Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)
Josh sein, wenn er morgen früh aufwacht.«
Ihr stand Joshs Gesichtsausdruck vor Augen, wenn sie ihn weckte, schmerzhaft erinnerte sie sich an das Gefühl, wenn er sich in ihre Arme kuschelte. Sie trat aus der Umarmung, spannte die Kiefermuskeln an und versuchte, einen Ausweg aus dem Labyrinth zu ersinnen, in dem sie gelandet waren. »Was ist mit Alan?«
»Er wird dir nicht mehr zu nahe kommen können. Niemals wieder. Du wirst von hier weggehen. Sofort.«
Sie starrte ihn wütend an. Als ob er nach allem, was er getan hatte, berechtigt wäre, ihr Anweisungen zu geben oder auch nur Vorschläge zu unterbreiten. »Und du? Was genau wirst du tun?«
»Ich kann nicht mitkommen. Wenn Alan Korsakov erzählt, dass ich noch lebe, wird er nicht eher aufgeben, bis er mich gefunden hat. Es gibt nur einen Ausweg.«
»Also hast du einen Plan?«
Er ignorierte den sarkastischen Tonfall. »Ich habe einen Plan. So einfach, dass er nicht schiefgehen kann.«
»Ich höre.«
Er zog eine Pistole hinter dem Rücken hervor. Keine glänzende wie die von Alan vorhin. Diese Waffe war matt, quadratisch, zweckmäßig. »Ich werde Alan, Korsakov und jeden anderen umbringen, der hinter mir her ist. Während du Josh holst und fliehst.«
32
Freitag, 22. Juni
Alan fuhr durch den Ort bis zu der moderneren Wohngegend von Hopewell – wenn man ein über siebzig Jahre altes Viertel als modern bezeichnen konnte – , in der er sich einen Bungalow gemietet hatte. Den hatte er ausgewählt, weil auf der einen Seite eine Reihe hoher Nadelbäume Privatsphäre garantierte und die andere Seite durch einen zwei Meter hohen Zaun vor neugierigen Blicken geschützt war. Außerdem gehörte eine fensterlose Garage zum Haus. Wider Erwarteten hatte er sich in dem schmucken kleinen Haus richtig wohlgefühlt, nachdem er es mit Sarahs Hilfe eingerichtet und es dadurch eine behagliche Atmosphäre bekommen hatte – ganz anders als seine vollständig in Leder, Glas und Chrom gehaltene Wohnung in L. A , die im Vergleich dazu künstlich und unbewohnt wirkte.
Den Wagen ließ er in der Auffahrt stehen. Logans Auto war inzwischen bestimmt längst in der Garage. Tatsächlich saß Logan bereits vor dem Kamin, als er ins Haus kam, mit einem Glas von Alans Johnnie Walker Blue in der Hand.
»Ich habe einen Auftrag für Sie«, verkündete Alan dem ehemaligen FBI -Agenten. »Auf geht’s!«
Logan nahm einen letzten Schluck Whisky und erhob sich. »Wozu die Eile? Korsakov kann unmöglich schon hier sein.«
»Sie müssen für mich auf Sarah aufpassen.«
»Ah … hat der Bräutigam etwa Nervenflattern? Sagen Sie bloß nicht, dass sie den Antrag abgelehnt hat.«
Alan hielt die Haustür auf, zwang sich zu einem Lächeln, obwohl er Logan am liebsten das schmierige Grinsen aus dem Gesicht geprügelt hätte, und sagte: »Ich bin noch nicht dazu gekommen, sie zu fragen. Stan ist von den Toten auferstanden.«
Damit hatte er Logans Aufmerksamkeit. Der FBI -Mann drehte sich langsam und mit leicht zusammengekniffenen Augen zu ihm um. »Der Hurensohn. Dann muss er Richland umgebracht haben.«
»Vielleicht. Jedenfalls müssen Sie Sarah im Auge behalten, damit er keine Gelegenheit hat, mit ihr zu reden oder sie von hier wegzubringen.«
Logan folgte Alan im Dunkel zu seinem Wagen. Sie fuhren wieder den Berg hinauf zu Sarahs Haus. »Hat Stan ausgespuckt, was er mit Leo Richland angestellt hat? Wo ist die Leiche? Wie hat er es geschafft, den Spieß umzudrehen?«
»Ihr unfähiger Kollege interessiert mich nicht. Allerdings schuldet er mir die Hunderttausend, die es mich gekostet hat, seinen Fehler auszubügeln.«
»Ihnen ist schon klar, dass wenn Stan immer noch am Leben ist –«
»Ich weiß, ich weiß. Wenn er Korsakov erzählt, dass wir von dem Geld wussten und wo er sich aufhält, dann sind wir am Arsch. Keine Sorge, ich habe einen Plan.«
»Ja, den haben Sie ja immer. Deswegen hat es uns auch zwei Jahre gekostet, um überhaupt nur in die Nähe des Geldes zu kommen. Vermasseln Sie es jetzt bloß nicht, Easton!«
Alan parkte vor Sarahs Haus und drehte sich in seinem Sitz zu Logan. »Ist das eine Drohung? Sie haben genauso viel zu verlieren wie ich, also halten Sie endlich die Klappe, und bringen Sie das zu Ende, was Ihr Kollege vor zwei Jahren versaut hat.«
Er stieg aus und schlug die Autotür zu, um jeder wie auch immer gearteten Antwort zuvorzukommen. In Sarahs Haus brannte kein Licht. Gut. Er hatte ihr während des Abendessens genügend Wein eingeflößt, um sie für eine
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