Total Recall
»Lasst mich einfach machen«, sagte ich ihnen. »Ihr braucht mich nicht zu warnen.«
Man kann immer alles hinterfragen. Alles hat auch seine Schattenseiten, und je mehr man darüber weiß, desto zögernder wagt man sich heran. Genau wie ich mich nie auf den Immobilienmarkt, ins Filmgeschäft und ins Bodybuilding gewagt hätte, so hätte ich wohl auch nie geheiratet, wenn ich gewusst hätte, was alles auf mich zukommen würde. Zum Teufel damit! Für mich zählte nur, dass Maria die beste Frau für mich war.
Ich vergleiche das Leben immer mit einer Klettertour, nicht nur, weil es anstrengend ist, sondern auch, weil ich gern klettere und gern den Gipfel erreiche. Die Ehe stellte ich mir als ein Gebirge vor, als eine ganze Ansammlung von Bergen: die Planung der Hochzeit, die Hochzeit selbst, die Entscheidung, wo wir leben, wann und wie viele Kinder wir haben, in welchen Kindergarten und in welche Schule wir sie schicken würden und so weiter. Den ersten Berg hatte ich bereits erobert, nämlich die Hochzeitsplanung. Dabei war mir klargeworden, dass ich den Ablauf dieses Ereignisses weder aufhalten noch beeinflussen konnte. Es spielte keine Rolle, was ich von den Tischdecken hielt, vom Menü oder von der Gästeliste. Ich musste einfach akzeptieren, dass sich das alles meiner Kontrolle entzog. Die Planung war in guten Händen, und ich wusste, dass ich mir keine Sorgen zu machen brauchte.
Maria und ich hatten unsere Hochzeit ausgiebig geplant und lange gewartet. Sie war dreißig, ich siebenunddreißig. Unsere Karriere ging jeweils steil nach oben. Kurz nach unserer Verlobung war sie zur stellvertretenden Chefsprecherin der CBS Morning News ernannt worden, und bald würde sie zu einem ähnlich gut bezahlten und anspruchsvollen Job bei NBC wechseln. Die Sendestudios befanden sich in New York, aber ich hatte ihr immer zu verstehen gegeben, dass ich ihr nicht im Weg stehen wollte. Wenn wir in unserer Ehe von einer Küste zur anderen pendeln mussten, würden wir das schon schaffen, daher wollten wir das vorerst nicht weiter diskutieren.
Ich war immer der Meinung gewesen, dass man mit dem Heiraten warten sollte, bis man finanziell abgesichert ist und die härtesten Karrierekämpfe hinter sich hat. Zu oft hatte ich von Sportlern und erfolgreichen Leuten aus Unterhaltung und Wirtschaft gehört: »Mein Hauptproblem ist, dass meine Frau mich zu Hause haben will, ich aber mehr Zeit für meine Arbeit brauche.« Diese Vorstellung war mir zuwider. Es ist nicht gut, wenn sich die Ehefrau fragen muss, wo sie eigentlich bleibt, weil man vierzehn oder achtzehn Stunden am Tag mit seiner Karriere beschäftigt ist. Da die meisten Ehen an finanziellen Problemen scheitern, wollte ich vor meiner Hochzeit finanziell abgesichert sein.
Die meisten Frauen haben zu Beginn einer Ehe eine bestimmte Erwartungshaltung an ihren Ehemann, die sich meistens, wenn auch nicht immer, aus der Ehe ihrer Eltern ableitet. In Hollywood setzte der Milliardär Marvin Davis, dem 20th Century Fox, das Pebble Beach Ressort und das Beverly Hills Hotel gehörten, den Maßstab für eheliches Engagement. Dreiundfünfzig Jahre war er mit Barbara verheiratet, Mutter seiner fünf Kinder. Alle Frauen schwärmten von Marvin Davis. Wenn wir bei ihnen zu Hause zu einer Dinnerparty eingeladen waren, erklärte Barbara: »Marvin war noch nie eine einzige Nacht ohne mich weg. Wenn er auf eine Geschäftsreise geht, kommt er jedes Mal noch am selben Abend zurück. Er ist nie über Nacht weg, und wenn es doch mal sein muss, nimmt er mich mit.« Die anwesenden Ehefrauen fragten dann ihre Männer: »Warum ist das bei dir nicht so?« Oder die Männer wurden unter dem Tisch von ihren Frauen gestupst und getreten. Nach Marvins Tod im November 2005 berichtete Vanity Fair allerdings, dass Marvin völlig pleite war und Barbara nun Schwierigkeiten hatte, ihre Wohltätigkeitsaktivitäten fortzusetzen und den Stapel Rechnungen zu begleichen. Viele Ehefrauen in Hollywood waren nun von dem großen Vorbild enttäuscht. Ich schwor mir, dass wir nie auf Marias Geld würden zurückgreifen müssen, weder auf das, was sie verdiente, noch auf das Geld ihrer Familie. Ich heiratete sie nicht, weil sie wohlhabend war. Zu der Zeit hatte ich für Predator 3 Millionen Dollar bekommen, und wenn der Film im Kino ein Erfolg wurde, würde ich für das nächste Projekt 5 Millionen bekommen und für das übernächste 10 Millionen, weil wir meine Forderung mit jeden Film annähernd verdoppelten. Ich wusste nicht,
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