Torschlussmami: Eine Frau auf der Suche nach dem großen Babyglück (German Edition)
Lebenslauf und auf Dinnerpartys erwähnen kann, außerhalb der eigenen vier Wände stattfindet. Doch Mutterschaft und Hausarbeit sind der Maschinenraum, der es der Welt überhaupt erst ermöglicht, zu funktionieren. Ohne das anhaltende Brummen dieser unsichtbaren Maschine würde die Zivilisation, wie wir sie kennen, zusammenbrechen. Politik, Wirtschaft und Industrie könnten nicht funktionieren, wenn Kinder nicht bemuttert, Mäuler nicht gefüttert und Häuser und Kleider nicht gereinigt werden würden. Es ist ein echter Skandal, dass diese grundlegende Arbeit als selbstverständlich erachtet wird. Trotzdem scheint das niemanden zu empören.
Die Mutterschaft ist derart abgewertet, dass in vielen Fällen Mütter und Kinder sogar als öffentliches Ärgernis betrachtet werden. Jeder von uns kennt Geschichten von Frauen, die gebeten wurden, das Restaurant zu verlassen, weil sie stillten, oder hat in der Zeitung Leserbriefe von Leuten gelesen, die sich beschwerten, beim Sonntagsbrunch im Café von Kindern gestört worden zu sein. Eine Mutter erzählt mir, dass sie jedes Mal, wenn sie mit dem Kinderwagen draußen unterwegs sei, das Gefühl habe, dass die Leute sie ansähen, als wäre sie eine Belästigung. Als ich ein überraschtes Gesicht mache, fügt sie hinzu: »Kannst du dir vorstellen, wie es ist, in der Hauptverkehrszeit mit dem Buggy in den Bus oder die Bahn einzusteigen?«
Hier wird gerade ziemlich viel gejammert, nicht wahr? Und ein Teil von mir denkt, wenn alles so schrecklich ist, warum dann überhaupt Kinder bekommen? Im Zeitalter der Aufklärung und Empfängnisverhütung haben sich alle diese Mütter vermutlich freiwillig für ein Kind entschieden. Worüber beschweren sie sich also? Sollen wir Mitleid mit diesen Frauen haben, wenn es doch ihre freie Entscheidung war? Als eine, die vielleicht unfruchtbar ist, kommt mir mehr als einmal der Gedanke, dass diese Mütter aufhören sollten, zu klagen und stattdessen damit anfangen sollten, dankbar zu sein, dass sie überhaupt Kinder haben.
Soweit ich das beurteilen kann, empfinden viele Mütter das auch so. Sie schätzen sich glücklich, und sie lieben ihre Kinder von ganzem Herzen, sodass sie sich nicht berechtigt fühlen, sich über ihre Situation zu beschweren. Tatsächlich haben sie aufgrund ihrer Unzufriedenheit sogar Schuldgefühle. Weil sie ihre Kinder lieben, haben sie das Gefühl, das Muttersein auch lieben zu müssen.
Aber erst jetzt habe ich erkannt, dass das nicht dasselbe ist. Welcher Mensch, der bei Verstand ist, würde sich darüber freuen, seine Autonomie und seinen gesellschaftlichen Status zu verlieren? Welche geistig zurechnungsfähige Person hätte Freude daran, jeden Tag Erbrochenes, Sabber, Kinderkacke und matschiges Essen aufzuwischen? Schlafentzug wird deswegen als Foltermethode angewandt, weil er das Selbstvertrauen und die psychische Verfassung der Gefangenen untergräbt. Warum sollten wir annehmen, dass sich die Auswirkungen bei Müttern unterscheiden, nur weil sie dankbar sind, Kinder zu haben? Ich halte es für vernünftig, davon auszugehen, dass die meisten Menschen ihre Kinder lieben, aber es fällt mir schwer zu glauben, dass irgendwer dem Lebensstil etwas abgewinnen kann, den die Mutterschaft den Frauen aufzwingt.
Die Forscherin Mary Boulton schrieb in ihrer Studie über Frauen mit Kindern im Vorschulalter, dass die meisten Mütter, obwohl sie ihre Kinder heiß und innig liebten, das Leben mit ihnen nicht wirklich genießen würden. Auch wenn die Frauen das Großziehen ihrer Kinder für wichtig und sinnvoll halten, hat es den Anschein, als würden viele von ihnen lieber etwas anderes machen. Susan Maushart weist in The Mask of Motherhood darauf hin, dass die Mutterschaft keine ›Phase‹ oder ›Gelegenheit‹ ist, sondern ein Lebensstil. »Zufällig handelt es sich um eine Art zu leben, die im eklatanten Widerspruch zu den zeitgenössischen Werten steht, die im Leben eines Erwachsenen den Schwerpunkt auf Leistung, Kontrolle und Autonomie legen.«
Psychologen sagen, wenn man großen Arbeitsstress mit einer ordentlichen Prise Schuld vermischt und das Süßmittel der sozialen Anerkennung weglässt, habe man das klassische Rezept für eine postnatale Depression ( PND ). Die Psychologin Paula Nicolson beschäftigt sich in ihrem Buch mit diesem Thema: »Die typische Vorstellung von Mutterschaft ist, sie als eine Hauptquelle weiblicher Selbstdarstellung und Erfüllung zu verstehen; selten betrachten Frauen sich bereits im Vorfeld als
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