Total Recall
Hotel in der Nähe des Flughafens von Los Angeles gemietet. Er war gesteckt voll mit Reportern und Fernsehteams aus der ganzen Welt, und man spürte die Aufregung. Ich hatte zuletzt im Mai eine Pressekonferenz für Terminator 3 in Cannes gegeben. Aber diese hier war von einem anderen Kaliber.
»Perfekt!«, dachte ich. Der Demokrat Buffett und der Republikaner Shultz saßen neben mir und machten so schon optisch deutlich, dass ich der Kandidat für ganz Kalifornien war. Nach ein paar einleitenden Worten von ihnen antwortete ich fünfundvierzig Minuten lang auf Fragen und redete über das, was ich tun würde, wenn die Wähler mich auf den Posten von Gray Davis wählten. Erste Priorität, so sagte ich, hatte die ökonomische Gesundung Kaliforniens, und dazu sei schnelles Handeln nötig, um den Haushalt auszugleichen. »Heißt das, dass wir bei den Staatsausgaben Einschnitte machen werden? Ja. Heißt das, dass die Bildung zur Disposition steht? Nein. Heißt das, dass ich die Steuern erhöhen will? Nein. Zusätzliche Steuern sind eine Belastung, die wir den Bürgern und Unternehmen Kaliforniens nicht aufbürden dürfen.«
Ich war vorher sehr nervös gewesen, denn hier waren die offiziellen Qualitätssender versammelt, nicht der Boulevard. Also überlegte ich: Sollte ich den Ton ändern? Sollte ich staatstragender klingen? Doch Mike Murphy, der gerade als mein Wahlkampfmanager dazugestoßen war, meinte: »Zeig, dass du dich wohlfühlst. Dass du liebst, was du tust. Sei sympathisch, sei du selbst, sei witzig, amüsier dich. Mach dir keine Gedanken darüber, dass du etwas Falsches sagen könntest, versuch nur, schlagfertig zu sein. Die Leute erinnern sich nicht an das, was du sagst, sondern nur daran, ob sie dich mögen oder nicht.« Es war also okay, wenn ich mich einfach ganz natürlich verhielt. Ich ging raus und hatte wirklich viel Spaß. In einer der ersten Fragen ging es um Warren Buffett und »Proposition 13«. Eine Woche zuvor hatte er dem Wall Street Journal erklärt, dass Kalifornien mehr einnehmen könnte, wenn man dieses Gesetz überdenken würde, das die Vermögenssteuern unrealistisch niedrig hielt. »Es ist unsinnig«, hatte er gesagt. Und so fragte ein Reporter jetzt: »Warren Buffett sagt, dass Sie Proposition 13 ändern und die Vermögenssteuern erhöhen sollten. Was meinen Sie dazu?«
»Zunächst einmal habe ich Warren gewarnt: Wenn er Proposition 13 auch nur noch ein einziges Mal erwähnt, muss er fünfhundert Sit-ups machen.« Damit hatte ich die Lacher auf meiner Seite, und Warren, der kein Spielverderber ist, grinste. Dann machte ich unmissverständlich klar, dass ich die Vermögenssteuern nicht erhöhen würde.
Es kamen Fragen zu allen Themen, von der Einwanderung bis zu meinem Verhältnis zu den Demokraten, die in beiden Kammern des Parlaments, Senat und Assembly, die Mehrheit stellten. »Ich bin es gewohnt, mit Demokraten umzugehen«, sagte ich. Schließlich war ich mit einer verheiratet.
Und natürlich kam auch die Frage, wann ich denn nun Details zu meinen Wirtschafts- und Haushaltsplänen liefern würde. Ich antwortete: »Die Leute interessieren nicht dürre Zahlen und Daten. Sie haben in den letzten fünf Jahren viele Zahlen gehört. Was sie wirklich wissen wollen, ist, ob man durchsetzungsfähig genug ist, um den Augiasstall auszumisten. Die Bürger von Kalifornien können auf eines zählen: Ich werde hart arbeiten.« Es hätte keinen Sinn, fügte ich hinzu, genaue Positionen zu komplizierten Fragen zu entwickeln, solange ich mir kein klares Bild über die tatsächliche Situation machen konnte.
Ein Reporter fragte, ob ich nicht vor dem Wahltag am 7. Oktober mit Einzelheiten herausrücken müsse. Im stillen dankte ich Teddy und sagte einfach: »Nein.«
Meine Berater waren begeistert – und die Berichterstattung über meine Stellungnahmen war in den folgenden Stunden und Tagen überwältigend positiv. Lachen musste ich allerdings, als ich am nächsten Morgen die Schlagzeile des San Francisco Chronicle las: »Mit markigen Sprüchen gegen das Haushaltsdefizit – Details liefert der Schauspieler kaum«.
Maria, die gerade mit den Kindern aus Hyannis Port zurückgekommen war, meinte, ich hätte mich gut geschlagen. Es freute sie, dass die Kampagne jetzt sehr viel strukturierter und markanter war, vor allem dank der Veränderungen, die sie in jenen ersten Tagen in Gang gesetzt hatte. Und dann war da noch etwas. Ich glaube, zum ersten Mal witterte sie den Sieg, glaubte sie, dass ich
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