Total Control (Das Labyrinth)
Zeit, um die Gedanken zu ordnen. » W issen Sie, hätten Sie m ich vor den jüngsten Ereignissen gefragt, wen ich im Verdacht hätte, uns zu bestehlen, der Na m e Jason Archer wäre m i r nie und ni mm er in den Sinn geko mm en.« Rowe nahm die Brille ab und putzte sie m it einem Taschentuch, das er aus der He m dentasche kra m te.
»Also haben Sie ihm vertraut ? «
»Absolut.«
»Und jetzt ? «
»Jetzt glaube ich, daß ich m i ch geirrt habe. Um ehrlich zu sein, ich fühle m i ch verraten.«
»Das kann ich gut verstehen. G l auben Sie, daß ein weiterer Mitarbeiter der Fir m a in die Sache verwickelt ist?«
»Mein Gott, ich hoffe nicht.« Allein die Vorstellung schien Rowe zu bestürzen. »Ich m öchte lieber glauben, daß Jason die Sache alleine oder m it einem unserer Mitbewerber durchgezogen hat. Das erscheint m i r auch einleuchtender. Zudem wäre Jason ohne weiteres in der Lage gewesen, sich ohne fre m de Hilfe in das Co m putersystem von BankTrust zu hacken. So schwer ist das gar nicht.«
»Klingt, als sprechen Sie aus Erfahrung.«
Rowe lief rot an. »Sagen wir m al, m i ch plagt eine unersättliche Neugier. In fre m den Dat e nbanken heru m zuschnüffeln war da m als am College ein bevorzugtes Freizeitvergnügen. Meine Klassenka m eraden und ich hatten jede Menge Spaß dabei, obwohl die örtlichen Behörden m ehr f ach ihr Miß f allen zum Ausdruck brachten. Aber wir haben nie etwas gestohlen. Ich habe sogar dabei geholfen, Polizeitechniker in Methoden der Aufdeckung und Verhütung von Co m puterverbrechen auszubilden.«
»Arbeitet einer von denen in Ihrer Objektschutzabteilung ? «
»Sie m einen Richard Lucas? Nein, er ist anscheinend schon ewig bei Ga m ble. Er m acht s e ine Arbeit ausgezeichnet, obwohl er nicht gerade der angeneh m ste Zeitgenosse ist. Aber dafür wird er auch nicht bezahlt.«
»Trotzdem hat ihm Archer ein Schnippchen geschlagen.«
»Er hat uns alle an der Nase heru m geführt. Mir steht es ganz gewiß nicht zu, m it dem Finger auf andere zu zeigen.«
»Ist Ihnen an Archer irgend etwas aufgefallen, das im nachhinein verdächtig wirkt ? «
»Im nachhinein wirkt alles anders. Das weiß ich besser als die m eisten. Ich habe darüber nachgedacht, und Jason schien äußerst reges Interesse an der CyberCo m -Übernah m e an den Tag zu legen.«
»Er hat doch auch daran m itgearbeitet.«
»Schon, aber er stellte auch einen Haufen Fragen über Bereiche des Projekts, m it denen er nichts zu tun hatte.«
» W ie zum Beispiel ? «
»Zum Beispiel, ob ich die Bedingungen für fair hielte; ob ich glaubte, wir könnten den Zuschlag beko mm en; welche Auswirkungen das für ihn hätte. Derlei Dinge.«
»Hat er Sie je nach vertraulichen Unterlagen über das Projekt gefragt ? «
»Nicht direkt, nein.«
»Anscheinend bekam er alles, was er brauchte, aus dem Co m puternetz.«
»Scheint so.«
Ein paar Minuten saßen die beiden Männer schweigend da und starrten ins Leere.
»Haben Sie eine Ahnung, wo Archer stecken könnte ? «
Rowe schüttelte den Kopf. »Ich habe seine Frau besucht, Sidney.«
»Ich kenne sie.«
»Schwer zu glauben, daß er einfach verschwindet und sie auf diese W eise zurückläßt. Eine Tochter hat er auch. Ein süßes kleines Mädchen.«
»Vielleicht hatte er gar nicht vor, die beiden zu verlassen.« Rowe bedachte ihn m it einem seltsa m en Blick. » W ie m einen Sie das ? «
»Ich m eine, vielleicht hat er vor, zurückzuko mm en, um sie zu holen.«
»Aber er ist doch jetzt ein f l üchtiger Verbrecher. W i eso sollte er zurüccko mm en? Außerdem würde Sidney gar nicht m it ihm gehen.«
» W arum nicht ? «
»Eben weil er ein Verbrecher ist. Sie ist Anwältin.«
»Das m ag jetzt eine große Überraschung für Sie sein, Quentin aber nicht jeder Anwalt ist die Ehrlichkeit in Person.«
»Soll … soll das heißen, Sie verdächtigen Sidney Archer, in die ganze Sache verwickelt zu sein?«
»Das soll lediglich heißen, daß ich im Augenblick weder sie noch sonst irgend je m anden als Verdächtigen ausschließe. Sie arbeitet als Anwältin für Triton und hat auch am Fall CyberCom m itgewirkt. Das erscheint m i r eine perfekte Ausgangsposition, um vertrauliche Infor m ationen zu erfahren und an RTG zu verkaufen. Man kann nun m al in keinen Menschen hineinschauen. Aber ich werde die W ahrheit herausfinden.«
Rowe setzte die Brille wieder auf und rieb unruhig m it der Hand über die gläserne Tischober f läche. »Ich kann m i r kaum vorstellen, daß Sidney etwas
Weitere Kostenlose Bücher