Total Recall
Aufmerksamkeit der Medien. Als ich ankam, war der ganze Parkplatz schon voll. Es sah aus wie bei einem Spiel der Lakers: ein Heer von Übertragungswagen und Anhängern, Satellitenschüsseln vom japanischen, französischen und britischen Fernsehen und von allen amerikanischen Sendern. Im Zentrum einer solchen Aufmerksamkeit zu stehen, war ebenso beängstigend wie aufregend.
Wir durften keine Notizen mit auf die Bühne bringen. Sechzig Sekunden vor Beginn der Sendung machte ich noch einen letzten Stichprobentest. »Das Gesundheitswesen – was würden Sie ändern?«, fragte ich mich selbst. Doch plötzlich fiel mir zum Gesundheitswesen überhaupt nichts mehr ein. »Okay«, dachte ich, »machen wir mit den Pensionen weiter.« Aber ich hatte einen Blackout. Mein Gehirn war völlig lahmgelegt. Ein- oder zweimal hatte ich bei Dreharbeiten einen solchen Blackout erlebt, aber häufiger nicht. Und dort konnte ich mir den Text einfach geben lassen. Glücklicherweise hatte ich noch meinen Sinn für Humor. Na, das wird jetzt interessant, dachte ich mir.
Die Debatte begann damit, dass jeder Kandidat seinen Standpunkt zu der Frage erläuterte, ob es diesen Recall überhaupt geben sollte. Wir waren übereinstimmend der Meinung, dass er nötig war – bis auf Bustamante, der die ganze Initiative eine »furchtbare Sache« nannte. Sehr schnell wurde der Wortwechsel »lebhaft« und »streitlustig«, wie Journalisten es später beschrieben. Bustamante verlor keine Zeit und warf mir sofort meine fehlende Erfahrung vor. Praktisch jeden an mich gerichteten Satz leitete er mit den Worten »Das werden Sie wahrscheinlich nicht wissen, aber …« ein. Dieser herablassende Ton fiel auf ihn selbst zurück, weil die Leute ihn unsympathisch fanden und weil er mir damit die Gelegenheit gab, ihnen zu zeigen, dass ich mich durchaus auskannte. Das beeindruckte, ebenso wie mein Humor. Sobald es besonders heiß herging und die Kandidaten sich gegenseitig anbrüllten, sagte ich irgendetwas Freches, das das Publikum zum Lachen brachte.
Arianna und ich gerieten ein paar Mal aneinander. An einem Punkt führte sie die Haushaltskrise des Bundesstaats auf Steuerschlupflöcher und die Gewissenlosigkeit von Republikanern und Konzernchefs zurück. Ich sagte: »Worüber reden Sie, Arianna? Sie nutzen Steuerschlupflöcher, so groß, dass ich mit meinem Hummer durchfahren könnte.«
In den Meinungsumfragen am nächsten Tag lag ich deutlich vorn. Meine Zustimmungswerte stiegen von 28 auf 38 Prozent, die von Bustamante gingen von 32 auf 26 Prozent in den Keller.
Obwohl es doch eigentlich um einen Zweikampf zwischen Bustamante und mir ging, konzentrierten sich die Medien hinterher auf meinen Schlagabtausch mit Arianna. Als es in der Debatte um den Haushalt ging, beklagte sie sich darüber, dass ich sie unterbrochen hätte, und warf mir Sexismus vor. »Das ist eben die Art, wie Sie mit Frauen umgehen«, sagte sie. »Das ist uns schon klar. Doch hier kommen Sie damit nicht durch.« Ich antwortete zum Spaß: »Mir fällt gerade auf, dass es in Terminator 4 eine Rolle gibt, die Ihnen wie auf den Leib geschneidert ist.« Damit meinte ich den brutalen weiblichen Terminator. Arianna war beleidigt und erzählte am nächsten Tag einem Reporter, die Frauen seien über meine Bemerkung empört. »Ich hatte wirklich das Gefühl, dass er Mühe hatte mit mir als Frau. Das war schon immer sein wunder Punkt.«
Arianna bezog sich auf Sexismus-Vorwürfe, die im Laufe der Jahre immer wieder aufgetaucht waren. Eine Woche später, fünf Tage vor der Wahl, kam es in der Los Angeles Times zu folgender Schlagzeile: »Frauen sagen: Schwarzenegger hat uns begrapscht und gedemütigt«. Meine Mitarbeiter tobten. Offenbar gibt es ein ungeschriebenes Gesetz in der Politik, dass man in der letzten Woche vor einer Wahl keine solchen Storys über die Kandidaten mehr veröffentlicht. Aber ich hatte ja mit so etwas gerechnet, als ich in dieses Rennen ging. Schon bei Jay Leno hatte ich an dem Abend, an dem ich meine Kandidatur im Fernsehen verkündete, gesagt: »Die Leute werden sagen, dass ich keine Erfahrung habe und dass ich ein Macho bin und ein furchtbarer Mensch. Darauf bin ich gefasst. Aber ich möchte den Augiasstall in Sacramento ausmisten.« Ich war nicht als Konservativer mit einer Werteagenda angetreten. Sobald meine Kandidatur stand, hatte die Los Angeles Times ein Reporterteam losgeschickt, um eine ganze Reihe von investigativen Berichten über mich zu machen. Verschiedene
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