Total Recall
gebraucht wurde. Maria erzählte mir später, dass sie wegschauen musste. Sie konnte nicht mitansehen, wie man mir die Brust aufschnitt, wie jemand mit einer Zange die Drähte löste, die meinen Brustkorb seit der ersten Operation zusammengehalten hatten, und wie man schließlich das Herz freilegte. Aber Roberta schob ihren Stuhl direkt vor den Monitor. »Siehst du das?«, fragte sie. »Jetzt haben sie gerade die Aorta durchtrennt und nähen die neue Klappe ein!«
Und so erhielt ich meine zweite Chance, oder eher dritte. Als ich nach der Operation erwachte, saßen Maria und Roberta im Zimmer. Sie wollten mir moralische Unterstützung geben. Wieder fühlte ich mich glänzend. Der schmerzhafte Husten war weg, und ich konnte wieder frei atmen. »Wahnsinn!«, sagte ich. »Das ist einfach großartig! Was sagen die Ärzte – wann darf ich nach Hause?«
Wir entdeckten, dass in der Küche ein Bursche aus Österreich arbeitete, der ein richtiges Wiener Schnitzel machen konnte, und an den beiden ersten Tagen aß ich Schnitzel. Es schmeckte fantastisch. Aber als mir eine Schwester am dritten Tag das Essen brachte, konnte ich den Geruch nicht mehr ausstehen. »Können Sie es bitte wieder mitnehmen?«, bat ich sie. Für mich roch es wie faules Gemüse.
Von diesem Zeitpunkt an konnte ich nur noch Eiskrem und Früchte zu mir nehmen. Alles andere roch schlecht. Ich hatte buchstäblich meinen Geruchssinn verloren. Ich hasste alles, was mir vorgesetzt wurde, und fühlte mich allmählich richtig niedergeschlagen.
Der Arzt hatte mich vorgewarnt, dass sich die Patienten nach einer Herzoperation oft depressiv fühlten. Aber nach allem, was wir nun schon durchgemacht hatten, machte sich Maria große Sorgen. »Du bist ganz verändert«, sagte sie. Und als meine Lebensgeister auch nach ein paar Tagen noch nicht zurückgekehrt waren, meinte sie, die Ärzte nähmen die Sache zu leicht. »Sie müssen etwas tun«, erklärte sie ihnen. »Er darf nicht so bleiben. Ich will, dass er morgen wieder der Alte ist, wenn ich wiederkomme.«
Ein paar andere Patienten hatten die Idee, eine Zigarre für mich ins Krankenhaus zu schmuggeln, da sie wussten, dass ich Zigarren mochte. Sie glaubten, dass mich das aufmuntern würde. Auf einer Seite der Dachterrasse hing ein Basketballkorb, sodass man dort zur Entspannung spielen konnte. Dorthin brachten sie mich, damit ich ungestört rauchen konnte. Aber natürlich hatten sie keine Ahnung, dass ich keinen Geschmackssinn mehr hatte. Kaum hatte ich die Zigarre im Mund, als ich mich auch schon fast übergeben musste. »Tut mir leid, aber es geht nicht.« So blieb ich einfach im Rollstuhl sitzen und schaute ihnen beim Basketball zu, wie eine der weggetretenen Gestalten in Einer flog über das Kuckucksnest . Ich starrte nur einfach zu ihnen hinüber, ohne zu wissen, was sie machten, ich sah nur ein paar Leute, die herumsprangen. Es interessierte mich nicht, so viel war klar. Nach einer Weile schoben sie mich in mein Zimmer zurück. Aber ich fühlte mich ein klein wenig besser, vielleicht auch nur, weil ich endlich wieder einmal an der frischen Luft gewesen war.
Allmählich fand ich zu mir selbst zurück, vor allem, nachdem ich nach Hause entlassen worden war. Ich spielte mit den Kindern und fing ganz langsam mit dem Training an. Kein Bankdrücken natürlich, aber ein bisschen auf dem Heimtrainer und danach ein Spaziergang zum Will-Rogers-Park hinauf, wobei ich Conan und Strudel mitnahm, unsere großen Labradors, die mir Franco zum Geburtstag geschenkt hatte. Später wollte ich dann wieder mit meinen Gewichten anfangen, aber schweres Training kam von jetzt an nicht mehr infrage, weil dabei der Druck auf die neue Klappe zu groß gewesen wäre. Nicht verausgaben, sagte der Arzt. Und nichts forcieren. Nie mehr.
Bis dahin war mir nicht klar gewesen, wie sehr mir meine Herzoperation in Hollywood schaden würde. Wir gingen damit an die Öffentlichkeit, weil sich die Sache ohnehin allmählich herumzusprechen begann. Wir hätten uns nur noch mehr verdächtig gemacht, wenn wir die Nachricht zurückgehalten hätten. Fast sofort erhielt ich Anrufe von den Bossen der Studios, mit denen ich zusammengearbeitet hatte. »Machen Sie sich über das Skript keine Gedanken«, sagten sie. »Wir stellen die Sache zurück, bis Sie dazu bereit sind. Passen Sie einfach auf sich auf, damit es Ihnen bald bessergeht. Und lassen Sie es uns wissen, wenn Sie sich wieder gesund fühlen.«
Aber ich hätte mir denken können, dass es nicht so
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