Toskanische Verführung (German Edition)
und seine Miene spiegelten einen Gefühlsaufruhr, der ihr die Sprache verschlug.
»Flannery Gardner«, sagte er, und seine Stimme klang heiser, »ich habe schon lange keine Frau mehr um etwas gebeten, aber Sie bringen mich dazu, alles zu vergessen und mich zu benehmen wie ein dummer, verliebter Junge. Ich möchte Sie fragen, ob Sie mir das Vergnügen Ihrer Gesellschaft gönnen und mit mir heute Abend auf einen Ball gehen. Es handelt sich eine private Gesellschaft, keine öffentliche Lustbarkeit.«
Flannery bemerkte, dass sie ihn anglotzte. »Der Ball«, sagte sie verwirrt, »deswegen haben Sie mich gestern doch Schaulaufen lassen. Deswegen wird gleich einen Friseur an mir herumfuhrwerken. Sie haben doch alles längst bestimmt, angeordnet und befohlen. Warum also …«
Jetzt kniete er wirklich vor ihr und griff nach ihrer Hand. Flannery zuckte zurück, aber dann ließ sie zu, dass er ihre Hand an seine Lippen zog und küsste. »Ich bin ein Widerling«, flüsterte er. »Ich wundere mich über Ihre Geduld mit meinen Angewohnheiten. Sie hätten jedes Recht, mich zum Teufel zu wünschen, mir die Arbeit vor die Füße zu werfen und abzureisen. Wenn eine Entschuldigung für mein Benehmen Ihnen gegenüber etwas nützt, dann entschuldige ich mich hiermit. Seien Sie weiter so großmütig und nachsichtig, ich bitte Sie herzlich darum. Und vergönnen Sie mir das Vergnügen, mit Ihnenzu tanzen. Sie haben sich eine Belohnung verdient, eine Pause, einen freien Abend. Teilen Sie ihn mit mir.« Er sah sie geradezu flehend an.
Flannerys Widerstand schmolz dahin. Wenn er so war, wenn er sanft und beharrlich, liebevoll und sanft mit ihr sprach, wenn seine Augen sie so anblickten, dann war sie weiches Wachs in seinen Händen. Sie nickte zögernd.
Sein Lächeln erwärmte ihr Herz. »Sie sagen Ja?« Er sprang auf und beugte sich über sie, und ehe sie etwas sagen oder tun konnte, hatte er seine Hände um ihr Gesicht gelegt und küsste sie.
Sie kam erst zu Atem und wurde sich ihrer Umgebung wieder bewusst, als er das Zimmer bereits verlassen hatte. Ihr Herz schlug wie eine Trommel. Anscheinend hatte sie ein Date für den heutigen Abend - und vorher noch einen Termin mit Christos.
***
Christos war ein freundlicher, redseliger Mann mittleren Alters, der mit einem ganzen Tross von emsigen Mitarbeitern angereist war. Die hellblau gekleideten Hilfstruppen bauten in Windeseile einen kompletten Friseursalon in einem der großen Gästezimmer im ersten Stock auf, und Flannery saß, ehe sie es recht begriff, in ihrer Unterwäsche in einem bequemen Stuhl, hatte einen Umhang um die Schultern, eine junge Frau feilte ihre Nägel und Christos fuhr mit den Fingern durch ihre Haare und lobte deren Qualität, als handele es sich um eine Perücke.
Dann begann er mit Schere und Kamm zu wirbeln, während er unablässig redete. Flannery sank in einen willenlosen Halbschlaf, aus dem sie nur einmal kurz aufschreckte, als das Wort »Dauerwelle« fiel.
»Nein«, sagte sie energisch. »Signor Christos, ich habe zwar offensichtlich in diesem Hause kein Mitspracherecht, noch nicht einmal, was meine äußere Erscheinung angeht. Aber wenn Sie versuchen, mir irgendwelche Locken zu verpassen, kastriere ich Sie mit Ihrer eigenen Schere!«
Einen kurzen Moment lang herrschte schockiertes Schweigen. Dann lachte der Friseur auf, klopfte ihr erstaunlich kumpelhaft auf die Schulter, zwinkerte und sagte: »Ich denke, ich weiß, was Sie sich vorstellen. Keine Sorge, Signora Gardner.«
Danach verlief die restliche Prozedur in einvernehmlicher Harmonie, und Flannery musterte sich nicht ohne Wohlgefallen im Spiegel, den der Friseur ihr vorhielt. Er hatte eine Hochsteckfrisur kreiert, die ihren Hals und die Linien ihrer Wangen betonte und ungewohnt elegant wirkte. Flannery nickte mehrmals verblüfft und widerstand dem Impuls, ihrem Spiegelbild die Zunge herauszustrecken. »Sehr schön, Signor Christos«, sagte sie. »Das dürfte dem Boss gefallen.«
Der Friseur lachte wieder kollernd und winkte seinem Stab, alles zusammenzupacken. »Um das Make-up kümmert sich meine Visagistin Sonja«, sagte er. »Es war mir ein Vergnügen, Signora Gardner. Ich wünsche Ihnen einen glamourösen Auftritt und einen wundervollen Abend.«
Flannery sank erschöpft in einen Sessel. Sie hatte Durst, war müde und wollte eigentlich nur noch ins Bett.
Sonja trat ein, ihr folgte eine ältere Frau mit der Garderobe. Erstaunlich kurze Zeit später steckte Flannery in ihrem Kleid und wurde erneut in
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