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Total Recall

Total Recall

Titel: Total Recall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Dürr (VS Mihr)
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bezogen, und wir erhielten die Anweisung: »Essenspause. Die Panzerkommandanten melden sich zum Rapport.«
    Ich scherzte über Funk mit einem Freund, der seit kurzem eine neuere Version des Patton-Panzers fuhr, den M60 mit Dieselmotor. Er prahlte damit, dass sein Panzer schneller sei als meiner. Das war ein Fehler. Ich forderte ich ihn auf, seine Behauptung zu beweisen, und wir fuhren los, den Berghang hinunter. Ich hätte anhalten sollen – wenn ich auf die Stimme der Vernunft gehört hätte –, aber ich lag vorn. Die übrigen Jungs in meinem Panzer drehten fast durch. Ich hörte, wie jemand rief, ich solle anhalten, aber ich dachte, es wäre der andere Panzerfahrer, der sich einen Vorteil verschaffen wollte. Am Fuß des Hangs hielt ich an und drehte mich nach dem M60 um. Erst da fiel mir auf, dass sich ein Soldat voller Panik an unseren Geschützturm klammerte. Er und ein paar andere Soldaten hatten auf dem Panzer gesessen und waren dort überrascht worden, als wir unsere Wettfahrt starteten.
    Die anderen waren abgesprungen oder hinuntergefallen, nur er hatte sich bis zum Schluss festhalten können. Wir schalteten die Scheinwerfer an und fuhren vorsichtig wieder den Hang hinauf – ganz langsam, damit wir niemanden überfuhren – und sammelten die verstreuten Kameraden auf.
    Zum Glück war niemand ernsthaft verletzt worden. Oben auf dem Bergrücken warteten drei Offiziere im Jeep auf uns. Ich fuhr vorbei und parkte meinen Panzer, als ob nichts gewesen wäre. Als ich aus der Luke kletterte, standen schon alle drei vor dem Panzer und warteten auf mich. Sie fingen gleichzeitig an zu wettern und zu toben. Ich stand stramm, bis sie fertig waren. Nachdem das Gebrüll vorbei war, trat ein Offizier vor, starrte mich einen Moment lang an. Dann grinste er höhnisch. »Panzerfahrer Schwarzenegger«, befahl er, »fahren Sie Ihren Panzer dort rüber.« – »Jawohl, Herr Hauptmann!«, sagte ich und stellte den Panzer dort ab, wo er es gesagt hatte. Beim Aussteigen merkte ich, dass ich tief im Schlamm einsackte.
    »Also, Panzerfahrer Schwarzenegger, ich möchte, dass Sie unter Ihrem Panzer der Länge nach durchkriechen. Wenn Sie wieder rauskommen, klettern Sie am Panzer hinauf, durch den Turm nach unten, durch die Wanne und aus der Notausstiegsluke wieder nach draußen. Und dann machen Sie das Ganze noch einmal.« Insgesamt musste ich die Übung fünfzigmal absolvieren.
    Als ich nach vier Stunden durch war, klebten zwanzig Pfund Schlamm an mir, ich konnte mich kaum noch bewegen. Beim Klettern durch den Panzer hatte ich das ganze Innere mit Schlamm gefüllt. Ich musste zurück zur Kaserne und den Panzer säubern. Der Offizier hätte mich auch für eine Woche in Arrest schicken können, aber ich muss zugeben, dass diese Strafe wesentlich effektiver war.
    Ohne dass ich es beabsichtigt hätte, wirkte sich das Panzerrennen günstig auf meine vorzeitige Entlassung aus. Ein paar Wochen nach dem Rennen wurde ich zu meinen Vorgesetzten gerufen. Der Kommandant hatte die Bodybuilding-Zeitschriften und mein Stellenangebot auf seinem Schreibtisch liegen. »Erklären Sie uns Folgendes«, sagte er. »Sie haben sich verpflichtet, drei Jahre lang als Panzerfahrer im Österreichischen Bundesheer zu dienen, und jetzt bitten Sie darum, bereits im Sommer entlassen zu werden, weil Sie diese Stelle in München haben.«
    Mir gefalle es beim Militär, sagte ich ihnen, aber die Stelle in München sei eine einzigartige Chance für meine Karriere.
    »Nun«, sagte der Kommandant mit einem Lächeln, »aufgrund der Tatsache, dass Sie hier ein gewisses Sicherheitsrisiko darstellen, geben wir Ihrem Gesuch statt und entlassen Sie vorzeitig. Wir können es uns nicht erlauben, dass Sie noch mehr Panzer zu Schrott fahren.«

Kapitel 4
    Mister Universum
    »Ich kann dir immer einen Job als Rettungsschwimmer am Thalersee besorgen. Wenn also irgendetwas schiefläuft, musst du dir keine Sorgen machen«, sagte Fredi Gerstl bei unserem Abschied zu mir. Fredi war wie immer großzügig und hilfsbereit, und ich wusste, dass er es gut meinte, aber ich hatte kein Interesse an einem Job als Rettungsschwimmer oder einer anderen Absicherung. München lag zwar nur vierhundert Kilometer von Graz entfernt, aber für mich war es der erste Schritt von Österreich Richtung Amerika.
    Ich hatte schon viel über München gehört. Es hieß, dass jede Woche rund tausend Züge am Münchner Hauptbahnhof eintrafen, und mir waren wilde Geschichten vom Nachtleben, den Bierkellern

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