Tortenschlacht

mein, das wird eh vernichtet. Wär echt schade drum.«
    »Nee«, bleibe ich hart.
    »Es kann jedenfalls nicht in deinem Auto bleiben.« Hünerbein lehnt sich wieder zurück. »Stell dir vor, du kommst in eine Verkehrskontrolle.«
    »Willst du’s für mich aufbewahren?«
    »Ich weiß nicht.« Man sieht, wie Hünerbein mit sich ringt. »Ist ziemlich heiß. Ich bin immerhin Beamter. Warum hebst du’s nicht auf?«
    »Ich bin auch Beamter.«
    »Aber weggeschmissen hast du’s auch noch nicht«, stellt Hünerbein fest.
    »Wenn, dann musst du’s verbrennen.«
    »Bist du wahnsinnig?« Hünerbein kommt wieder hoch. »Das Zeug ist mehrere hunderttausend wert.«
    »Eben«, nicke ich.
    »Meine Herren«, macht Hünerbein, »da sind wir wohl in einen handfesten Gewissenskonflikt geraten.«
    »Richtig«, pflichte ich bei, »und das haben wir vor allem diesem bescheuerten Dark zu verdanken – wie hieß er noch?«
    »Leander Darkmann«, antwortet Hünerbein.
    »Genau! Den grille ich mir!«
    »Ist er denn wieder aufgetaucht?
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Irgendwo muss er ja stecken«, vermutet der Kollege und hat wie immer völlig recht.
    Die Frage ist nur, wo?
    25    DAS LEBEN ALS MILLIONÄR im Hotel INTERCONTINENTAL war sehr süß. Zwar wurde es durch ein Rollkommando der Berliner Polizei gleich anfänglich gestört. Brutal hatten sie die Tür eingetreten und den halb nackten Dark, der sich gerade ein paar geile Videos hatte liefern lassen, unsanft auf das nahe Polizeirevier am Bahnhof Zoo geschleift. Sie hatten ihn mit einem kürzlich geschehenen Banküberfall in der Wilmersdorfer Straße in Verbindung gebracht. Doch die Bank hatte nur registrierte Scheine ausgegeben – und die Nummern stimmten mit Darks Geld nicht überein. So mussten ihn die Bullen unverrichteter Dinge wieder laufen lassen.
    Im Hotel hatte Dark erst mal für Ordnung gesorgt und den korrupten Portier vor versammelter Mannschaft regelrecht zusammengeschissen. Der Mann war sofort fristlos entlassen worden. Gerechtigkeit muss sein. Auch sonst besserte sich der Service schlagartig. Dark wurde endlich ernst genommen. Die Zimmerkellner dienerten servil, jeder Wunsch wurde umfassend und zügig erfüllt.
    Und die drei süßen Mädchen, die er sich kommen ließ, eine wunderbar exotische Brasilianerin, eine sanfte thailändische Masseuse und eine feurige, rothaarige Ungarin, machten das Leben im wohltemperierten Whirlpool bei Champagner und Kaviar perfekt.
    Sogar die Tür zur Lake-Side-Suite war ausgetauscht und gegen eine stabilere, stahlverstärkte ersetzt worden, sodass die beiden kahlköpfigen, sehr muskulösen Herren in den zu knapp sitzenden Anzügen zu drastischen Mitteln greifen mussten. Sie sprengten die Tür mit einem lauten Knall einfach auf.
    Die Mädchen kreischten erschrocken und flüchteten in Schränke und unter das Bett.
    Dark, der zunächst überhaupt nicht begriff, was geschah, wurde erst mal im Pool unter Wasser gesetzt. Lediglich die munter aufsprudelnden Luftblasen verhinderten, dass er ersoff.
    Als man ihn endlich wieder auftauchen ließ, hatten die ungebetenen Besucher die Lage in der Suite voll unter Kontrolle. Die Mädchen waren gefesselt und geknebelt in die geräumige, aber fensterlose Umkleide gesperrt worden, und ein eifrig herbeigeeilter Zimmerkellner wurde mit einer mit Schalldämpfer aufgerüsteten Beretta in Schach gehalten, damit man in Ruhe arbeiten konnte.
    »Das Geld! Wo ist das Geld?«
    Dark konnte vor Angst kaum sprechen, was schlecht war, denn seine Besucher hassten Ineffektivität. So wurde er kurzerhand an den Füßen gepackt, sein Körper rutschte wieder unter Wasser. Dark zappelte minutenlang panisch, glaubte schon, sein letztes Stündlein sei gekommen – als man ihn wieder an die Oberfläche ließ.
    »Schließfach im Zoo«, stammelte er, Wasser rotzend und ohne dass es einer weiteren Nachfrage bedurfte, »Schlüssel ist im Jackenfutter.«
    Die Männer zerrissen die Jacke, bis der Schlüssel herausfiel, zerrten Dark – »du kommst mit« – aus der Wanne und drückten dem bislang per Beretta bedrohten Kellner fünfhundert Mark in die Hand. Schweigegeld sozusagen. Dann führten sie den armen Dark gefesselt über stählerne Hintertreppen hinunter ins Parkhaus, wo er mit verbundenen Augen in den Fond einer großen Limousine gestoßen wurde, die kurz darauf mit durchdrehenden Rädern davonschoss.
    In rasanter Fahrt ging es durch die Stadt in eine andere Tiefgarage, Dark wurde wieder aus dem Auto gezogen und in einen