Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toskanische Verführung (German Edition)

Toskanische Verführung (German Edition)

Titel: Toskanische Verführung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Hille
Vom Netzwerk:
zweiten Ausgang hatte, durch den er verschwunden war. Sie arbeitete konzentriert bis gegen drei Uhr in der Nacht, dann schob sie gähnend ihre Notizen in die Sammelmappe und schaltete das Licht aus.
    Im dunklen Gang blieb sie unentschlossen einen Moment stehen, bevor sie sich zur Küche wandte. Eine Kleinigkeit zu essen und ein Glas Wein als Schlummertrunk - das käme jetzt gerade recht.
    Der Graf saß am Küchentisch, eine Teetasse vor sich, und las mit schwermütiger Miene in einem Buch. Sie blinzelte, weil sie ihren Augen nicht traute, und trat vorsichtig den Rückzug an - vielleicht hatte er sie ja nicht bemerkt.
    Er sah auf. Sein Blick kam von ganz weit her und er brauchte einen Moment, sich auf sie zu fokussieren. Dann wurde er noch eine Schattierung düsterer. »Gardner«, sagte er. »Warum geistern Sie nachts durch die Gänge?«
    Sie trat zögernd zum Tisch. »Ich habe gearbeitet«, erwiderte sie spröde.
    Er sah sie ausdruckslos an. »Bezahlt Ihr Arbeitgeber Sie besonders gut für Nachtarbeit?«, fragte er.
    Flannery entschied, auf diese provokante Frage nicht zu antworten, sondern ging zum Kühlschrank. »Maddalena hat mir erlaubt, mich selbst zu bedienen«, sagte sie.
    Hinter ihr klirrte leise Porzellan, als er seine Teetasse absetzte. »Sie scheint sie ins Herz geschlossen zu haben. Dawkins wurde für eine vergleichbare Eigenmächtigkeit schon mit der Bratpfanne bedroht.«
    Sie nahm ein Stück Parmesan und ein paar Oliven und sah sich suchend um, fand ein Glas für den Wein. Aber wo verwahrte Maddalena den Rotwein?
    »Neben dem Kühlschrank«, sagte der Graf und blätterte um.
    Flannery goss sich eine großzügig bemessene Portion ein und zögerte. »Darf ich Ihnen auch ...?«
    »Nein, danke. Ich trinke keinen Alkohol.«
    »Nie?«
    »Nie.«
    Sie nahm es zur Kenntnis und ging zur Tür. Eigentlich hatte sie in der Küche essen wollen, aber jetzt erschien es ihr unanstrengender, sich auf ihr Zimmer zurückzuziehen.
    »Setzen Sie sich!«, befahl della Gherardesca. »Ich gehe gleich, dann haben Sie die Küche für sich.«
    Sie biss sich auf die Lippe und nickte. Dann saß sie steif ihm gegenüber und nippte an ihrem Wein. Obwohl er den Blick auf sein Buch gesenkt hielt, fühlte sie sich beobachtet.
    Er blätterte um und nippte an seinem Tee. »Können Sie tanzen?«, fragte er unvermittelt.
    Flannery schluckte vor Überraschung eine Olive samt Stein hinunter. »Ja, wieso?«, stammelte sie.
    »Gut.« Er kommentierte seine Frage nicht weiter. Flannery erhob sich und legte ein Stück Brot auf den Toaster. Als sie sich umdrehte, sah sie seinen prüfenden Blick auf sie gerichtet.
    »Drehen Sie sich noch einmal«, sagte er. »Wie groß sind Sie? 1,75? Besitzen Sie ein Abendkleid?«
    Flannery lachte. »Ja«, gab sie zurück. »Ich besitze so etwas, aber natürlich habe ich es nicht mitgebracht. Und ich bin ohne Schuhe einen Meter und achtundsiebzig Zentimeter groß, meine Schuhgröße ist 40 und mein Gewicht geht Sie nichts an.«
    Er lächelte nicht, starrte sie nur an. »Gewicht ...«, sagte er nachdenklich, als wollte er es schätzen.
    »Unterstehen Sie sich!«, fuhr Flannery ihn an. Das war ein Thema, das ihr nicht sonderlich gefiel. Sie war noch nie dünn gewesen. Diese modische Model-Magerkeit war ihr aber auch nie erstrebenswert erschienen. Sie hatte viel Sport getrieben, sie war eine recht gute Leichtathletin gewesen und hatte während ihres Studiums einige Medaillen gewonnen. Triathlon war kein Sport, der zarte Elfen hervorbrachte. Sie war einfach nicht der Typ Frau, der sich an der Seite des Grafen zu zeigen pflegte - überschlank und ätherisch. Was bezweckte er mit seiner Fragerei?
    Er wandte den Blick ab, offensichtlich gelangweilt. »Stellen Sie sich nicht so an, ich habe Sie im Badeanzug gesehen. Gut, Dawkins wird sich darum kümmern.«
    »Worum?«
    Er antwortete nicht. Unhöflich wie immer.
    »Wieso war Ihr Vater ein widerlicher, kranker Sadist?«, entfuhr es Flannery. Er hatte sie wütend gemacht, und wie so oft, wenn sie wütend wurde, verlor sie die Beherrschung.
    Er riss den Kopf hoch und starrte sie an. Wenn er bisher geistesabwesend und müde gewirkt hatte, war er jetzt vollkommen wach und da. »Wie bitte?«, fragte er scharf.
    Flannery biss die Zähne zusammen und zwang sich, seinen Blick zu erwidern. »Ich habe mit Hugo gesprochen. Es sind seine Worte.«
    Sein Blick flackerte. »Hugo«, sagte er. »Der alte Schwätzer.« Er schob seine Teetasse so nachdrücklich beiseite, dass sie beinahe über

Weitere Kostenlose Bücher