Total Recall
hatte seinen eigenen Vorführraum.
Der Börsengang verschaffte dem Unternehmen Kapital, um weiter expandieren zu können. Aber wir merkten auch sehr schnell, welche Nachteile die Beteiligung von Aktionären hatte. Im Vergleich zu regulären Restaurantketten wie Ponderosa oder Applebee’s hatte Planet Hollywood hohe Ausgaben, und wenn man weder Insider war, noch mit der Werbung zu tun hatte, konnte man nur schwer einsehen, welchen Sinn manche der ganz großen Ausgaben hatten. Wie zum Beispiel die Firmenjets. Planet Hollywood gab eine Menge Geld aus, um seine Berühmtheiten durch die Weltgeschichte zu fliegen. Tatsächlich war das die beste Art und Weise, die Stars an das Unternehmen zu binden, noch wirkungsvoller als die Aktienoptionen, die sie erhielten. Wirklich große Stars fliegen nicht gern mit Linienflügen. Andererseits besitzen nur sehr wenige einen Privatjet. Aus diesem Grund unterhielt das Warner Brothers Studio zwanzig oder dreißig Jahre lang eine eigene kleine Luftflotte, um Clint Eastwood und andere berühmte Schauspieler von einem Ort zum anderen herumzufliegen. Warner besaß auch Häuser in Acapulco in Mexiko und in Aspen in Colorado sowie Apartments in New York – für manche Stars waren solche Dinge sozusagen das Sahnehäubchen auf ihren Verträgen. Wer zur Warner-Familie gehörte, durfte das alles kostenlos nutzen. Und die Schauspieler und Regisseure blieben dem Studio treu und erneuerten immer wieder ihre Verträge. Sie wussten genau, dass ihnen kein Firmenjet mehr zur Verfügung stehen würde, wenn sie zu, sagen wir, Universal Studios wechselten. Der Trick funktionierte auch bei uns, und trotzdem sagten die Aktionäre: »Wartet mal, warum verschwendet ihr so viel Geld für die Prominenz? Wir haben keine Lust, das alles zu bezahlen.«
Aber sie beschwerten sich auch über die Designkosten. In den Restaurants wurden alle möglichen Artikel verkauft, von coolen Bomberjacken über Baseballkappen bis hin zu Schlüsselanhängern, und das Angebot wurde regelmäßig ausgetauscht und auf den neuesten Stand gebracht. Manche Fans sammelten T-Shirts mit den Firmenlogos der Filialen in möglichst vielen verschiedenen Städten. Manchmal tauchten bei einer Neueröffnung sogar Kunden auf, die mein Autogramm auf einem ganzen Stapel von T-Shirts haben wollten, die sie in den Filialen in dreißig Städten gekauft hatten. Das war ein sehr netter Nebeneffekt. Aber die Aktionäre wollten trotzdem wissen: »Warum werden denn ständig neue Jacken und neue Waren angeboten? Warum verwendet ihr nicht einfach immer die gleichen?«
Vor allem bewirkten die Aktienmärkte jedoch, dass Planet Hollywood sich gezwungen sah, immer weiter zu expandieren. Wall Street befand sich mitten in der heißen Phase des Internetbooms, und die Geldanleger gierten nach schnellem Wachstum. Beide Gründer, Robert Earl und Keith Barish, waren auf dem Papier jetzt – jeder – ungefähr 500 Millionen Dollar schwer, weil sie zusammen immer noch sechzig Prozent der Aktien hielten. Sie sicherten zu, sowohl den Gesamtumsatz als auch die Zahl der Filialen jährlich um dreißig bis vierzig Prozent zu steigern. Das bedeutete, dass Restaurants auch in unbedeutenderen Städten gebaut werden mussten, wie Indianapolis, St. Louis oder Columbus, außerdem in Dutzenden Städten im Ausland. Im April 1997, also im selben Monat, in dem ich meine Herzoperation hatte, schloss der Konzern Verträge mit Prinz Alwaleed bin Talal, einem saudi-arabischen Milliardär, der fast drei Dutzend Planet-Hollywood-Filialen im Nahen Osten und Europa eröffnen sollte, und den Anfang machten Brüssel, Athen, Kairo, Lissabon, Istanbul und Budapest. Außerdem schloss das Unternehmen ein Abkommen mit Ong Beng Seng, einem Großunternehmer aus Singapur, der fast zwei Dutzend Planet-Hollywood-Restaurants in Asien aufzumachen sollte.
Ich hielt das für einen schweren Fehler und wies Robert und Keith mehrmals darauf hin. Sie hatten das Kerngeschäft des Konzepts aus den Augen verloren. Wenn man zum Planet Hollywood in Beverly Hills ging, bestand tatsächlich die Chance, Arnold zu sehen. Oder wenn man das Restaurant in Paris besuchte, konnte man vielleicht Gérard Depardieu über den Weg laufen. Oder im All Star Café in Tokio konnte man dem Baseballspieler Ichiro Suzuki begegnen oder Shaquille O’Neal in Orlando, wenn er dort gerade spielte. Aber wenn man zum Planet Hollywood in Indianapolis ging, würde man dort Bruce Willis beim Mittagessen sitzen sehen? Mir gefiel das ganz und
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