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Total Recall

Total Recall

Titel: Total Recall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Dürr (VS Mihr)
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Befragten aus. Ich lag bei 28 Prozent. Tom McClintock bei 18 Prozent, und die übrigen 22 Prozent der befragten Wähler hatten sich entweder noch nicht entschieden oder verteilten sich auf unsere 132 Rivalen im Recall-Zirkus.
    Bustamante war ein sehr ernst zu nehmender Gegner. Nicht, weil er eine besonders charismatische Persönlichkeit war, sondern weil er Demokraten ansprach, die Gray Davis nicht mochten. Er verkaufte sich als die einzige Alternative für Wähler, die auf Nummer sicher gehen wollten, und das mit dem vielsagenden Slogan: »Wir sagen Nein zum Recall und Ja zu Bustamante«. Mit anderen Worten: Ich möchte meinem demokratischen Kollegen Gray Davis nicht in den Rücken fallen, aber wenn ihr ihn aus dem Amt werft, wählt mich an seiner Stelle!
    Inzwischen lief unsere Kampagne auf Hochtouren. Mit meinem Privatjet konnte ich an einem Tag viele Termine schaffen. Wir reisten von Flughafen zu Flughafen, und manchmal fanden die Wahlveranstaltungen direkt dort statt, mit tausend Leuten in einem Hangar. Wir flogen ein, parkten das Flugzeug, ich ging in den Hangar, brachte die Menge in Stimmung und flog in die nächste Stadt weiter. Wir machten auch ein paar verrückte Sachen, fuhren in einem Kampagnenbus namens »Running Man« (nach dem gleichnamigen Film von 1987) herum und ließen eine Abrissbirne auf ein Auto fallen, um zu zeigen, was ich mit Gray Davis’ Kfz-Zulassungssteuer machen wollte, sobald ich gewählt war. Jeden Tag erweiterte ich mein Wissen über Politik und Regierungsführung. Meine Pressekonferenzen wurden besser. Ich lernte, meine Vorbereitungszeit für große Reden von einer Woche auf einen Abend einzudampfen und schneller zu reagieren. Unsere Fernsehspots machten sich wirklich gut. Mein Lieblingsspot begann mit einem Spielautomaten mit dem Etikett »California Indian Casinos«, und man sah, wie die Zahl 120000000 in den Fenstern erschien. 120 Millionen Dollar hatten die casinobetreibenden Indianerstämme zu den politischen Kampagnen der Gray-Davis-Ära beigesteuert. Dann trat ich vor die Kamera und sagte: »Alle Spitzenkandidaten nehmen das Casino-Geld und begünstigen die Casino-Betreiber. Ich mache dieses Spiel nicht mit. Geben Sie mir Ihre Stimme, und ich garantiere Ihnen, dass sich die Dinge ändern werden.« Die Leute waren schockiert, dass ich mich mit den Indianerstämmen anlegte. Sie dachten: »Er ist wirklich der Terminator.«
    Wir versuchten nicht, Bustamantes Anhänger zu beeinflussen, sondern wollten die Millionen unabhängigen und noch unentschiedenen Wähler auf unsere Seite bringen. Die beste Gelegenheit dazu bot die Debatte am 24. September, gerade einmal zwei Wochen vor der Wahl. Zum ersten und einzigen Mal kamen dafür die fünf aussichtsreichsten Kandidaten auf einer Bühne zusammen: Cruz Bustamante, Staatssenator Tom McClintock, Peter Camejo von den Grünen, die Journalistin Arianna Huffington und ich.
    Die Vorbereitung auf die Debatte war ein großer Spaß gewesen. Meine Mitarbeiter spielten die anderen Teilnehmer. Alle Kandidaten bekamen die Fragen im voraus, doch die Debatte selbst sollte offen geführt werden, jeder konnte sich äußern. Wir feilten an der Strategie, überlegten uns alle möglichen Angriffe und die passenden Antworten dazu.
    »Wie können Sie sich für den Umweltschutz einsetzen, wenn Sie selbst ein Privatflugzeug fliegen?«
    »Sie verdienen 30 Millionen Dollar pro Film. Wie können Sie wissen, was es bedeutet, arm zu sein?«
    »In Ihren Filmen wimmelt es vor Gewaltszenen – wie können Sie glaubwürdig Recht und Ordnung vertreten?«
    Und ich musste selbst angreifen. Ich wusste, ich konnte McClintock nicht mit Konzepten schlagen – er war ein Streber –, und Arianna nicht in Wörtern pro Minute. Meine Chance war der Humor. Also erfanden wir kurze, witzige Sprüche, und gaben Witze bei John Max in Auftrag, der Gagschreiber für Jay Leno war. Die Sprüche probten wir so, dass ich sie jederzeit parat hatte. Falls Arianna sich zu sehr aufregen sollte, wollte ich sagen: »Ich weiß ja, dass Sie Griechin sind«, oder: »Sie sollten besser nur koffeinfreien Kaffee trinken.«
    Wir mieteten ein Studio und übten, in einer V-Formation sitzend, einem imaginären Publikum zugewandt. Drei Tage lang spielten wir die Situation immer wieder durch. Ich versuchte immer daran zu denken: »Verzettel dich nicht in Einzelheiten. Sei sympathisch, sei humorvoll. Lass die anderen Fehler machen. Bring sie dazu, dumme Sachen zu sagen.«
    Das Ereignis hatte die volle

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