Torstraße 1

wurde hier das Kaufhaus Jonass als erstes Kreditkaufhaus Berlins eröffnet. Die ärmere Bevölkerung des Berliner Ostens konnte dort »auf Pump« kaufen. Im Nationalsozialismus wurde der jüdische Inhaber Hermann Golluber schrittweise enteignet, bis die Familie 1939 in die Vereinigten Staaten emigrierte. Die NSDAP zeigte Propaganda-Ausstellungen im Haus, ab 1942 residierte dort die Reichsjugendführung. Nach dem Krieg zogen der Präsident der DDR Wilhelm Pieck und der SED-Vorsitzende Otto Grotewohl ins »Haus der Einheit«, das nun SED-Parteisitz war, und ab 1959 kam das Institut für Marxismus-Leninismus hinzu. Die Wende brachte Leerstand und Verfall, bis nach der Rückübertragung an die Erben und dem Weiterverkauf durch diese ein neuer Eigentümer gefunden wurde. Schließlich konnte 2010 mit dem Soho House Berlin, einem exklusiven Privat-Club und Hotel, ein neues Kapitel beginnen.
    Die Geschichte des Hauses wurde von den wechselnden Besitzern immer wieder verdrängt. Das Vorhaben, das Haus nach der Wende in einen öffentlich zugänglichen Erinnerungsort umzuwandeln, scheiterte. Und doch sind viele Menschen vondiesem imposanten Gebäude und seiner Geschichte fasziniert, wie nicht zuletzt die zahlreichen Berichte und Artikel zeigen, die immer wieder darüber erscheinen – und manchmal zu einem Roman inspirieren. So kommt zu den vielen vergangenen und vergessenen wahren Geschichten eine erfundene hinzu, entstanden aus dem Wunsch, dieses bemerkenswerte Haus für viele lebendig werden zu lassen.
    Sybil Volks, Berlin, im Mai 2012

Danksagung
    Ich danke meiner engagierten Agentin Swantje Steinbrink und den ebenso motivierten wie motivierenden Mitarbeiterinnen und
     Mitarbeitern von dtv , allen voran Bianca Dombrowa.
    Bedanken möchte ich mich auch beim Architekturbüro JSK und dem Soho House Berlin, die es mir ermöglichten, das Soho House in der Torstraße 1 vor und nach dem kompletten Innenumbau zu besichtigen.
    Ein dickes Dankeschön den befreundeten Autorinnen Lisa-Marie Dickreiter, Tanja Dückers und Iris Leister für ihre Unterstützung, und ein ganz besonderer Dank an Kathrin, ohne die dieses Buch so nicht entstanden wäre.
    Das dickste Dankeschön meiner Frau Anne, die den Roman von der ersten bis zur letzten Seite mit Liebe, Geistesblitzen und nie nachlassender Ermutigung begleitet hat.
    Sybil Volks

Informationen zum Buch
    Die Liebe zwischen Vicky und Harry muss verborgen bleiben, und ihre Tochter Elsa kommt unehelich zur Welt. Ein Fremder steht Vicky bei der Geburt im Kaufhaus Jonass zur Seite: Wilhelm, ein Zimmermann, der das Haus mit gebaut hat und zur selben Stunde Vater wird. Sein Sohn Bernhard wird Elsas Spielkamerad und erste Liebe; zwischen ihnen und den Familien knüpft sich ein enges Band. Sie alle erleben mit, wie Harry und seine Familie, die jüdischen Besitzer des Kaufhauses, aus Deutschland vertrieben werden. Das Gebäude in der Torstraße 1 wird zur Zentrale der Hitlerjugend und später zum Institut für Marxismus-Leninismus der SED, wo Bernhard zu arbeiten beginnt. Krieg und Mauer trennen die Freunde – und auch ihre Überzeugungen.
    Ein atmosphärischer Roman über Liebe und Zugehörigkeit durch alle Wirren der Zeitläufte – ausgehend von der wahren Geschichte des Hauses in der Torstraße 1.

Informationen zur Autorin
    Sybil Volks , geboren 1965, lebt in Berlin unweit der Torstraße 1 und arbeitet als freie Redakteurin und Autorin. Sie hat zahlreiche Erzählungen und Gedichte veröffentlicht und erhielt ein Literaturstipendium des Berliner Senats. Ihr historischer Berlin-Krimi ›Café Größenwahn‹ war nominiert für den Sir-Walter-Scott-Preis sowie den Glauser-Preis 2008 als bestes Krimidebüt. ›Torstraße 1‹ ist ihr zweiter Roman.