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Toskana Forever: Ein Reiseleiter erzählt

Toskana Forever: Ein Reiseleiter erzählt

Titel: Toskana Forever: Ein Reiseleiter erzählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dario Castagno
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sagte mir, sie hätten keine Gäste mit dem von mir erwähnten Namen. Ich zweifelte und wartete ein Weilchen. Weil mir nichts Besseres einfiel, ging ich schließlich doch zu meinem Bus zurück und machte mich auf den Weg nach Hause. Ich war schon ein gutes Stück gefahren, als mein Handy klingelte. Es waren meine Kunden. »Dario, was ist los? Wir warten schon seit über einer Stunde in der Hotelhalle auf Sie!«
    »Unmöglich«, antwortete ich. »Ich bin eben erst dort weggefahren, aber der Portier beteuerte mir, dass niemand mit dem Namen Randall da wohne. Sie sind doch im Astoria?« Sie bestätigten das. Ich entschuldigte mich für das Missverständnis und sagte, dass ich sofort zurückfahren und sie abholen werde. »Allerdings«, warnte ich sie, »wird es ein Weilchen dauern, bis ich wieder da bin, denn um diese Zeit ist der Verkehr in Florenz ziemlich zähflüssig.«
    »Florenz?«, sagte Mr. Randall. »Aber … wir sind doch in Venedig!« Seither weiß ich, dass ich bei Abmachungen und Buchungen nichts als selbstverständlich voraussetzen darf.
    »Hat der Bus eine Klimaanlage, Dario?« Kaum zu glauben, aber meine Antwort auf diese Frage hat schon mehrmals in letzter Minute zur Annullierung einer Buchung geführt. Offenbar ist für viele der Mangel an gekühlter, durch den Bus geblasener Luft ein ausreichender Grund, auf das Vergnügen eines erfrischenden Ausflugs in die Chianti-Gegend zu verzichten. Ich sage »erfrischend«, weil ich an heißen Tagen den Ausflug so gestalte, dass wir nie der direkten Sonne ausgesetzt sind. Wir fahren nur auf schattigen Nebenstraßen. Die Etruskergräber befinden sich mitten in einem dichten, duftenden Zypressenwald, das Schloss von Brolio liegt oben auf einem luftigen Hügel, das Mittagessen genießen wir draußen im Schatten eines Ahorns, und in den Weinkellern steigt die Temperatur nie über zehn Grad Celsius. Sogar im Bus mit seinen großen seitlichen Fenstern und den beiden geöffneten Schiebedächern ist die Fahrt luftig und angenehm. Trotzdem sind einige Kunden unbeugsam. Einmal verzichtete ein Ehepaar mittleren Alters aus diesem Grund auf einen Ausflug mit mir, obwohl an jenem frischen Herbsttag eher eine Heizung als eine Kühlung notwendig gewesen wäre.
    Meine berüchtigste Nichtreise fand vor nicht allzu langer Zeit statt. Auf dem Programm stand ein Ausflug mit zwei Ehepaaren, die schon einige Monate zuvor reserviert hatten. Die Jacobs und die Winebergs wohnten in der Villa de’Santi, einem herrlichen Fünf-Sterne-Hotel auf den Hügeln um Florenz. Wenn ich Kunden an einem dieser sehr exklusiven Orte abhole, habe ich immer ein wenig Angst, weil sie sich oft als verwöhnt und schwierig erweisen und daran gewöhnt sind, dass sie nur mit den Fingern schnippen müssen, und schon erfüllt man ihre Wünsche.
    Wie üblich telefonierte ich am Abend vor dem Ausflug und erkundigte mich beim Portier, ob ich mit einem meiner Kunden sprechen könne. »Natürlich, einen Augenblick bitte, ich verbinde!«, antwortete er im gepflegtesten Hotelfachschule-Tonfall. Nach einer kurzen Pause meldete er sich wieder und sagte, die einzige zur Zeit erreichbare Person sei Mrs. Jacob. »Die Dame ist in ihrem Zimmer, aber sie will nicht mit Ihnen sprechen. Ich bedauere, aber ich glaube, Sie sollten es später nochmals versuchen!« Irritiert wollte ich wissen, ob er den Grund für diese Absage kenne. »Nein, einen bestimmten Grund gibt es nicht. Sie will einfach nicht mit Ihnen sprechen.«
    Ich legte den Hörer auf. Mir schwante nichts Gutes. Diese Kunden würden schlecht zu handhaben sein. Schon jetzt machten sie Schwierigkeiten, und ich hatte sie noch nicht einmal abgeholt.
    Nach einer Stunde versuchte ich es noch einmal. Dieses Mal konnte ich glücklicherweise Mrs. Jacobs Mann erreichen. Er sagte begeistert: »Dario, hallo! Wir sind Freunde von Mr. und Mrs. Levis – Sie haben ihnen letztes Jahr die Chianti-Gegend gezeigt, erinnern Sie sich daran?«
    Ich antwortete ebenso begeistert: »Ja, wir haben einen herrlichen Tag miteinander verbracht«, was nicht übertrieben war. Tatsächlich erinnere ich mich gerne an die Levis, ein älteres, energisches und sehr liebenswertes Ehepaar, das sich vergnügt und ohne die geringsten Schwierigkeiten oder Beanstandungen durch die toskanische Landschaft fahren ließ.
    »Großartig!«, sagte Mr. Jacob. »Wir möchten genau die gleiche Tour machen wie sie.«
    »Kein Problem. Das bedeutet Abfahrt um neun Uhr. Seien Sie bitte um diese Zeit in der Hotelhalle, und

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