Toskanische Verführung (German Edition)
Engländer erstaunlich geradeheraus. »Wenn ich Ihr Butler wäre, würden Sie mich nur noch mehr herumkommandieren. Mit Verlaub, Herr Graf.«
Alessandro lachte auf und klopfte ihm auf die Schulter. »Denken Sie darüber nach. Natürlich hätte das Einfluss auf Ihr Gehalt.«
»In welche Richtung?« Der Sekretär gestattete sich ein respektloses Grinsen, das Alessandro zu seinem eigenen Erstaunen erwiderte.
»Wie lange sind Sie jetzt schon bei mir?«, fragte er, während er zur Tür ging. »Drei Jahre?«
»Das könnte stimmen.« Dawkins eilte voran und öffnete die Haustür.
»Sind Sie zufrieden?« Alessandro blieb stehen und sah Dawkins an.
Der erwiderte seinen Blick mit emporgezogenen Brauen. »Wie könnte ich anders darauf antworten als mit ›ja‹?«
Das war keine Antwort, aber Alessandro winkte ab. »Wir sprechen darüber«, sagte er. »Warten Sie nicht auf mich, gehen Sie zu Bett. Ich werde Sie heute nicht mehr brauchen.« Er blieb auf der zweiten Stufe stehen und fügte hinzu, ohne Dawkins anzusehen: »Und canceln Sie das Gespräch mit Phil Lamont. Es hat sich erledigt.«
7
Nach einem vorzüglichen Essen saß Alessandro mit Ruggiero Collani in der Raucherlounge des Restaurants und sah seinem Freund dabei zu, wie er konzentriert und genüsslich seine Zigarre vorbereitete.
Sie hatten über alles Mögliche geplaudert, dabei nur allgemeine Themen berührt, und Alessandro hatte gemerkt, wie mit jeder Minute ein wenig mehr Anspannung von ihm abfiel.
Jetzt lehnte er bequem in dem breiten Sessel, streckte die Beine aus und stützte das Kinn auf die Hand.
»Und?«, fragte Ruggiero und paffte eine blaugraue Wolke in die Luft. Er nickte dankend dem Kellner zu, der ihm einen Cognac servierte und sich dann wieder zurückzog. »Wie geht es dir?«
Alessandro wiegte in lächelnder Abwehr den Kopf. »Gut.«
Ruggiero Collani war ein schwer gebauter, zuverlässig wirkender Mann in einem altmodischen, zerknautschten Anzug und mit grauer Löwenmähne. Auf den ersten Blick wirkte er wie ein freundlicher, älterer Herr, der harmlos und etwas zerstreut durch die Welt lief, wahrscheinlich ein Lehrer oder Dozent, ein Privatier, ein pensionierter Kaufmann. Das dachte man aber nur so lange, wie man keinen seiner scharfen Blicke aufgefangen hatte, die unter buschigen grauen Brauen hervorschossen wie Jupiters Blitze. »Gut«, wiederholte er und ahmte Alessandros Haltung nach. Sein Blick war von väterlicher Strenge. »Du bist blass, du bewegst dich steifer als sonst und du hast Ringe unter den Augen, an denen man ein Pferd anbinden könnte. Wie viele Stunden schläfst du pro Nacht?«
Alessandro senkte den Blick. »Es geht mir hervorragend«, wiederholte er störrisch. »Lass es gut sein, Ruggiero.«
Der ältere Mann beugte sich vor und nötigte Alessandro damit, seinen Blick zu erwidern, der besorgt und freundlich war. »Lieber Freund«, sagte er, »ich sehe es doch. Wir waren schon einmal weiter. Sind die Albträume denn wenigstens etwas seltener geworden?«
Alessandro presste die Lippen zusammen, dann senkte er seufzend die Schultern und schüttelte den Kopf. »Nein«, gab er zu. »Aber zumindest habe ich keine Angst mehr, den Verstand zu verlieren.« Er lächelte schwach. »Dank deiner gütigen Hilfe, Ruggiero.«
Der andere lehnte sich zurück und paffte mit einem Seufzer ein paar Züge. Er schwieg und dachte nach. »Du kommst in den nächsten Tagen zu mir in die Praxis«, verfügte er dann. »Ich möchte noch einmal versuchen, dich zu hypnotisieren.«
»Oh bitte!«, fuhr Alessandro auf. »Das haben wir doch bis zum Erbrechen exerziert. Ich habe weder Lust noch Zeit ...«
»Keine Widerrede.« Ruggiero fuhr mit der Hand durch die Luft. »Du bist ein Holzkopf, mein Junge. Aber ich sehe, dass es dir schlecht geht und als dein Arzt ...«
»Ah!« Alessandro verschränkte die Arme und starrte sein Gegenüber finster an. »Als mein Arzt hast du dich nicht in alles einzumischen. Sei mir nicht böse, Ruggiero, aber du hast getan, was du konntest. Den Rest wird die Zeit heilen, wie sie es immer tut.«
Der Ältere wärmte den Cognacschwenker in den Händen und sah Alessandro über den Rand des Glases nachdenklich an. »Du träumst also wieder von Rosalyn?«
Alessandro verschlug es den Atem, so unvermittelt traf ihn die unverblümte Frage. Wie ungewöhnlich brutal war dies für seinen feinfühligen Freund ...
»Ja«, brachte er heraus. »Lass es gut sein, ich bitte dich.«
»Und du schläfst nach wie vor nicht mehr als zwei
Weitere Kostenlose Bücher