Torschlussmami: Eine Frau auf der Suche nach dem großen Babyglück (German Edition)
werden wollen.«
Mutterschaft ist unvergänglich. Sie ist in meinem privilegierten Leben mit so vielen Möglichkeiten und Chancen das Einzige, was mir einfällt, das ich nicht rückgängig machen könnte. Wenn mein Job mir nicht gefällt, kann ich kündigen und mir einen neuen suchen, ich kann meine Wohnung verkaufen und in eine andere ziehen, ich kann in ein anderes Land auswandern, Gewicht verlieren (sollte mein Wunsch, wieder in meine engen Jeans zu passen, mein Verlangen nach Eiscreme jemals übersteigen), meine Haarfarbe ändern, mich von Chris trennen und mir einen neuen Partner suchen und mein soziales Umfeld wechseln. Aber wenn ich einmal Mutter bin, werde ich immer Mutter sein. Es gibt dafür kein Rückgaberecht und erst recht keine Garantie. Es ist ein Job fürs Leben.
Mehr denn je ist mir nun klar, dass das Elternsein nicht endet, wenn die Kinder ausziehen. Als mein Vater meine Mutter verließ, lebte ich glücklich und unabhängig in den Niederlanden. Ich war erwachsen, ich hatte mein eigenes Leben. Und dennoch stieß mich das Verhalten der beiden in den Abgrund. Mein Vater, wohl im Glauben, er habe seinen Job als Vater erledigt, trennte sich im Prinzip von der gesamten Familie und begann ein neues Leben mit seiner zweiten Frau. Und die Annahme, dass er als Vater nicht länger gebraucht werde, schien nicht einmal so weit hergeholt, schließlich waren seine Kinder schon über dreißig. Aber das dachte ich nur so lange, bis ich es am eigenen Leib spürte.
Inzwischen bin ich klüger. Selbst heute, Jahre später und wahrscheinlich nur kurz bevor ich eine eigene Familie gründe, ist mir sehr bewusst, wie viel Macht mein Vater noch über mich hat. Wenn er in der Stadt ist und »keine Zeit« hat, um sich mit mir zu treffen, bohrt sich seine Zurückweisung immer noch wie eine Klinge mitten in mein Herz. Es dauert Tage, wenn nicht Wochen, bis es aufhört zu bluten. Egal, wie sehr ich mich bemühe, erwachsen mit der Situation umzugehen, tief im Innern werde ich immer das kleine Mädchen bleiben, das von seinem Daddy nicht mehr gewollt wird. Ich gehöre jetzt zu den Frauen mit einer gestörten Vaterbeziehung, und es scheint unmöglich, sie hinter mir zu lassen. Aus diesem Grund bin ich mir ziemlich sicher, falls ich Mutter werde, werde ich immer Mutter sein, und ob es mir gefällt oder nicht, ich werde immer die Macht haben, meinem Kind das Herz zu brechen.
Chris macht sich keine besonderen Gedanken darüber, ob es uns gefallen wird oder nicht, Eltern zu sein. Vielmehr beschäftigt ihn die Frage, ob es dem Kind gefallen wird oder nicht, uns als Eltern zu haben. Chris ist nicht der typische Durchschnittsmann. Er interessiert sich für Literatur, Kunst und Musik und kennt wahrscheinlich keinen einzigen Fußballverein, geschweige denn die Namen der Spieler. Und was mich betrifft, nun, ich bin sogar unfähig, einen Ball zu fangen.
»Was, wenn wir ein Kind mit sehr männlichen Interessen wie Sport und Monster-Truck-Rennen bekommen?«, fragt Chris. »Es wird sich nicht mit mir identifizieren können.«
Wir vereinbaren, falls es zum GAU kommt und wir tatsächlich ein sportliches Kind erwischen, dass wir dann den Fußball an Emma outsourcen. Sie geht regelmäßig ins Stadion, also könnte sie unseren Junior mitnehmen. Und Jules war früher Kapitänin der westaustralischen Frauen-Cricketmannschaft, folglich sollte sie in der Lage sein, unserem Nachkommen beizubringen, wie man mit einem Ball umgeht. Aber was die Monster-Truck-Rennen betrifft, sind wir aufgeschmissen.
»Ich hoffe einfach, dass wir ein Mädchen bekommen«, sagt Chris. »Oder einen schwulen Jungen.«
Als ich Jules von seinen Bedenken erzähle, erwidert sie lachend, dass Chris wohl der einzige Mann auf der Welt sei, der hofft, dass sein Sohn schwul werde.
11
Der Babyschalter
I ch bin kein gewalttätiger Mensch«, erklärt mir meine Freundin Danielle und nimmt einen Schluck von ihrem Cabernet, »aber die gehören alle umgebracht.«
Ich blicke verstohlen zu den Nachbartischen, nur für den Fall, dass einer der Cafégäste zufällig mitbekommen hat, wie Danielle über Frauen denkt, die sich wünschen, sie wären nie Mutter geworden, oder die sich über ihre Kinder herablassend äußern.
Danielle ist in den Vierzigern und Account Managerin in der IT -Branche. Sie ist temperamentvoll, optimistisch und einer der offensten und großzügigsten Menschen, die ich kenne. Ich habe noch nie erlebt, dass sie ausfallend wurde – bis ich von Müttern anfing, die
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