Toskanische Verführung (German Edition)
oder drei Stunden?«
»Bitte, Ruggiero!« Er rief es so laut, es klang so gequält, dass sich andere Gäste in dem weitläufigen Raum erstaunt zu ihm umdrehten. Er senkte die Stimme und fuhr fort: »Ich komme, ja, in Ordnung, ich komme in deine Praxis. Du herzloses Monstrum.«
Ruggiero nahm den Vorwurf mit einem Nicken zur Kenntnis. »Gut«, sagte er nur. »Regina macht dir einen Termin und gibt ihn an deinen tüchtigen jungen Sekretär durch, dessen vielfältige Talente du so schamlos ausnutzt.« Er zwinkerte.
Alessandro erwiderte das Lächeln erleichtert. Wieder wandte sich ihr Gespräch allgemeinen, harmlosen Themen zu. Irgendwann blickte Ruggiero auf seine Uhr und seufzte. »Schon so spät«, murmelte er. »Ich wollte noch etwas mit dir besprechen, was die Sache mit den Rezepten angeht, du weißt schon. Ich kann das nicht länger guten Gewissens verantworten, wir müssen eine Lösung dafür finden. Aber darüber können wir in Ruhe reden, wenn du in meine Praxis kommst. Und jetzt, Sandro, sei mir nicht böse, aber ich möchte nach Hause. Morgen früh habe ich einen schwierigen Patienten - ah, was erkläre ich dir das. Der alte Mann muss ins Bett.« Er erhob sich, und Alessandro folgte ihm hinaus.
Sie standen noch eine Weile in einträchtigem Schweigen vor der Tür des Restaurants. Ruggiero atmete in tiefen, genüsslichen Zügen die laue Luft der Sommernacht. »Das Leben ist so schön«, sagte er.
Alessandro hatte eine blitzartige Vision von Gardner, die mit vor Nässe gekringeltem Haar schlafend im weißen Sand lag, und ballte die Fäuste. »Ja«, sagte er erstickt. »O ja!«
Ruggiero musterte ihn erstaunt. »Woran denkst du?«
»An nichts Besonderes. Eine Frau.« Die Besorgnis in seines Freundes Gesicht entging ihm nicht. »Nicht, was du denkst«, sagte er eilig. »Nichts Ernstes. Keine ... keine Gefahr.«
»Ich fürchte mich nicht davor, dass es etwas Ernstes sein könnte«, erwiderte Ruggiero sanft. »Aber diese kleinen Freundinnen, diese kühlen, unverbindlichen Arrangements, die du einzugehen pflegst - ich mache mir Sorgen, Sandro.«
»Kühl«, er lachte. »So hätte ich das nicht bezeichnet.« Er blickte an Ruggiero vorbei. »Da ist Flavio. Soll ich dich zu Hause absetzen?«
»Nein, nein«, wehrte der Ältere ab. »Ein paar Schritte werden mir gut tun. Ich bekomme ohnehin zu wenig Bewegung.« Er legte Alessandro die Hand auf die Schulter und rüttelte ihn sanft. »Geh ins Bett. Versuch zu schlafen. Du brichst noch zusammen, Sandro. Hör auf mich, schlag dir irgendwelche Frauengeschichten aus dem Kopf. Du bist noch nicht wieder so weit. Und komm zu mir, ja?« Er gab ihm einen Klaps auf die Wange und blieb am Bordstein stehen, bis Alessandro im Wagen saß. Dann winkte er und ging davon, die Hände auf dem Rücken, den Kopf nachdenklich gesenkt.
8
Flannery hatte ihren Tee mit in die Bibliothek genommen. Als sie die Tür hinter sich schloss, blieb sie eine Weile in der warmen Dunkelheit stehen und atmete den vertrauten Geruch der Bücher ein. Hier war sie sicher vor aufwühlenden Erlebnissen. Dies war ihre Welt und sie war froh darüber. Was auch immer der Graf für ein Spiel mit ihr spielte - sie war nicht so dumm, sich darauf einzulassen.
Sie schaltete das Licht an und ging zu ihrem Tisch, aber ihre Gedanken weilten noch bei dem verwirrenden Verhalten des Hausherrn. So langsam glaubte sie Hugo und seiner Behauptung, der Conte sei verrückt. Wie sonst sollte man sein Benehmen erklären?
Sie beugte sich über ihre Tastatur und rief den Webbrowser auf. »Alessandro della Gherardesca«, murmelte sie, während sie tippte. "Wollen wir mal sehen, was das Netz alles über dich weiß, Signor Contino.«
Sie ließ sich in den Sessel sinken, nippte ihren Tee, klickte die Suchergebnisse an und summte geistesabwesend die Cavatine des Figaro: "Se vuol ballare, Signor Contino ...«
Il chitarrino le suonerò , sprang das Chatfenster auf. Hat er Sie geärgert, Flannery?
Sie stellte die Tasse ab. Nein , tippte sie. Geärgert nicht. Geängstigt. Verwirrt. Ich verstehe ihn nicht.
Die ersten Treffer ergaben nur das, was sie schon wusste. Conte della Gherardesca schien sein privates Leben vor den Suchmaschinen geschickt zu verbergen. Sie fand ein paar unscharfe Bilder von ihm an der Seite diverser langbeiniger Schönheiten und Berichte über den Börsengang und den Verkauf seiner Firma.
Nicht sonderlich aufschlussreich , meldete sich Hugo. Er war nie scharf auf öffentliche Aufmerksamkeit.
Flannery klickte
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