderte sich jetzt zusehends und man merkte, dass Leuenburg nicht mehr fern war. Äcker und eingezäunte Felder wechselten sich mit kleinen Weilern ab und dazwischen lagen immer wieder Gehöfte oder größere Dörfer. Kurzwiesen , die kleine Herzogpfalz, passierten sie um Mitternacht, und bald darauf überschritten sie die Grenzen zur Grafschaft Leuenburger Au , die ihren Namen sowohl der malerischen Landschaft als auch der Nähe zur Hauptstadt verdankte. Hier war das Reich noch stark und die Macht des Königs und des Herzogs ungebrochen.
Der Rest der Nacht ging schnell vorüber und am Morgen kündete ein zartes, helles Band am Horizont vom Beginn des neuen Tages. Grodwig fühlte sich trotz der Verwundung gut und war froh, endlich wieder zuhause zu sein. Seine Treue galt selbstverständlich dem Reich und der Krone. Am allerwichtigsten aber war ihm das Wohlergehen des Herzogtums. Für das Land und seine Menschen war er verantwortlich, und nur von hier aus konnte er die wirtschaftlichen und politischen Geschicke mit ruhigem Gewissen leiten.
Starr geradeaus blickend ließ er Kalisto über die
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