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Total Recall

Total Recall

Titel: Total Recall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Dürr (VS Mihr)
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schweren Eichentisch mit Stühlen. Maria kümmerte sich um das Wohnzimmer. Sie bestellte große, dickgepolsterte Sofas, die sie mit Blumenmustern beziehen ließ, und dazu Lehnstühle, die mit demselben Stoff bezogen wurden wie die Sofas. Dazu kamen weitere Stühle aus Holz. Eine Freundin von Eunice, die eine hervorragende Innenarchitektin war, gab uns nützliche Ratschläge.
    Einig waren Maria und ich uns darin, dass unser Haus gemütlich sein sollte. Wir wollten beide eine Einrichtung haben, in der man auch mal die Füße hochlegen kann, um wirklich auszuspannen. Ich merkte, dass Maria Geschmack hatte, also ließ ich sie selbst entscheiden, und sie merkte, dass ich Geschmack hatte. Das war wunderbar. Ich brauchte nicht alles selber zu machen und musste nicht ständig überlegen: Mag sie dies? Oder mag sie das? Und ist am Ende mein Stil zu dominant im Haus? Vielmehr hatte ich eine Frau an meiner Seite, die ihre eigene Meinung vertrat und mit der ich mich perfekt ergänzte, auch weil wir uns beide noch entwickelten.
    Maria ging gern mit mir auf Antiquitäten-Messen, wo wir uns die alten Sachen ansahen. Mein Interesse an alten Möbeln war im Lauf der Jahre größer geworden. Das hatte ich auch Joe Weider zu verdanken. Allerdings kaufte ich noch nicht über einem gewissen Preisniveau. Was ich erwarb, hing immer davon ab, wie viel Geld ich hatte und wie viel ich ausgeben wollte. Ich hatte noch nie ein Möbelstück polstern lassen, sondern immer gekauft, was im Angebot war, oder sogar nach Sonderangeboten gesucht. Doch nun, da ich mit Conan eine Glückssträhne hatte, wollte ich etwas großzügiger sein und die Möbel mit den Stoffen beziehen lassen, die Maria gefielen.
    Die ganze Zeit gerieten wir nie in Streit, sondern entschieden alles partnerschaftlich. Es wurde klar, dass wir gut zusammenpassten und miteinander leben konnten. Genau das hatten wir herausfinden wollen.
    Ich interessierte mich auch zunehmend für Kunst, was ebenfalls zum Teil auf Joe Weiders Einfluss zurückging. Um meinen Geschmack zu verfeinern, besuchte ich häufig Museen, Auktionen und Galerien, und Maria kam gern mit. Ich begann zu sammeln. Anfangs konnte ich mir nur weniger teure Werke leisten, Lithographien vor allem, von Chagall, Miró und Dalí. Doch bald schon ging ich zu Gemälden und Skulpturen über.
    Weil ich bald wegmusste, kam die Sprache auch aufs Heiraten. Ich wollte, dass sie mit nach Spanien kam und meine Karriere aus allernächster Nähe begleitete. Für mich stand nach allem, was wir im Sommer und Herbst gemeinsam erlebt hatten, außer Frage, dass sie die ideale Frau für mich war. Sie vereinte all die Eigenschaften, die ich in einer Frau suchte. Sie forderte Respekt ein, sie war intelligent, sie war klug, sie war eine starke Partnerin, sie unterstützte mich, wie ich sie unterstützte. Ich bat Maria, mich zu den Dreharbeiten zu begleiten und bei mir zu bleiben, oder mich zumindest einen Monat lang zu besuchen. Sie sagte, dass das nicht ginge, weil ihre Mutter und ihr Vater nicht damit einverstanden wären. Das Wissen, dass sie mit mir am Drehort übernachtete, würde die beiden belasten, weil wir nicht verheiratet waren.
    »Warum heiraten wir dann nicht einfach?«, sagte ich.
    Aber dieser Vorschlag war noch schlimmer. Sie fürchtete Eunice’ Reaktion. »Nein, nein, nein, damit brauche ich ihr gar nicht zu kommen.«
    Eunice hatte spät geheiratet, sehr spät. Es war eine oftzitierte Geschichte in der Familie. Eunice hatte einfach vorher noch so viel zu erledigen gehabt. Nachdem sie während des Zweiten Weltkriegs an der Stanford University Soziologie studiert hatte, half sie im Auftrag des Außenministeriums ehemaligen Kriegsgefangenen bei der Wiedereingliederung ins zivile Leben. Nach dem Krieg arbeitete sie für das Justizministerium im Bereich Jugendkriminalität, dann als Sozialarbeiterin in einem Bundesstraflager für Frauen in West Virginia und anschließend in einer Obdachlosenunterkunft für Frauen in Chicago. Sarge, attraktiv wie ein Filmstar, war damals Manager des Marchandise Mart für Joe Kennedy. Im Jahr 1946 verliebte er sich in Eunice und umwarb sie, sieben Jahre lang. Er hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, als sie ihn eines Tages nach der Morgenmesse in eine Seitenkapelle führte und sagte: »Sarge, ich glaube, ich will dich heiraten.«
    Da Eunice erst mit Anfang dreißig geheiratet hatte, war es auch Maria mit fünfundzwanzig noch zu früh, und sie wollte lieber warten, bis sie dreißig war. Auch sie musste

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