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Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)

Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)

Titel: Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Lyons
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sie sein Büro verlassen hatten, sogar zweimal telefoniert.«
    »Ja«, sagte Caitlyn, während sie einen Karton anhob, um einen Blick auf den darunterliegenden zu werfen. »Und mit wem?«
    »Da wir öffentliche Datenbanken angezapft haben, handelt es sich auch um zulässige Informationen, falls sie die verwenden – «
    »Clemens«, fuhr Caitlyn ihn an, da sie mit ihrer Geduld am Ende war. »Vergessen Sie den Kram! Wen hat Logan angerufen?«
    »Oh! Ja gut. Der erste Anruf dauerte zwei Minuten und einundvierzig Sekunden und ging an einen Grigor Korsakov.«
    Caitlyn ließ die Kiste fallen, eine Staubwolke fuhr auf und löste eine erneute Niesattacke aus. »Mann, ist der schnell! Korsakov ist heute erst aus dem Gefängnis entlassen worden und hat bereits wieder ein eigenes Handy?«
    »Der Vertrag läuft auf seinen Namen, Vertragspartner war jedoch eine in L. A. eingetragene Rechtsanwaltskanzlei«, ergänzte Clemens liebenswürdigerweise. »Brauchen Sie deren Kontaktdaten?«
    »Nein, danke! An wen ging der zweite Anruf?« Caitlyn klopfte sich den Staub von den Kleidern. Ihr Mund war ausgedörrt, und die Haut juckte, als hätten sich kleine Staubteufelchen unter ihr eingenistet. Clemens sagte etwas, aber seine Stimme klang verschwommen und wie von weit her.
    »Caitlyn, haben Sie das verstanden?« Endlich war die Stimme des Laboranten wieder da.
    Die aufgewirbelten Staubkörnchen tanzten golden und rötlich schimmernd durch die Luft, fast geriet sie in Trance. Beinahe wäre ihr das Telefon entglitten.
    »Caitlyn?«
    »Tut mir leid. Schlechter Empfang.« Sie kratzte sich am Arm, immer noch im Bann der Farbenpracht um sich herum. Alles war so lebendig, schien zu leuchten. Sie spürte ein Pochen im Kopf, aber nicht vor Schmerz – jedenfalls fühlte es sich nicht wie die Migräneschmerzen an, die sie kannte. »Was haben Sie gesagt?«
    »Ich sagte, der zweite Anruf ging an einen Anwalt. Alan Easton. Er hält sich in Hopewell auf.«
    »Das ist nett.« Easton . Den Namen hatte sie doch schon einmal gehört, oder etwa nicht? Ganz am anderen Ende des Zimmers entdeckte sie eine Kiste mit dem Datum, nach dem sie gesucht hatte. »Danke Clemens! Schöne Nacht noch!«
    Sie legte das Handy auf der nächstgelegenen Kiste ab. Dann kletterte sie über eine Wand aus Akten, um an ihr Ziel zu gelangen, musste dafür allerdings auf einem weiteren Stapel balancieren und sich nach vorne strecken, bis die Beine in der Luft baumelten.
    »Ich fliege«, rief sie fröhlich, als sie das Gleichgewicht verlor und nach vorn rutschte.
    Zwei kräftige Hände packten sie an der Taille. »Da, wo ich herkomme, nennt man das stürzen«, sagte Hal und zog sie hoch. »Was hast du da unten gesucht?«
    Sie stützte sich auf einen anderen Stapel, warf ihn beinahe um; er hob sie hoch und ließ sie in den Sessel plumpsen. Er stand vor ihr, das Gesicht im Schatten, im Licht der Küche waren nur seine Umrisse zu sehen. Ein hochgewachsener, schlanker Schatten. Der dünne Mann. Sie legte sich die Hand auf den Mund, unterdrückte ein Lachen.
    »Geht es dir gut? Du bist ganz rot im Gesicht.« Er beugte sich über sie und legte ihr die Hand auf die Stirn. Seine raue Haut sandte Stromstöße durch ihren Körper. »Du fühlst dich ganz heiß an.«
    Seine Stimme drang durch einen langen, hellen Tunnel zu ihr durch. Sie blinzelte. Worüber machte er sich nur Sorgen?
    »Hab mich nie besser gefühlt«, sagte sie ihm und stand mit einem Ruck auf. Es war die Wahrheit. Ihr ganzer Körper war wie aufgeladen. Caitlyn Tierney, Superwoman.
    Plötzlich durchzuckte sie eine Erinnerung – der Sturz vor zwei Jahren, ihr Körper im freien Fall, wie sie durch die Luft trudelte – vielleicht doch nicht Superwoman. Jedenfalls nicht, was das Fliegen betraf. Sie schloss die Augen, aber das verstärkte nur den Schwindel. Alice im Wunderland, die das Kaninchenloch hinunterstürzt.
    Alice im Wunderland. Ja, das war die Erklärung. Sie rieb sich die Schläfen, erinnerte sich, was ihr einer der Neurologen im Hopkins-Krankenhaus über Migräne erklärt hatte. Insbesondere die Form, die mit gestörten Sinneswahrnehmungen einherging, auch als »Alice-im-Wunderland-Syndrom« bekannt. Wie LSD ohne den Kater danach, so hatte er es beschrieben.
    »Mist«, murmelte sie, und griff nach ihrem Kaffeebecher, denn sie hatte schrecklichen Durst.
    Hal nahm ihr die leere Tasse ab. »Caitlyn.« Seine Stimme hallte merkwürdig nach, als würde er vom anderen Ende des Grand Canyon zu ihr hinüberrufen. »Was hast du

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