Toskana Forever: Ein Reiseleiter erzählt
kleiden Sie sich bequem, am besten mit Turnschuhen, wenn Sie die dabei haben.« Er schien damit einverstanden zu sein. Als ich den Hörer auflegte, war ich sehr viel beruhigter. Vielleicht hatte ich ein voreiliges Urteil gefällt. Mr. Jacob machte einen freundlichen und umgänglichen Eindruck, und wenn er und seine Frau mit den Levis befreundet waren, konnte es ja nicht anders sein!
Nach einer halben Stunde klingelte das Telefon. Es war der Portier von Villa de’Santi. »Ich verbinde Sie mit Mr. Jacob«, sagte er, »bleiben Sie bitte am Apparat!«
Mr. Jacob sagte: »Dario? Hören Sie, mein Freund, können Sie mir bitte genau sagen, was wir morgen unternehmen werden?«
»Nun ja, auf Ihren Wunsch werden wir die gleiche Tour machen wie die Levis.«
»Richtig. Und was bedeutet das genau?«
Ich packte den Hörer fester und sagte dann: »Ich hole Sie um neun Uhr im Hotel ab. Dann fahren wir in die Chianti-Gegend, wo wir einen modernen, hochtechnischen Weinkeller und eine kleine Weinkellerei, die als Familienbetrieb geführt wird, besuchen. Danach besichtigen wir einen Ausgrabungsort mit Etruskergräbern, einige mittelalterliche Dörfchen und ein Schloss. Das Mittagessen wird ein besonderer Genuss sein – ein Schmaus, zubereitet von meiner Freundin Gina. Wir werden weitab von den üblichen Touristenrouten und dem Verkehr reisen. Während der ganzen Zeit werde ich Sie mit allerlei Geschichten und Legenden über die Gegend unterhalten. Gegen fünf Uhr nachmittags werde ich Sie wieder im Hotel absetzen.«
»Sehr schön!«, sagte Mr. Jacobs. »Fantastisch. Wir werden eine herrliche Zeit verbringen. Sie gefallen mir, Dario, wir werden gute Freunde werden. Bis morgen, mein Freund!«
Um die Essenszeit rief der Hotelportier erneut an und verband mich mit Mr. Jacob.
»Dario, mein Freund, wir möchten eine kleine Änderung vornehmen. Können Sie den Ausflug etwas verkürzen und uns dann zum Laden von Gucci begleiten? Meine Frau und Mrs. Wineberg würden das wirklich außerordentlich schätzen!«
Abgesehen davon, dass ich nicht einmal wusste, wo der Gucci-Laden ist, hatte ich nicht die geringste Absicht, die Damen dahin zu begleiten. Ich sagte Mr. Jacob, dass wir gerne etwas früher losfahren könnten und ich den Ausflug etwas verkürzen würde, sodass wir nach dem Mittagessen wieder im Hotel seien. Von dort aus könnten die Damen dann ein Taxi nehmen und einkaufen, wo es ihnen beliebe.
Mr. Jacob begrüßte diese Änderung begeistert. »Abgemacht, mein Freund! Wir treffen uns um acht Uhr dreißig.«
Nach dem Essen entspannte ich mich vor dem Fernsehapparat bei einer Tasse heißem Kräutertee. Das Telefon klingelte erneut. Es war noch einmal die Villa de’Santi und natürlich wieder Mr. Jacob.
»Dario, mein Freund! Entschuldigen Sie bitte, dass ich so spät noch anrufe. Aber wir möchten eine weitere Änderung vornehmen. Unsere Frauen möchten den ganzen Nachmittag frei sein. Wir müssen also schon gegen elf Uhr wieder im Hotel sein.«
Langsam wurde ich etwas nervös. Ich versuchte, ihm klar zu machen, dass wir, selbst wenn wir in Florenz um acht Uhr dreißig abfahren würden, allein eine Stunde bis in die Chianti-Hügel und eine Stunde zurück bräuchten. Das würde uns nur eine halbe Stunde für die Besichtigungen lassen, der ganze Ausflug lohne sich also kaum mehr. Mr. Jacob ließ sich davon nicht entmutigen. »Machen Sie sich keine Sorgen, mein Freund, wir möchten nur ein paar Weinreben sehen; damit ist unsere Gruppe schon zufrieden.«
Am nächsten Morgen stand ich gegen sechs Uhr auf, damit ich Florenz vor dem Stoßverkehr erreichte. Der Himmel war bedeckt und verhieß nichts Gutes – es sah so aus, als ob jederzeit ein leichter Dauerregen einsetzen könnte, den die Menschen so unangenehm finden, der aber für die Natur so wohltuend ist.
Ich war mehr als eine Stunde zu früh im Hotel. Um mir die Zeit zu vertreiben, erkundete ich die wirklich prächtige Liegenschaft. Das Hotel selbst war früher ein Kloster und liegt zuoberst auf einem Hügel. Von diesem Aussichtspunkt aus genießt man einen der schönsten Blicke auf Florenz. Das Gebäude ist von einem herrlichen Garten umgeben, in dem herausgeputzte Blumenbeete und bunte Blumen geometrische Figuren bilden. Eine mathematisch genau geschnittene Hecke umgibt Statuen aus der Mythologie, die als Einzige etwas Unordnung ins Bild bringen.
Nachdem ich längere Zeit durch diese bunte und duftende Herrlichkeit spaziert war, setzte ein leichter Regen ein. Ich fand, nun
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