Torschlussmami: Eine Frau auf der Suche nach dem großen Babyglück (German Edition)
Danielle aus schwindelerregender Höhe ins Bodenlose, und schlimmer noch als die Enttäuschung, dass sie am Ende jeder Phase trotzdem nicht schwanger war, war die Aussicht, dass alles wieder von vorne losginge. Danielle wünschte sich ihr altes Leben zurück.
»Ich war es so satt, all die Spritzen und die ganzen Leute, die mir ständig was reinsteckten«, sagt sie. »Mir wurde klar, dass ich das Leben leben musste, das ich hatte, und nicht das, das ich mir wünschte. Ich zerstörte alles, was mir wichtig war, indem ich versuchte, das zu bekommen, das ich wollte.«
Mark kam auch nicht besonders gut mit der IVF klar. »Er vergrub sich in Arbeit und fing an, sich zu vernachlässigen«, erzählt Danielle. »Und ich war nur noch auf mich fixiert. Ich brauchte so viel Energie, nur um am Leben zu bleiben.«
Es ist kein Wunder, dass die Beziehung von Danielle und Mark durch die Therapie einen Knacks bekam. Es brauchte eine Weile, bevor sie sich wiederfanden, als Freunde erst und schließlich auch als Liebespaar.
»Es hat ein paar Jahre gedauert, bis der Sex wieder Spaß machte«, erklärt Danielle. »Der Druck war damals so hoch, dabei soll das Ganze doch Spaß machen und eine intime Sache sein. Irgendwann schafften wir es wieder, ein Paar zu sein statt zwei Menschen, die krampfhaft versuchen, ein Kind zu zeugen.«
Danielle versichert mir, dass die Trauer über die Kinderlosigkeit mit der Zeit nachlasse und dass sie inzwischen darüber hinweg sei … größtenteils. Aber auch wenn sie die Sache abgehakt hat, gibt sie trotz ihres Alters und ihrer Unfruchtbarkeitsgeschichte die Hoffnung nicht auf, dass es eines Tages auf ganz natürliche Weise doch noch passiert. Das Gespräch mit Danielle bricht mir das Herz, und ich finde, dieser letzte Funken Hoffnung ist das Schlimmste daran. Obwohl Danielles Chancen, schwanger zu werden, genauso hoch sind wie die, dass ihr der Storch ein Kind vorbeibringt, lässt sie sich nicht entmutigen. Was geschieht, wenn sie in die Wechseljahre kommt und sich nicht länger an die Hoffnung klammern kann, dass es ›einfach so‹ passiert?
Kaum habe ich mich von Danielle verabschiedet, kommen mir die Tränen. Ihre Geschichte ist so dermaßen traurig, wie könnte ich da nicht um sie weinen? Ich frage mich, ob sie auch noch trauert. Vergießt sie im stillen Kämmerlein immer noch heimlich Tränen?
Später am Tag rufe ich Emma an und erzähle ihr von meinem Gespräch mit Danielle. »Ich will nicht so werden«, sage ich. »Ich könnte die Trauer nicht ertragen.«
Obwohl Danielle ein optimistisches und fröhliches Naturell hat, schlummert eine unverkennbare Traurigkeit direkt unter der Oberfläche. Es ist wie eine Wunde, die nie verheilt, eine, die sich jedes Mal aufs Neue entzündet, wenn sie gefragt wird, ob sie Kinder hat, jedes Mal, wenn Muttertag ist, jedes Mal, wenn sie sich von einer Familienfeier ausgeschlossen fühlt, und jedes Mal, wenn sie eine Schwangere sieht.
Ich erkläre Emma, dass Danielle sich nicht immer Kinder gewünscht hat. Von zwanzig bis Anfang dreißig gondelte sie mit der Ambivalenz und Zuversicht durchs Leben, dass sie sich noch Zeit lassen könne, um über Kinder nachzudenken. Sie war genau wie Emma und ich, bis plötzlich ihr Babyschalter umsprang und sie sich mit Leib und Seele ein Kind wünschte. Aber als das rote Lämpchen zu glühen begann, war sie in der Fruchtbarkeitszeitrechnung bereits eine alte Frau. Marks inkompatibles Sperma machte die Situation nicht besser, aber selbst wenn er olympische Schwimmer produziert hätte: Danielles Eizellen planschten bereits im Hydrotherapiebecken und machten Wassergymnastik für alte Damen.
Emma machte ihre erste Erfahrung mit dem Babyschalter mit ihrer Freundin Nicola. Nicola war Event Managerin, und sie organisierte nicht nur Partys, sondern besuchte sie auch fleißig. Sie war bekannt als ›Nicola, das Partygirl‹. Emma traf sie vor ein paar Jahren auf einer Veranstaltung, wo Nicola sie am Arm packte und ihr zuflüsterte: »O Gott, ich will ein Baby.«
Nicola war die Letzte, der Emma zugetraut hätte, sich ein Kind zu wünschen. Aber plötzlich konnte Nicola von nichts anderem mehr reden und an nichts anderes mehr denken. Innerhalb von einem Jahr stieg sie aus ihrem Job aus, heiratete und bekam ein Baby. Nicola gehört zu den Glücklichen. Ihr Schalter ist umgesprungen, als sie noch jung genug war, um etwas zu unternehmen.
»Dieser Schalter macht mir eine Höllenangst«, sagt Emma. »Was, wenn er bei mir erst umspringt,
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