Torschlussmami: Eine Frau auf der Suche nach dem großen Babyglück (German Edition)
umzugehen«, antwortet er ruhig und zuversichtlich.
»Hast du keine Angst, dass ich dein Kind aus dem Fenster werfen könnte?« Ich lasse nicht locker. »Es geht nicht nur um mich, sondern auch darum, was ich deinem Kind antun könnte.«
Chris erwidert, dass er sich keine Sorgen mache, und ich glaube ihm fast. Er sagt, solange ich ihm erzählte, was ich denken und fühlen würde, was auch immer es sein möge, wären wir in der Lage, das gemeinsam zu bewältigen. Er sagt auch, dass es für eine Frau absolut angemessen sei, emotionale Turbulenzen durchzumachen, bevor sie Mutter werde.
»Wenn man seinen Identitätssinn, seine Unabhängigkeit, sein Einkommen und seinen gesellschaftlichen Status verliert … wer würde sich da nicht grämen?«, sagt Chris.
Freud argumentiert, dass der Mensch seiner Trauer Luft machen müsse, um zu heilen. Trauer sei eine Art Brücke, die ausgehend vom Bewusstsein des Verlusts in ein neues Bewusstsein der Akzeptanz führe. Das Problem ist im Gegensatz zu anderen Arten von Verlust nur, dass es gesellschaftlich nicht akzeptiert ist, wenn eine Frau trauert, weil sie Mutter wird. Sie darf sich nicht grämen, sondern soll glücklich sein (was sie wahrscheinlich ist), dankbar (was sie wahrscheinlich auch ist) und einfach weiter selbstlos ihre Pflicht erfüllen (was sie wahrscheinlich tut).
Irgendwie ist es ein tröstlicher Gedanke, dass, falls ich Mutter werde, die Trauer und höchstwahrscheinlich die Depression nicht ausbleiben werden, denn es handelt sich um normale Reaktionen, die bei fast jeder Frau auftreten und nicht nur bei mir, weil ich irgendwie abartig bin. Leider mindert das meine Angst davor nicht im Geringsten.
10
Und wenn ich versage?
I ch habe nicht nur Angst, dass ich in den Zeiten, in denen ich depressiv bin, eine schlechte Mutter sein werde. Was passiert, wenn ich als Mutter ein Totalausfall bin?
Als ich von der Arbeit nach Hause komme und feststelle, dass Toffee ihren Knochen auf der Couch bearbeitet, wird mir bewusst, dass meine erzieherischen Fähigkeiten zu wünschen übrig lassen. Toffee weiß genau, dass sie ihren Knochen nicht in die Wohnung bringen darf. Und dieser hier hat definitiv den größten Teil des Tages in der Sonne gelegen. Es ist ein ekliger, von Fliegen umwimmelter Klumpen faulendes Fleisch. Die Flüssigkeit, die beim Zerkauen aus dem Klumpen austritt, mischt sich mit dem Hundespeichel und tropft auf die Couch. Als Toffee mich sieht, nimmt sie sofort eine unterwürfige Haltung ein, wedelt mit dem Schwanz und schenkt mir ihren besten Bin-ich-nicht-der-niedlichste-Hund-der-Welt?-Blick. Meine Wut und mein Frust verfliegen im Nu, und mein Herz schmilzt. Was für ein knuffiges Pudelmädchen.
Ich halte mir vor Augen, dass ich wütend sein sollte, also tue ich mein Bestes, um die Strenge zu mimen. Mit meiner tiefsten, autoritärsten Stimme befehle ich Toffee: »Runter von der Couch!« Dann erinnere ich sie daran, dass es verboten ist, Knochen in der Wohnung zu kauen. Ich konfisziere den Klumpen und will ihn bereits in den Mülleimer werfen, als ich bemerke, dass Toffee direkt neben meinem Fuß sitzt. Sie sieht mit ihren süßen großen Hundeaugen zu mir hoch, genau wie an dem Tag, als sie mich dazu brachte, sie in der Zoohandlung mitzunehmen. Ich kapituliere und gebe ihr den Knochen zurück, aber nur unter der Bedingung, dass sie damit rausgeht.
Während Toffee draußen glücklich an ihrem Knochen nagt, kommt mir in den Sinn, dass diese kleine Kröte mich gerade manipuliert hat. Wieder einmal. Das läuft seit zwölf Jahren nach diesem Muster. Trotz zwölf Jahren ›Training‹ springt Toffee an jedem hoch, der vor unserer Tür steht. Sie bellt, wenn das Telefon klingelt, trotz zwölf Jahren ›strengem‹ Schimpfen. Und sie sucht im Park Streit mit anderen Hunden, die doppelt so groß sind wie sie, trotz zwölf Jahren ›Empfehlung‹ von mir – und den größeren Hunden –, ihre Haltung zu überdenken. Sie weiß das alles, aber sie entscheidet sich dafür, nicht zu gehorchen. Ich kann das Kind genauso gut beim Namen nennen: Ich habe meinen Hund zum Ungehorsam erzogen – er kennt keine Grenzen, keine Disziplin und keinen Respekt vor Autorität.
Den ersten Mutterschaftstest habe ich zweifellos nicht bestanden. Geht man nach meinen Fähigkeiten in der Hundeerziehung, wird mein Kind sicher Autos knacken, bevor es alt genug ist, um damit zu fahren. Ich schildere Chris meine Ängste, sobald er von der Arbeit nach Hause kommt, und er sagt: »Mach dir
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