Torschlussmami: Eine Frau auf der Suche nach dem großen Babyglück (German Edition)
Ruhe, vielleicht sogar eine ganze Woche, und der Partner wird die nächste stinkende Windel ungefragt wechseln. Wenn man ohnehin den ganzen Tag damit beschäftigt ist, Körperausscheidungen zu beseitigen, welchen Unterschied macht dann dieses eine Mal mehr? Will man den Autorinnen glauben, bedeutet die Mutterschaft das Ende aller spontanen, leidenschaftlichen und romantischen Erotik, und es bleiben nur Blowjobs, um die Paarbeziehung aufrechtzuerhalten.
Eine Bekannte von mir, die vor Kurzem Mutter geworden ist, gesteht mir, dass sie nur mit ihrem Mann schläft, weil sie sich dazu verpflichtet fühlt. Ihr Mann muss demnächst geschäftlich nach Thailand, und sie sagt: »Wahrscheinlich lässt er sich eine Massage mit Happy End verabreichen, aber das ist mir inzwischen egal. Wenigstens muss ich es dann nicht tun.«
Ich spreche mit Emma über meine Befürchtungen. »Wenn unser Sexleben auf Fünf-Minuten-Tröster reduziert wird«, sage ich, »wird Chris dann pornosüchtig und bekommt Schwielen an den Händen?«
»Kase«, erwidert sie, »die meisten Männer sind pornosüchtig, und zwar unabhängig davon, ob sie Kinder haben oder nicht.«
Wenn ich über den Zusammenhang zwischen Vater werden und sich in ein stinkendes, betrügerisches, mieses Arschloch verwandeln lese, sehe ich einen weiteren Grund, warum sich manche Frauen vielleicht auf den Fünf-Minuten-Tröster verlassen. Laut Glücklich verheiratet für Dummies kommen außereheliche Affären häufig nach der Geburt des ersten Kindes vor. Ich denke, wir können sicher davon ausgehen, dass es nicht die an Schlafentzug leidenden Mütter sind, die fremdgehen. Je nachdem, welchen Zahlen man Glauben schenkt, gehen zwischen 25 Prozent und 60 Prozent der Männer in einer Ehe fremd. Folglich muss es viele Ehemänner geben, die ihren Fünf-Minuten-Tröster (und mehr) woanders bekommen.
Es ist nicht nur der Mangel an Sex, der Männer zum ›Outsourcen‹ verleitet, sondern auch der Mangel an Aufmerksamkeit. Zum ersten Mal in der Beziehung ist der Mann für seine Partnerin nicht mehr der Nabel der Welt. Das erinnert mich daran, dass Erstgeborene manchmal eifersüchtig werden und verrückt spielen, wenn das neue Baby da ist. Mir war nicht bewusst, dass auch Ehemänner durchdrehen können. Ich frage mich, ob das dann ist, als hätte man zwei Kleinkinder zu Hause. Der Ratgeber Glücklich verheiratet für Dummies skizziert ein Szenario, wie Affären entstehen: Der Mann geht zur Arbeit und beginnt, die jüngere, nicht an Schlafentzug leidende Kollegin mit der Vor-Schwangerschaftsfigur wahrzunehmen. Es fängt mit einem freundlichen Plausch an, und der Ehemann jammert der hübschen Kollegin vor, dass seine Frau sich nicht mehr um seine Bedürfnisse kümmere. Sie schlafe nicht mehr mit ihm, sie interessiere sich nicht mehr für seine Arbeit, und sie erwarte von ihm lediglich, dass er Geld nach Hause bringe. Dem hübschen jungen Ding blutet das Herz angesichts des armen, einsamen, vernachlässigten und missverstandenen Mannes. Sie möchte seinen Kummer lindern, also knöpft sie seine Hose auf und bläst ihm einen. Das letzte Stück habe ich dazugedichtet, aber Sie verstehen, worauf ich hinauswill.
Ich kann nachvollziehen, dass so etwas ganz leicht passieren kann. Bei genauerer Überlegung fällt mir ein, dass ein verheirateter Kollege es einmal bei mir versucht hat. Ich muss wirklich ein herzloses Miststück sein, denn es endete damit, dass ich mich auf die Seite seiner Frau schlug, statt mich anzubieten, seinen Kummer zu lindern. Ein anderer Kollege erzählte mir, dass er nach der Geburt seiner Tochter vom Familienoberhaupt an das untere Ende der Hackordnung degradiert worden sei – er komme sogar nach dem Hund und dem Goldfisch. Deswegen machte er viele Überstunden und nahm nach Büroschluss seine Arbeit mit in Striplokale. Kein Wunder, dass seine Frau keine Lust auf Sex hatte. Die Arme musste das Kind praktisch alleine großziehen und war sicher fertig und angepisst.
Ich behaupte nicht, dass alle Männer so sind. Tatsächlich wäre es mir lieber, wenn der niedrigste statistische Wert von 25 Prozent Ehebrechern eine Übertreibung wäre. Trotzdem muss man sich fragen, ob die Männer sich auch dann vernachlässigt fühlten, wenn sie mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen würden. Würde das aus dem Kind nicht eher ein gemeinsames Projekt machen statt einen Konkurrenten beim Kampf um die Aufmerksamkeit der Mutter?
Nachdem ich all diese Studien gelesen habe, beginne ich mich zu
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