Total Control (Das Labyrinth)
Bundeszentralbank kandidierte, zog Page sich HIV zu und drohte, die Sache platzen zu lassen. Und was taten Sie? Dasselbe wie mit Lieberman. Sie ließen Page umbringen.«
Gambles Antwort verblüffte sie. »Warum hätte ich ihn umbringen lassen sollen? Er hat für mich gearbeitet.«
»Er sagt die Wahrheit, Sidney.« Sie riß den Kopf herum und erblickte den Sprecher der Worte. Quentin Rowe betrat den Raum.
Mit weit aufgerissenen Augen starrte Gamble ihn an. »Wie sind Sie denn hierhergekommen?«
Rowe warf ihm einen Seitenblick zu. »Sie haben wohl vergessen, daß auch ich eine Privatkabine im Firmenjet besitze. Außerdem bin ich gerne bis zum Schluß bei einem Projekt dabei.«
»Hat sie recht? Haben Sie Ihren eigenen Liebhaber umbringen lassen?«
Gelassen musterte Rowe ihn. »Das geht Sie gar nichts an.«
»Es ist meine Firma. Alles geht mich etwas an.«
»Ihre Firma? Das glaube ich kaum. Jetzt, wo wir CyberCom haben, brauche ich Sie nicht mehr. Endlich ist dieser Alptraum vorbei.«
Gamble lief rot an und gab Richard Lucas ein Zeichen. »Ich glaube, wir müssen diesem kleinen Scheißer ein wenig Respekt vor seinem Vorgesetzten einbleuen.«
Richard Lucas zog die Waffe.
Gamble schüttelte den Kopf. »Verpaß ihm nur eine ordentliche Abreibung«, meinte er mit bösartig funkelnden Augen. Der
Blick verschwand sogleich, als Lucas die Pistole in seine Richtung herum schwenkte. Gamble ließ die Zigarre fallen. »Was zum Teufel soll das? Du verfluchter Verräter -«
»Halt’s Maul!« brüllte Lucas zurück. »Halt’s Maul, oder ich puste dich hier und jetzt um. Das schwöre ich bei Gott.« Lucas’ Augen schossen Funken, woraufhin Gamble sofort den Mund schloß.
»Warum, Quentin?« Sanft drifteten die Worte durch den Raum. »Warum?«
Rowe wandte sich um und stellte fest, daß Sidney ihn anstarrte. Tief atmete er durch. »Als Gamble meine Firma übernahm, ließ er Verträge aufsetzen, die ihm all meine Ideen zusicherten. Ich war praktisch sein Eigentum.« Kurz blickte er mit kaum verhohlener Abscheu zum nunmehr lammfrommen Gamble. Dann drehte er sich wieder zu Sidney um und schien ihre Gedanken zu lesen. »Das seltsamste Paar der Welt. Ich weiß.« Er setzte sich an den Schreibtisch vor den Laptop. Während er weitersprach, betrachtete er den Bildschirm. Die Nähe des Computers schien beruhigend auf Quentin Rowe zu wirken. »Dann aber verlor Gamble all sein Geld. Meine Firma stand vor dem Ruin. Ich habe ihn angefleht, mich aus dem Vertrag zu entlassen, doch er sagte, er würde mich jahrelang vor Gericht zerren. Ich saß fest. Dann lernte Steven Lieberman kennen, und der Plan wurde ausgeheckt.«
»Aber du hast Page ermorden lassen. Weshalb?«
Rowe antwortete nicht.
»Hast du je versucht herauszufinden, von wem er HIV hatte?«
Noch immer gab Rowe keine Antwort. Tränen tropften auf den Laptop.
»Quentin?«
»Er hatte es von mir. Von mir!« Rowe sprang vom Stuhl auf, taumelte einen Augenblick und sank kraftlos zurück. Mit schmerzerfüllter Stimme fuhr er fort. »Als Steven mir erzählte, er sei HIV-positiv, wollte ich es zuerst nicht wahrhaben. Ich war ihm immer treu gewesen, und er schwor mir umgekehrt dasselbe. Wir dachten, es könnte vielleicht Lieberman gewesen sein. Also besorgten wir uns eine Kopie seiner medizinischen Akte - er war sauber. Daraufhin ließ ich mich untersuchen.« Seine Lippen bebten. »Damals erfuhr ich, daß ich HIV-positiv bin. Das einzige, was mir einfiel, war eine verfluchte Bluttransfusion, die ich nach einem schweren Autounfall erhalten hatte. Ich habe mich im Krankenhaus erkundigt und fand heraus, daß im selben Zeitraum mehrere Operationspatienten mit dem Virus infiziert wurden. Gleich darauf habe ich Steven alles erzählt. Ich empfand so viel für ihn. Nie zuvor in meinem Leben hatte ich derartige Schuldgefühle. Ich dachte, er würde es verstehen.« Tief atmete Rowe durch. »Nur das hat er nicht.«
»Er drohte, euch auffliegen zu lassen?« fragte Sidney.
»Dafür waren wir schon zu weit gekommen, hatten viel zu hart gearbeitet. Steven konnte nicht klar denken, er -« Völlig niedergeschlagen schüttelte Rowe den Kopf. »Eines Nachts kam er in meine Wohnung; er war stockbetrunken. Steven erzählte mir, was er vorhatte. Er wollte die Sache mit Lieberman, die Erpressung, alles, an die Öffentlichkeit bringen. Wir wären allesamt in den Knast gewandert. Ich sagte ihm, er müsse tun, was er für richtig halte.« Rowe setzte ab; seine Stimme schwankte. »Oft habe ich ihm sein
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