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Total Recall

Total Recall

Titel: Total Recall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Dürr (VS Mihr)
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tatsächlich eine Chance hatte zu gewinnen.
    Von diesem Tag an nahm der Wahlkampf Fahrt auf. Wir suchten uns jede Woche ein Thema: Wirtschaft, Bildung, Arbeit, Umwelt. Wir organisierten sogar eine Pressekonferenz im Bahnhof von Sacramento, wo Anfang des Jahrhunderts Gouverneur Hiram Johnson seine historische Rede gegen die Eisenbahnbarone gehalten und sich für Volksentscheide und Wählerinitiativen ausgesprochen hatte, mit deren Hilfe die Bürgerinnen und Bürger sich den Staat zurückerobern sollten. Ich entschied mich für diesen Ort, auch um deutlich zu machen, dass ich gewisse im Wahlsystem angelegte Probleme aufgreifen wollte, etwa die Manipulation der Wahlkreisgrenzen (das sogenannte »Gerrymandering«), mit der die gewählten Amtsträger den Zuschnitt ihrer Wahlbezirke so änderten, dass sie sich dort ewig halten konnten.
    Maria legte ihre Zurückhaltung ab und stieg voll ein. Man merkte sofort, dass sie in unserem Hauptquartier ganz in ihrem Element war. Sie beteiligte sich an Besprechungen zu allen möglichen Themen, von der Strategie bis zu den Wahlslogans. Sie brachte Ideen und Vorschläge ein, manchmal bei den Mitarbeitern, manchmal auch privat im Gespräch mit mir. Außerdem machte sie uns auf etwas Wichtiges aufmerksam, das wir irgendwie übersehen hatten: Sie schlug vor, irgendwo ein Wahlkampfbüro im Erdgeschoss einzurichten. »Ihr könnt nicht hier oben im zweiten Stock bleiben«, sagte sie. Die Leute finden es gut, wenn sie vorbeikommen können und sehen, was hier passiert. Sie reden gern, trinken einen Kaffee und nehmen Flugblätter mit, die sie dann weitergeben können.« Wir fanden ganz in der Nähe ein Geschäft mit großer Schaufensterfront und mieteten es für den Wahlkampf. Wir schmückten es mit Flaggen und Plakaten und Luftballons. Dann veranstalteten wir eine große Eröffnungsparty. Ich hatte im Filmgeschäft Menschenmengen gesehen, bei Bodybuilding-Wettkämpfen und auch bei unserer Kampagne zur Nachschulbetreuung, aber diesmal war die Stimmung irgendwie ganz anders. Dies war wirklich ein richtiger politischer Wahlkampf.
    Im September flogen Maria und ich nach Chicago, um in Oprah Winfreys erster Sendung nach der Sommerpause aufzutreten. Ich freute mich darauf, denn die Republikaner hatten aus schierer Dummheit die Frauen vor den Kopf gestoßen, und es war entscheidend, sie wieder an Bord zu holen. Ich musste vor allem um die Stimmen der Frauen werben, weil mein Filmpublikum immer stark männerlastig gewesen war. Immerhin hatte ich progressive Ansichten zu Themen, die vor allem Wählerinnen interessierten: zur Bildungsreform, zur Gesundheitsreform, zum Umweltschutz, zur Erhöhung des Mindestlohns –, und Oprahs Sendung bot die perfekte Bühne für mein Anliegen.
    Inzwischen machten einige gestandene Demokraten Wahlkampf für Gray Davis. Bill Clinton verbrachte einen ganzen Tag mit ihm in Los Angeles, im Bezirk Watts und in South Los Angeles. Senator John Kerry, Jesse Jackson und Al Sharpton ließen sich sehen. Der einzige wichtige Demokrat, der nicht auftauchte, war Teddy.
    Präsident Bush wie auch sein Vater boten an, mir im Wahlkampf zu helfen, doch ich lehnte dankend ab. Ich wollte der kleine David sein, der gegen die große Wahlkampfmaschinerie des Goliaths Gray Davis antrat.
    Maria wertete die Meinungsumfragen aus wie ein Profi. Sie verfolgte zum Beispiel sehr genau, wie der ultrakonservative Tom McClintock mir immer mehr Anhänger unter den Republikanern abspenstig machte. Natürlich hatten wir auch eigens Mitarbeiter, die die Daten analysierten, doch Maria fielen auch Dinge auf, die sich nicht direkt in den Zahlen niederschlugen. Einmal verblüffte sie mich mit der Feststellung: »Kein einziger wichtiger Politiker attackiert dich. Das ist ein gutes Zeichen.«
    »Was meinst du damit?«, fragte ich. Wie konnten fehlende Angriffe etwas bedeuten?
    Sie erklärte, wenn die Leute der Meinung wären, dass ich verrückt wäre oder untragbar und dass meine Wahl das Staatswohl gefährden würde, dann hätte ich eine sehr viel breitere und erbittertere Opposition gegen mich. »Nur die äußerste Linke und die äußerste Rechte greifen dich an. Das heißt, dass du als glaubwürdiger Kandidat akzeptiert bist.«
    Jedenfalls zeigten die Umfragen Mitte September, dass Gray Davis erledigt war. Die Wähler sprachen sich zu fast zwei Dritteln dafür aus, ihn abzusetzen.
    Doch der Hauptherausforderer war nicht ich, sondern Vizegouverneur Cruz Bustamante. Für ihn sprachen sich 32 Prozent der

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