Torschlussmami: Eine Frau auf der Suche nach dem großen Babyglück (German Edition)
selbstlos Gebende, die bewusst ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche ignorieren und Einsamkeit und Isolation suchen. Diesen dominanten Mythos anzuerkennen bedeutet, dass die ersten Tage und Monate als Mutter eine doppelte Auswirkung haben. Der unvermeidliche Stress, die Erschöpfung und die Belastung der Kinderfürsorge stehen der Angst jeder Frau gegenüber, dass sie es irgendwie ›falsch macht‹. Ihre Erfahrungen als Mutter decken sich nicht mit ihrer Wunschvorstellung.«
Frauen sind stärker als in jeder anderen Zeit ihres Lebens gefährdet, an einer Depression oder seelischen Störung zu erkranken, wenn sie kleine Kinder haben. Studien beweisen, dass die Hälfte der Mütter von Kleinkindern Symptome von großer seelischer Belastung auf regelmäßiger oder sogar permanenter Basis zeigen. Andere Studien behaupten, dass acht von zehn Frauen Depressionen oder depressive Phasen bekommen, nachdem sie Mutter geworden sind. Und laut der Forschung wird es auch nicht besser, wenn die Kinder älter werden. Im Journal of Health and Social Behaviour kommen Ranae J. Evenson und Robin W. Simpson zu dem Schluss, dass »die emotionalen Anforderungen der Elternschaft in diesem Lebensabschnitt möglicherweise einfach die emotionale Belohnung überwiegen, Kinder zu haben.«
Es ist nicht ungewöhnlich, dass Frauen Fantasien entwickeln, in denen sie ihre Babys umbringen oder verletzen. Die Ärztin und Mutter Penny Adams gesteht in ihrem Buch Mother Guilt: Australian Women Reveal Their True Feelings about Motherhood , dass sie so düstere Gedanken hatte: »Ich erinnere mich, dass sie nach meinem ersten Kind auftraten. Ich stand in der Nähe des Fensters, hielt meine Kleine und dachte: Ich könnte sie einfach aus dem Fenster schmeißen – es würde wie ein Unfall aussehen, und niemand würde es erfahren, und selbst wenn, kann ich das immer noch auf eine postnatale Depression schieben. Natürlich wäre ich dazu nie fähig gewesen, aber ich fand es erschreckend, dass mir überhaupt solche Gedanken in den Sinn kamen. Wie zum Beispiel manchmal, wenn ich meine Kinder als Babys badete: Was, wenn ich jetzt einfach loslasse? Sie wären ertrunken.«
Die PND macht mir große Angst. Ich betrachte meine Depressionserkrankung beinahe als körperliche Einschränkung. Falls Sie jemals einen Hexenschuss oder eine andere körperliche Verletzung dieses Ausmaßes hatten, wissen Sie, dass dies immer Ihr wunder Punkt sein wird. Die Verletzung wird nie richtig heilen, und wenn Sie nicht aufpassen beziehungsweise manchmal sogar, wenn Sie es tun, kann der Schmerz wieder auflodern und Sie Tage, wenn nicht Wochen lähmen. Die Depression ist mein Hexenschuss. Ich erlitt diese ›Verletzung‹ nach dem Selbstmordversuch meiner Mutter in meiner Wohnung, nachdem mein Vater sie wegen einer anderen Frau verlassen hatte. Die Therapie dauerte fast zwei Jahre, bevor ich genesen war, aber selbst heute bemerke ich von Zeit zu Zeit, dass ich seelisch immer noch ein Bein nachziehe.
Wenn ich früher Depressionsanfälle hatte, war ich tagelang, manchmal sogar wochenlang nicht fähig, aus dem Bett oder von der Couch zu kommen. Ich brauchte den ganzen Tag, um die Motivation und die Energie aufzubringen, unter die Dusche zu gehen. An manchen Tagen war ich selbst dazu nicht in der Lage. Kochen oder Einkaufen lagen mir fern, und bevor Chris bei mir einzog, ernährte ich mich ausschließlich von Sachen im Kühlschrank und im Vorratsschrank, die keine Vorbereitung erforderten. Meistens waren das Gin und Eiscreme. Ich machte mit Toffee keine Spaziergänge mehr und verbot mir, den Balkon zu betreten, aus Angst, ich könnte hinunterspringen.
Es war schon schlimm genug, dass ich mich derart vernachlässigte. Was wird passieren, wenn ich ein Kind habe? Wie kann ich mich um ein Kind kümmern, wenn es Zeiten gibt, in denen ich nicht einmal für mich selbst sorgen kann? Ich schätze, eine Diät aus Gin und Eis ist für Kinder nicht unbedingt geeignet.
Chris weiß von meiner Angst vor der PND , noch bevor ich sie erwähne. Als ich zwischen einem Stapel Bücher eine Broschüre zu dem Thema entdecke, wird mir bewusst, dass auch er Angst davor hat. Ich fürchte die PND weniger wegen der Folgen für mich, sondern wegen der Folgen für mein Baby. Ich will keine depressive Mutter sein. Ich will mein Baby nicht aus dem Fenster werfen.
Eines Abends mit Chris bringe ich meine Ängste zur Sprache. »Was, wenn ich eine PND kriege?«, sage ich.
»Dann werden wir einen Weg finden, damit
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